„Wir sind die Nummer Eins im Markt“

Wie digital ist Domcura mittlerweile aufgestellt?

Schumacher: Da zählen wir sicherlich zum oberen Bereich der Branche. Insbesondere in den vergangenen fünf bis acht Jahren haben wir beispielsweise auf die Kosten unserer Prozesse geachtet. Und wenn man das tut, heißt es in aller Regel, auf Automatisierungen zu setzen und die Digitalisierung voranzutreiben. Dadurch entstehen wiederum ganz neue Angebote. Deshalb genießt das Thema Digitalisierung bei uns weiterhin einen besonderen Stellenwert.

Ein gutes Beispiel hierfür: Sie haben eine digitale Reisegepäckversicherung auf Blockchain-Basis auf den Markt gebracht und damit relativ viel Aufmerksamkeit und den European Business Award für Innovation erhalten. Zudem zählen Sie beim Ranking der Digital Insurance Agenda international zu den Top 100 Insurtechs. Lässt sich die Technologie auch auf die Wohngebäudeversicherung übertragen? Wie digital kann die Wohngebäudeversicherung sein?

Schumacher: Die Dinge, die wir für unsere digitale Reisegepäckversicherung entwickelt haben, lassen sich nicht unmittelbar auf die Wohngebäudeversicherung übertragen. Auf der anderen Seite ist es so, dass gerade im Wohngebäudebereich der digitale Aspekt ein immer größerer wird. Als Stichwort sei hier „Smart-Home“ genannt. Wobei dieses „Smart-Home“ nicht nur für Kunden eine angenehme Sache ist, sondern auch für die Versicherung. Nicht allein bei der Gefahr eines Einbruchs, sondern insbesondere im Bereich Leitungswasserschaden. Der macht in der Wohngebäudeversicherung ungefähr 60 Prozent des Schadenaufwandes aus. Wenn man also die Leitungswasserschäden im Griff hat, ist das schon die halbe Miete. Und da gibt es mittlerweile immer mehr Unternehmen und Start-ups, die Unterstützung anbieten und eine Art digitale Leckortung vornehmen können. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz kann bei der Messung des Wasserdurchflusses festgestellt werden, ob und wo ein Rohr undicht ist. Das Wasser wird dann automatisch abgeschaltet, sodass der Schaden deutlich minimiert werden kann. Damit beschäftigen wir uns. Unsere Blockchain-Erfahrungen können dann vielleicht an der einen oder anderen Stelle wieder eingebracht werden.

Wir sehen, dass gerade im Sachbereich eine Reihe von Digitalversicherern, die Hausratversicherungen anbieten, auch in den Bereich Wohngebäudeversicherung einsteigen wollen. Letztlich macht die digitale Transformation auch nicht vor Ihnen halt. Wie wollen Sie sich diesen Wettbewerbern gegenüber positionieren?

Schumacher: Wir setzen auch künftig auf unser erfolgreiches B2B-Modell – also die Zusammenarbeit mit Vermittlern. Das bedeutet, dass wir sie auch weiterhin angemessen unterstützen und vergüten wollen. Aber vor allem müssen wir sicherstellen, dass die Vermittler ihre Arbeit so einfach wie möglich erledigen können. So sollten einmal erfasste Daten nicht etliche Male erneut eingegeben werden müssen. Deshalb werden wir in Kürze alle unsere Schnittstellen komplett auf BiPRO – den Branchen-Standard im Datenaustausch – umgestellt haben. Dabei sind wir eine Vielzahl an Schnittstellen angegangen. Es gibt nur wenige Anbieter, die behaupten können, dass sie ihr komplettes Produktangebot zu hundert Prozent über BiPRO abwickeln können. Wir werden vom Antrag bis zur Schadenregulierung sowohl zum Vermittler als auch zur Versicherung BiPRO-fähig sein. Damit zählen wir an dieser Stelle sicherlich zu den Leadern.

