Digitalisierung: „Versicherer müssen kulturelle Hürden überwinden“

Dieser Umbau – bei gleichzeitigem Weiterführen der bestehenden Strukturen – ist aufwendig und nur langfristig wirksam. Viele Versicherer haben diesen Weg bereits eingeschlagen.

Erkennbare Innovationen sind aber meist nur bei den abgekapselten Innovationsschmieden der Versicherer realisiert, die aufgrund fehlender struktureller „Altlasten“ hier quasi wie Insurtechs agieren können.

Dieser Ansatz führt direkt zur zweiten und maßgeblichen Herausforderung: die kulturelle Herausforderung des innovationsorientierten agilen Arbeitens beziehungsweise die Frage, wie Versicherer den Innovationsgedanken aus den meist separierten Innovationsschmieden und Zukunftswerkstätten in die breite Belegschaft transferieren können.

Agile Organisationsstrukturen notwendig

Als Beispiel sei genannt, dass erfolgreiche digitale Innovationen vor allem vom Kunden her gedacht sind und nicht mehr aus der reinen Sicht der Vermarktbarkeit beziehungsweise Risikotragfähigkeit. Dies in den Köpfen zu verankern erfordert Zeit und eine Führungsmannschaft, die diese Sichtweise konsequent vorlebt.

Ein wesentlicher Aspekt für den Erfolg von Digitalisierungsinitiativen ist die Verankerung der notwendigen Innovationskraft im Management und der Organisation.

Herkömmliche Organisationsstrukturen mit klassischer Trennung von IT- und Fachseite sind gegenüber agilen Alternativen noch immer dominierend.

Bedürnisse der Kunden verstehen und erfüllen

Zwar haben eigentlich alle Versicherer den Handlungsbedarf erkannt und treiben mehr oder weniger konsequent innovationstreibende Projekte voran, eine kulturelle Veränderung muss allerdings gelebt werden und ist dementsprechend ein langwieriger Prozess.

Welche Versicherer Erfolg bei diesem kulturellen Wandel haben, wird man sicherlich erst in den nächsten Jahren bewerten können. Dabei darf die Kultur aber nicht zum Feigenblatt der strukturellen Veränderungsfähigkeit werden.

Versicherer müssen rechtzeitig erkennen, dass die Frage nach der Zukunftsfähigkeit eng mit der Fähigkeit zusammenhängt, die Bedürfnisse der Kunden in einer digitalen Welt ganzheitlich zu verstehen und zu erfüllen.

Veränderte Rolle von kleineren Versicherern

Hierzu sind zukünftig entsprechende Bedürfnisse mit ganzheitlichen Dienstleistungsangeboten zu bedienen. Sicherlich haben neben den großen Digital Playern wie Amazon und Co. insbesondere die großen Versicherungskonzerne die strukturellen Reserven, diese sogenannten Ökosysteme zu bespielen oder selber aufzubauen.

Aber auch kleinere und mittlere Versicherer, die sich stark auf spezifische Kundenbedarfe fokussieren, werden dabei noch in einer veränderten Rolle am Markt wiederzufinden sein. Dabei kann „fokussiert“ eine regionale Prägung, eine sehr homogene Zielgruppe oder ein Produktangebot sein.

Autor Stefan Geipel ist Partner bei der Unternehmensberatung zeb in Münster.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der aktuellen Cash.-Ausgabe 8/2018.

Foto: zeb

 

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