Roundtable: „Die Cyberversicherung wird so wichtig wie die Digitalisierung des Betriebes selbst“

Der Vertrieb arbeitet ja mit extrem sensiblen Daten, Stichwort DSGVO. Wie steht es mit der Sensibilität der Vermittler beim Thema Cyberversicherung?

Pingsmann: Der Versicherungsvermittler hat ein sehr hohes Risikoprofil. Er hat Zugriff auf die Gesundheitsdaten seiner Kunden, die Einkommensdaten, die Kontonummern. Das alles sind DSGVO-sensible Daten. Und gerade ein kleiner Vermittlerbetrieb hat im Vergleich zu seiner Umsatzgröße dort ein sehr hohes Risikopotenzial. Da die Tarife immer noch auf Jahre auf Umsätzen bemessen werden, kann der sich eigentlich verhältnismäßig günstig versichern. Aber nicht immer hat der Schuster die besten Leisten. Wir sehen aber in der Vermittlerschaft einen sehr starken Anstieg der Nachfrage nach Cyber-Deckungen. Aktuell haben wir circa 1.300 Mittler angebunden. Von diesen haben knapp zehn Prozent eine Cyber-Police bei uns abgeschlossen. Ich würde schätzen, dass rund ein Drittel der Makler das Thema adressiert hat. Im Vertrieb ist es definitiv angekommen. Gleichwohl hat es längst nicht die Prio 1 bei allen Maklern. Auch nicht bei denen, die im Gewerbegeschäft tätig sind.

Arias: Ich bin sehr stolz darauf, dass wir mit CyberDirekt Webinare für Vermittler anbieten, um genau dieses Wissen zu transferieren. Es ist extrem wichtig, die Fachexpertise zu vermitteln. Damit sind wir eine wichtige Schnittstelle zwischen Versicherer und Kunde. Überall fehlt Wissen. Gerade den Vermittler als die zentrale Schnittstelle als Ansprechpartner zwischen Versicherer und Kunde, abzuholen, zu schulen und über Webinare und Seminare an das Thema heranzuführen, das ist eine ganz wichtige Aufgabe.

Berger: Ich kann das voll unterstreichen. Insofern glaube ich schon, dass wir sagen können, dass die Sensibilisierung grundsätzlich angekommen ist. Aber manchmal ist der Schaden doch noch irgendwie ganz weit weg, nur im Bereich des Theoretischen. Aber ich halte das für ein immenses Risiko, nicht unbedingt vor dem Thema Betriebsunterbrechung, aber eben vor dem Hintergrund Datenschutzgrundverordnung. Auch weil die Betriebe, gerade in kleineren, allein schon aufgrund der Geschäftspraxis einen anderen Umgang mit Daten haben, als das bei uns in größeren Betrieben oder Unternehmen der Fall ist.

Ich denke, dass die Nachfrage weiter steigen wird, schätze sie aber auch auf einem ähnlichen Level ein, wie das eben Hanno Pingsmann getan hat. Da ist noch Luft nach oben. Derzeit versuchen wir die Vermittler durch Schulungen oder Webinare zu sensibilisieren. Allerdings stoßen wird dabei auch an Grenzen. Stichwort Ressourcen. Deswegen sondieren wir, welchem Partnern wir uns noch anschließen können. Deswegen finde ich auch Veranstaltungen wie die von Ihnen heute sehr gut, weil wir einfach damit ein viel breiteres Spektrum erreichen.

Ich denke, genau in die Richtung müssen wir weitergehen. Wir versuchen, es in unseren Unterlagen so konkret wie möglich zu machen, Stichwort Schadenbeispiele etwa für Handwerker, für Steuerberater, Rechtsanwälte. Aktuell sind wir dabei, diese griffiger zu gestalten, sodass der Betrieb sich eher angesprochen fühlt. Aber ich glaube, wir müssen gemeinsam an dem Thema Vertrieb – und hier vor allem auch an den Qualifizierungen der Vertriebler arbeiten. Es geht darum, die Hemmungen, die es nach wie vor bei der Ansprache zum Thema Cyberversicherungen gibt, abzubauen.

Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberge sagte, dass Vermittler oder Finanzdienstleister generell schlechte Karten hätten, wenn sie sich gegen Cyber absichern möchten?

Pingsmann: Wenn wir die Tabellen durchgehen, die für den Vergleich hinterlegt sind, würden Sie sehen, dass bei der Branchengruppe Finanzdienstleister und Vermittler weniger Versicherer Angebote über die Standardantragsmodelle stellen. Also das heißt erst einmal, dass der Risikoappetit für diese Branchen geringer ist. Das heißt aber trotzdem, dass sie eine Deckung bekommen. Nur nicht halt 32 Tarife von 15 Anbietern. Bei größeren Unternehmen wird genauer hingeschaut. Und Finanzvermittler müssen ohnehin schon andere Vorschriften beachten und ein höheres Sicherheitsniveau als der durchschnittliche Mittelständler in derselben Größenordnung einhalten.

„Vor dem Hintergrund steigender Schäden wird die Absicherung von Lösegeldzahlungen in den Bedingungen kritischer gesehen“

Berger: In der Tat gehen einige Vermittler derart nachlässig mit dem Datenschutz um, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Wenn Vermittler schreiben, Kunden können ihre Schadenmeldungen gerne auch über WhatsApp einreichen, also unterhalb der Signatur des Vermittlers, sind das die Momente, wo mir nicht mehr zum Lachen zumute ist. Das mag zwar sehr kundenfreundlich sein, aber vor dem Hintergrund der Datenschutzgrundverordnung geht das gar nicht.

Man möchte kundenfreundlich sein, möchte vielfältige Kommunikationswege schaffen und öffnet dabei aber viele Angriffstore. Und das ist genau der Grund, weswegen wir bei den Branchen und Versicherten auch unterschiedlich hinschauen. Also wir versichern Vermittler. Wir tun das auch nach wie vor, aber wir schauen uns das dann im Zweifelsfall auch genauer an. Das ist berechtigt, denn wir haben alle ein Interesse daran, auch der Vermittler selbst, dass er in seinem Kernbusiness, nämlich den Daten seiner Kunden, sicher ist.

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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