Rentenwahlkampf mit ungeniertem Griff in die Kassen – Kommt die Deutschlandrente nach der Wahl?

Die Bayern stört nicht, dass das zwischen sechs und sieben Milliarden Euro kostet. Seehofer kann sich nicht vorstellen, dass diese Forderung der CSU „ohne Antwort“ bleibt. Von solchen Postulaten halten die Politiker von Bündnis 90/Die Grünen wiederum gar nichts, obwohl auch sie mehr Engagement für Frauen, die nur 47 Prozent der Altersbezüge eines Mannes erhalten, erwarten.

Zwar hat sich der sogenannte „Gender Pension Gap“ in den letzten Jahren zugunsten des weiblichen Geschlechts verringert, aber die Schließung der Lücken dauert Jahrzehnte, bei jetzigem Tempo „noch bis 2080“ wie Katrin Göring-Eckardt moniert. Die Ökopartei tritt deswegen für mehr Lohngerechtigkeit, für ein Rückkehrrecht auf Vollzeit und bessere Angebote der Kinderbetreuung ein. Was bei der SPD die Solidarrente ist, heißt bei den Grünen „Garantierente“. Die Konzepte sind sich ähnlich.

Rente mit 63 und Mütterrente haben Spuren hinterlassen

Angesichts dieser Debatte und der zu erwartenden horrenden Kosten wären auf der politischen Bühne mehr Sauerländer Volksschüler gefragt. Wie hatte doch schon vor Jahren der ehemalige Bundesarbeitsminister und Mitverfasser der Agenda 2010, Franz Müntefering, seinen ausgabefreudigen und gleichzeitig reformunlustigen Genossen zugerufen: „Weniger Kinder, später in den Beruf, früher raus, länger leben, länger Rente. Wenn an das nebeneinander legt, muss man kein Mathematiker sein. Da reicht Volksschule Sauerland,um zu wissen,dass das nicht geht.“

Solche einfachen Wahrheiten von Realisten wünscht man sich in diesen Tagen. Nun haben es Wahlversprechungen so an sich,dass sie in der Regel nicht umgesetzt werden. Kommt es zu einer Fortsetzung der Großen Koalition, droht eine weitere Überforderung der Bürger und der Staats- sowie der Rentenkasse. Schon die Rente mit 63 nach 45 Versicherungsjahren und die Mütterrente haben Spuren hinterlassen.

Sympathien für eine einfache, kapitalgedeckte Deutschlandrente als Ergänzung zur Rente und betrieblicher und privater Rente gibt es nicht nur bei Bundeskanzlerin Merkel, sondern auch bei möglichen Koalitionspartnern von Grünen und FDP. Auch das Betriebsrentenstärkungsgesetz könnte wieder auf den Tisch kommen, wollen Grüne und Liberale doch, dass auch Unternehmen ohne Tarifbindung betriebliche Altersversorgung anbieten können.

Prof. Dieter Weirich ist neben Klaus Morgenstern Sprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), einer in Berlin angesiedelten Denkfabrik für Generationengerechtigkeit, die von Unternehmen der Finanzwirtschaft getragen wird. Der gelernte Journalist und ehemalige Bundestagsabgeordnete war früher Intendant der Deutschen Welle, des deutschen Auslansdsrundfunks.

Foto: DIA

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