„Es gibt ganz wenige Anbieter, die wirklich nachhaltig unterwegs sind“

Verlagern Sie Kundengelder in die nachhaltigen Kapitalanlagen?

Klapper: Nein. Wenn wir Verträge auszahlen, verkaufen wir Anlagen. Wenn wir neue kaufen, investieren wir in nachhaltige – und zwar mindestens in dem Volumen, in dem wir Umsatz mit der „Grüne Rente“ machen. Mittlerweile sind rund zehn Prozent unserer Altersvorsorge im Bereich Nachhaltigkeit: Wir bieten die „Grüne Rente Klassik“ an.

Wir haben eine nachhaltige reine fondsgebundene Rente, eine nachhaltige Drei-Topf-Hybrid-Fondspolice und wir bieten eine nachhaltige Indexpolice. Damit sind wir derzeit der einzige Anbieter im Markt mit einer komplett nachhaltigen Rentenlinie, die auch Hybrid- und Indexrenten mit einschließt.

Wie kontrovers war die Diskussion bei Ihnen im Haus, als es um die nachhaltige Ausrichtung der Kapitalanlage ging?

 

Dr. Henriette Meissner, Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsorge Management GmbH

Meissner: Kapitalanleger lassen sich ungern zu sehr festlegen. Insofern gab es intensive Gespräche, ob man sich an solche Kriterien binden könne. Natürlich hatten wir als Versicherer bereits früher nicht in Kinderarbeit oder Kriegswaffen wie Minen angelegt. Meine Frage an unseren Vorstand für die Kapitalanlage war, warum wir dann nicht noch mehr tun können.

Unser Commitment hat sich mittlerweile bewährt. Und der Markt wächst. Die Sorge, dass man durch Investitionen in diesem Sektor auf Rendite verzichtet, war völlig unbegründet. Es gibt mehrere Studien, die alle zu dem Ergebnis kommen, dass nachhaltige Investments nicht schlechter, sondern besser performen.

Wie definieren Sie Nachhaltigkeit für Ihre Produkte?

Meissner: Wir definieren sie für jedes Produkt anders. Im Deckungsstock muss ich anders agieren als in einem Fonds oder im Index. Um die richtigen Investments auszuwählen, arbeiten wir mit dem Institut für nachhaltig-ethisches Finanzwesen, dem INAF, zusammen.

Der eingetragene Verein befasst sich mit Nachhaltigkeit und Ethik in der Wirtschaft, insbesondere im Finanzwesen. Wir beziehen den Verein, zu dessen Gründungsmitgliedern unter anderem Jörg Weber, Chefredakteur des „ECOreporters“, gehört, in den Auswahlprozess bei der Kapitalanlage mit ein.

Damit haben wir einen externen Maßstab, an dem wir unsere Nachhaltigkeit ausrichten. Dieses sorgt außerdem für Konsistenz. Schließlich können wir nicht jedes Jahr neu definieren, was nachhaltig ist. Zudem veröffentlichen wir jedes Jahr speziell zur „Grünen Rente“ einen Anlagebericht.

Und wie stellen Sie sicher, dass das Produkt am Ende auch wirklich nachhaltig ist?

Klapper: Bei einer reinen Fondspolice ist es relativ einfach. Sie suchen sich einen im Nachhaltigkeitsbereich starken Fondspartner und hinterlegen die Police mit grünen, nachhaltigen Fonds. Allerdings macht die reine Fondspolice gerade einmal zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Wir haben wir auch die erwähnte Drei-Topf-Hybrid-Version im Angebot. Hierfür haben wir 2015 zusammen mit C-Quadrat einen nachhaltigen Wertsicherungsfonds aufgelegt. Meines Wissens derzeit der einzige nachhaltige Wertsicherungsfonds im Markt.

Im letzten Schritt haben wir dieses Jahr in Zusammenarbeit mit einer Bank einen nachhaltigen Index entwickelt. Zehn Prozent Marktanteil klingen sehr gut. Mir ist das allerdings zu wenig.

 

Seite 3: Megatrend Nachhaltigkeit

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