„Regulierung des Vertriebs wird weiter vorangetrieben“

Erhebungen des GDV zeigen, dass 97 Prozent der Versicherer Solvency II für zu komplex und unverhältnismäßig aufwendig halten. Sehen Sie konkreten Änderungsbedarf bei Solvency II und falls ja, in welchen Bereichen?

Nuschele: Es ist sicherlich richtig, dass die Einführung von Solvency II sehr komplex und aufwendig war. Das größte Problem nach der Einführung sehe ich darin, dass auch nach Solvency II keine Vergleichbarkeit besteht.

Dies gilt für die deutschen Versicherer untereinander, aber noch stärker für den Vergleich mit ausländischen Gesellschaften, weil die Aufsichten Solvency II unterschiedlich auslegen.

Die britische Aufsicht ist in der Auslegung der Richtlinie deutlich strenger als die Bafin. Ich würde mir also wünschen, dass hier mehr Transparenz für Vermittler und Kunden geschaffen wird.

Sind regulatorische Verschärfungen die richtige Antwort auf staatlich verschärfte Kapitalmarktbedingungen?

Nuschele: Die Frage ist recht vielschichtig. Grundsätzlich sollte man sich vor Augen halten, dass der Regulator natürlich nicht ohne Grund aktiv wird und die Regelungen vor allem erlässt, um die Interessen der Verbraucher zu schützen.

Die meisten Versicherer werden die Verschärfungen auch meistern können. Sollte dies zu Problemen führen, spricht das aus meiner Sicht in erster Linie für die Krisenanfälligkeit des Geschäftsmodells.

Ich erwarte allerdings auch, dass der Gesetzgeber nach der Einführung von IDD und Mifid II den Versicherern erst einmal eine kurze Verschnaufpause gönnen wird, um die neuen Anforderungen ordnungsgemäß umsetzen zu können.

Interview: Kim Brodtmann

Foto: Standard Life

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