Studie: E-Scooter kaum als günstiges Verkehrsmittel geeignet

Und Nextbike sowie Mobike berechneten ihren Kunden bei Mietbeginn zwar pauschal jeweils einen Euro. Mit ihm waren bei Nextbike aber die ersten dreißig und bei Mobike immerhin noch die ersten zwanzig Fahrminuten bereits abgegolten.

Bereitstellungsgebühr als zusätzliche Belastung

Deutlich anders sah die Situation bei allen Anbietern von E-Scootern aus. Sie knöpften ihren Kunden bei jeder Miete erst einmal eine pauschale Bereitstellungsgebühr in Höhe von jeweils einem Euro ab.

Zusätzlich baten Hive und Voi Scooter ihre Kunden mit 15 Cent, Tier Moblity – je nach Stadt – mit 15 bis 19 Cent, Circ mit 15 bis zwanzig Cent und Lime sogar mit zwanzig bis 25 Cent pro Minute zur Kasse.

Den direkten Preisvergleich konnten Anbieter von E-Scootern so nicht für sich entscheiden. Und preisbewussten Fahrern dürfte beim Blick auf die Uhr auch ziemlich schnell der Fahrspaß vergehen.

Touristen als Zielgruppe?

Ob preisbewusste Einheimische wirklich die Zielgruppe der E-Scooter-Anbieter sind, darf aber ohnehin bezweifelt werden. Ihr Angebot ist jedenfalls so „niedrigschwellig“, dass sich auch ausgabefreudigere Touristen einen der E-Scooter leihen und mit ihnen auf Sightseeing-Tour „gehen“ können.

Anders als bei Carsharing-Anbietern oder Verleihern von Elektromotorrollern reicht es bei Anbietern von Elektrotretrollern schon, die App herunterzuladen, ein paar persönliche Daten wie den Namen und die E-Mailadresse anzugeben und die Kreditkarte zu hinterlegen.

Ein Führerschein ist für E-Scooter noch keine Pflicht. Und die bei der Anmeldung abgefragten Daten müssen Nutzer auch nicht verifizieren lassen.

Einige Anbieter verzichten auf die Anmeldegebühr

Hinzu kommt, dass E-Scooter-Anbieter auf die Anmeldegebühr verzichten, die einige Anbieter wie Car2Go und DriveNow (beide: 9,98 Euro), die Motorroller-Verleiher Eddy und Emmy (beide: zehn Euro) und voraussichtlich ab September auch der in Berlin aktive Carsharing-Anbieter We Share (19,90 Euro) berechnen.

E-Scooter eignen sich so für alle, die in der Stadt zu Besuch sind oder einfach nur so einmal Spaß haben möchten. Als Fortbewegungsmittel mit wirklichem Alltagsnutzen disqualifizieren sie sich indes durch ihre vergleichsweisen hohen Kosten.

Lidl Bike in vier von sechs Städten der günstigste Anbieter

In allen sechs Städten – Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln und München – sind Einheimische und Touristen gut beraten, sich per Fahrrad durch die Stadt zu bewegen. Next Bike entpuppte sich jedenfalls in Berlin (15 Bestpreise), Lidl Bike in Düsseldorf (15 Bestpreise), Frankfurt (12), Hamburg (9), Köln (15) und München (12 Bestpreise) als günstigstes Verkehrsmittel.

Anbieter von Elektro-Scootern schnitten in allen sechs Städten schlecht ab. In Berlin, Hamburg, Köln und München erwies sich Lime jeweils als teuerster Anbieter. In Köln war Lime im Schnitt „nur“ 132,0 Prozent teurer als der günstigste Anbieter.

In Berlin betrug der Aufpreis hingegen satte 340,0 Prozent. Circ und Lime erwiesen sich in Frankfurt als teuerste Anbieter, Tier Mobility in Düsseldorf. Für die Fahrt mit Rollern von Circ oder Lime hätten Nutzer in Frankfurt 160,1 Prozent mehr, für die Fahrt mit Tier Mobility in Düsseldorf 199,7 Prozent mehr gezahlt.

Gebührenstruktur lässt Nutzer kaum profitieren

Dass E-Scooter-Anbieter im direkten Preisvergleich nicht nur Anbietern von Autos und Elektro-Rollern, sondern auch von Fahrrädern unterlegen, weist auf ein strukturelles Problem hin.

Wegen ihrer wenig vorteilhaften Gebührenstruktur profitieren sparsame Nutzer auch in verkehrsreichen Zeiten kaum davon, dass sie mit E-Scootern schneller als mit Autos am Ziel sind.

Je nach Verkehr und gewähltem Fahrzeug ziehen bei den Carsharing-Anbietern Car2Go, DriveNow, Miles und Sixt Share und bei den E-Roller-Anbietern Coup, Eddy und Emmy die Preise zwar merklich an, sodass E-Scooter im Preisranking dann eher im Mittelfeld als auf den hinteren Plätzen liegen.

Wer Fahrrad fährt, gelangt auch in der Rush Hour aber wenigstens genauso schnell ans Ziel wie mit E-Scootern – und das zu unverändert günstigeren Preisen.

Schwierige Preispolitik

Fabian Spielberger, Gründer und Geschäftsführer von mydealz, fasst die aktuelle Entwicklung auf dem E-Scooter-Markt wie folgt zusammen: „Scooter von Anbietern wie Circ, Hive, Lime, Tier und Voi sind neu und sicherlich cooler als Elektro-Roller oder Fahrräder. Ob sie sich dauerhaft durchsetzen, darf aber bezweifelt werden. Um sich zu etablieren, müssen sie einen konkreten Nutzen für den Alltag haben und bezahlbar sein – und vor allem mit ihrer Preispolitik entwickeln sich Player wie Lime gerade in die falsche Richtung. Nutzt sich ihr Neuigkeitseffekt ab, werden sie es schwer haben, ihren Kunden zu vermitteln, wieso die Miete eines Tretrollers so viel kosten soll wie die eines Autos.“

 

Foto: Shutterstock

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