Studie: Risikoappetit der Versicherer steigt

Regulatorische Veränderungen sind der Umfrage zufolge der entscheidendste Grund für Veränderungen in der Versicherungsbranche innerhalb der kommenden zwölf bis 24 Monate. In der Umfrage haben sich 49 Prozent der Teilnehmer entsprechend geäußert. Strengere Kapitalanforderungen im Zuge der EU-Versicherungsrichtlinie Solvency II, die im Januar 2016 in Kraft treten soll, führen dazu, dass Versicherer vermehrt in Anleihen mit Investmentgrade- Ratings investieren und unter der Vorgabe engerer Risikobudgets diversifizieren. Das gilt vor allem für Institute mit geringerer Solvabilität. Die Zahl der Befragten, die ihre Bestände in Investmentgrade-Anleihen erhöhen wollen, hat sich in etwa verdoppelt – auf 45 Prozent von 24 Prozent vor einem Jahr. Diese Entwicklung steht in Kontrast zu dem ansonsten herrschenden Trend hin zu mehr alternativen Anlagemöglichkeiten.

„Wer Solvency II nicht richtig umsetzt, wird kein Kapital einsammeln“, sagt Liedtke. Die Institute mit höheren Solvabilitätskennzahlen können weiter wachsen und in Strategien mit höheren Renditen investieren, die mit höheren Kapitalanforderungen einhergehen. Für Institute mit geringeren Solvabilitätskennzahlen dürfte die Situation schwieriger werden. Denn die Geldpolitik, die starke Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Wertpapieren und regulatorische Reformen haben dazu geführt, dass Handelsbestände und Umsätze am Anleihenmarkt gesunken sind, was Druck auf die Liquidität von Anleihen ausübt.

Liquiditätssorgen treiben Versicherer in Derivate und ETFs

Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der Versicherer sagen, dass mangelnde Liquidität den Zugang zu festverzinslichen Anlagemöglichkeiten erschwert. Etwa drei Viertel (73 Prozent) sind der Ansicht, die Liquidität sei aktuell geringer als vor der Krise. Im Ergebnis plant die Mehrheit der Versicherer, Derivate (69 Prozent) und ETFs (67 Prozent) stärker einzusetzen. Als Hauptgrund dafür nennen die Befragten mangelnde Liquidität bei Investmentgrade-Anleihen.

„Die Mischung aus zunehmend unterschiedlichen geldpolitischen Richtungen der Notenbanken, dem Liquiditätsrisiko am Anleihenmarkt und erhöhter regulatorischer Aufmerksamkeit stellt die Branche vor ein Dilemma. Es gibt Möglichkeiten, um gesunde Bilanzen zu wahren und Geschäftsbereiche, die unter Druck geraten sind, aufrecht zu erhalten. Aber Investoren sollten sich zügig damit vertraut machen, ihre Portfolios im Hinblick auf risiko- und ertragreichere Vermögenswerte zu diversifizieren. Außerdem sollten sie die Risiken, die diese Bereiche des Kapitalmarktes naturgemäß mit sich bringen, managen.“ (fm)

Foto: Shutterstock

1 2Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments