„Es gibt ganz wenige Anbieter, die wirklich nachhaltig unterwegs sind“

Welchen Marktanteil halten Sie für realistisch?

Klapper: Meine Erwartung ist, dass wir in den kommenden zwei Jahren den Umsatz verdoppeln können. 20 Prozent halte ich für absolut realistisch. Und ich glaube, dass sogar noch mehr möglich ist.

Mittelfristig möchte ich das Thema auch auf andere Produktkategorien ausdehnen. Etwa auf die Biometrie sowie auf den Bereich Nichtleben. Anders als im Lebenbereich gibt es hier keinen Ansparprozess. Deshalb sind hier intelligente Lösungen gefragt.

Wie gut ist der Vertrieb auf das Thema eingestellt?

Meissner: Ich hatte eben auf der DKM mit einem Makler gesprochen, für den früher die nachhaltige Altersvorsorge kein Thema war. Mittlerweile bietet er nur noch nachhaltige Altersvorsorge an. Weil es nach seiner Aussage ein Megathema geworden ist.

Und er ist kein Einzelfall. Waren anfangs nur Makler aus dem grünen, nachhaltigen Sektor hier tätig, hat sich das Bild mittlerweile gewandelt. Nachhaltigkeit ist in den vergangenen zwei Jahren zu einem Megatrend geworden. Vor dem Hintergrund, dass die ESG-Kriterien auch in der IDD eine Rolle spielen, dürfte die Bedeutung weiter wachsen. Das Thema hat die Nische längst verlassen.

Klapper: Ein Grund, warum manche Makler bei diesem Thema immer noch zögern, hat damit zu tun, dass sie zu wenig darüber wissen. Wir führen umfassende Schulungen zur betrieblichen Altersversorgung oder zur Biometrie durch.

Im Bereich Nachhaltigkeit gibt es bisher nichts. Daher überlegen wir, ob wir mit einem Schulungsangebot zu diesem Thema in dem Markt gehen. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung, um die Vermittler fit zu machen. Wir haben angesichts der politischen Großwetterlage und der spürbaren Veränderungen im Weltklima, die Chance, einen Umbruch einzuleiten. Ich glaube, wir haben an diesem Punkt die kritische Masse erreicht.

Die Stuttgarter hat gerade den Cash.-Nachhaltigkeitsaward erhalten. Ein anderer nachhaltig agierender Versicherungsverein wurde vor wenigen Wochen zum wertvollsten Unternehmen der Branche gekürt. Zwei Leuchttürme. Wie nachhaltig ist die Versicherungsbranche?

Klapper: Ich glaube, in den Deckungsstöcken deutscher Versicherer schlummern nur noch wenige nicht nachhaltige Risiken. Wenn es aber um die Haltung der Unternehmen geht, muss man das sehr viel differenzierter betrachten.

Schauen Sie sich die Produktwelt an, dann sieht es in der Branche nicht gut aus. Es gibt ganz wenige Anbieter, die wirklich nachhaltig unterwegs sind. Im Rentenbereich ist die Stuttgarter die Benchmark.

Im Investmentbereich gibt es ein paar Produktanbieter. Im Sachbereich gibt es noch drei oder vier Anbieter, die das Thema vorantreiben. Ich hoffe aber auf eine Sogwirkung. Die Stuttgarter allein wird es nicht schaffen. Wir können aber andere ermutigen, mitzumachen. (dr)

Das Gespräch führte Jörg Droste, Cash.

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