Sie bieten Hausrat- und Wohngebäudeversicherungen an. Andererseits erleben wir, dass immer mehr Immobilienbesitzer Smart-Home-Bausteine in die Immobilie integrieren. Welche Folgen hat die Digitalisierung der Wohnwelt für die Absicherung? Und wie groß sind die Cybergefahren bei Smart-Homes?

Schumacher: Smart-Home-Hardware und -Installation sind in unseren Produkten berücksichtigt. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass sich diese Aspekte bisher kaum bemerkbar machen, wenn von hundert Häusern gerade einmal zwei mit Smart-Home ausgestattet sind. Die positiven Schadeneffekte, die sich daraus ergeben, liegen im Bereich der normalen Volatilität. Wenn 20 Prozent aller Häuser Smart-Homes sind, dann hätte das auch zunehmenden Einfluss auf Prämien und Angebote. Aber da befinden wir uns derzeit noch im allmählich formierenden Status – ähnlich wie bei der Telematik in der Autoversicherung. Hinsichtlich der Cybergefahren sieht es kaum anders aus: Wenn nur zwei Häuser mit Smart-Home ausgestattet sind, sind natürlich auch nur diese zwei Prozent durch Cyberangriffe gefährdet. Und wenn ich nun noch annehme, dass lediglich zehn Prozent im Smart-Home-Bereich Opfer eines Angriffs werden könnten, wären das sogar nur 0,2 Prozent. Cybergefahren im Wohngebäudebereich sehe ich derzeit noch als sehr überschaubar an – trotzdem beschäftigen wir uns natürlich auch mit diesem Thema.

Rund 90 Prozent aller Immobilienbesitzer haben eine Wohngebäudeversicherung. Was zunächst sehr gut klingt. Andererseits haben aber nur 43 Prozent eine eigentlich notwendige Zusatzversicherung gegen Elementarschäden. Woran liegt das?

Schumacher: Deutschlandweit ist die Elementargefahrenversicherungsabdeckung sehr unterschiedlich. Im Bundesland Bremen liegt sie gerade einmal bei 22 Prozent. In Baden-Württemberg dagegen ist die Quote mit 94 Prozent sehr hoch, was auch daran liegt, dass dort bis 1993 eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden bestand. Bei der DOMCURA verfügen bereits über 70 Prozent unserer Versicherten über eine solche Abdeckung. Unsere Vermittler sind diesbezüglich auch sehr sensibilisiert. Gerade das Thema Starkregen trifft ja auf nahezu alle Regionen zu. Es ist halt entscheidend, wie ich dem Kunden diese Zusatzversicherung anbiete. Bei fehlender oder schlechter Beratung fällt das dann leider erst im Schadenfall auf und der Kunde bleibt auf seinen Kosten sitzen.

Stichwort Elementargefahrenabsicherung: Der GDV argumentiert, dass sich 99 Prozent aller Immobilien gegen Elementargefahren absichern ließen. Die Zürs-Zonen 1 und 2 lassen sich problemlos versichern. Allerdings steigen laut Michael Franke nicht wenige Versicherer bei Zürs-3 bereits aus. Oder sie nehmen Beiträge, die aufgrund der Risikozuschläge kaum noch bezahlbar sind. Wie gehen Sie hier vor?

Schumacher: ZÜRS3-Objekte haben wir bisher bereits in der Regel problemlos versichert. Gemeinsam mit der Swiss Re, dem zweitgrößten Rückversicherer der Welt, haben wir nun ein Produkt entwickelt, dass es uns künftig ermöglicht, auch ZÜRS4-Objekte zu versichern – und das zu akzeptablen Prämien und Selbstbeteiligungen! So wird die Durchschnittsprämie bei rund 2.000 Euro pro Jahr liegen. Dabei werden wir auch Objekte versichern, die bereits einen Vorschaden hatten. Mit diesem starken ZÜRS4-Produkt, das ab Oktober erhältlich ist, werden wir in Deutschland flächendeckend der einzige Anbieter sein. Ein riesiger Meilenstein und ein ordentliches Pfund, mit dem wir am Markt wuchern können und das uns als Gebäudespezialisten wieder einmal bestätigt.

Einfamilienhausversicherung optimiert

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