Wohngebäudeversicherung: Es grünt


Sehr zu empfehlen ist nach Aussage der Produktmanagement-Leiterin die Absicherung gegen Überspannungsschäden sowie die Mitversicherung weiterer Elementargefahren. Auch eine Versicherung der in der Grunddeckung meist nicht enthaltenen Ableitungsrohre außerhalb der Gebäude gegen Frost- und Bruchschäden ist sinnvoll.

„Darüber hinaus sollten Schäden durch grobe Fahrlässigkeit mit abgesichert sein. Einen ergänzenden Versicherungsschutz bietet der Baustein Glas in der Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht. Für Häuser, die über entsprechende Techniken verfügen, gibt es Zusatzbausteine, die beispielsweise Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen absichern“, ergänzt Vertriebsexpertin Schönteich.

Den umfangreichsten Schutz bietet nach Aussage von Gaby Hundhege, Leiterin private Gebäudeversicherung bei der Allianz: „Hier entfällt die übliche Aufzählung versicherter Gefahren. Stattdessen sind alle in den Versicherungsbedingungen aufgezählten Gegenstände und Gebäudebestandteile gegen jegliche Art von Schäden, Zerstörungen, Beschädigungen und Abhandenkommen versichert. Nur Versicherungsfälle, die vorsätzlich selbst herbeigeführt wurden, sind von der Leistung ausgenommen.“

Eine Vollkasko-Versicherung für Besitzer von hochwertigen Gebäuden

Natürlich ist eine Versicherung auch immer eine Abwägung von Schadenswahrscheinlichkeiten und den persönlichen Einkommensverhältnissen. Zwar besitzen 99 Prozent der Immobilienbesitzer eine Wohngebäudeversicherung. Der Markt gilt eigentlich als gesättigt.

Dagegen fehlt rund zehn Millionen Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern der Versicherungsschutz gegen weitere Natur- oder Elementargefahren – also gegen Überschwemmung durch Ausuferung oberirdischer Gewässer, Überflutung durch Witterungsniederschläge, Rückstau, Erdsenkung, Erdrutsch, Schneedruck, Lawinen, Erdbeben oder Vulkanausbruch.

Nun liegt der letzte Vulkanausbruch in Deutschland in der Eifel rund 11.000 Jahre zurück. Und auch Erdbeben mögen in den Augen der Immobilieninhaber eine zu vernachlässigende Schadenwahrscheinlichkeit sein. Aber es gibt sie: Das letzte schwerere Erdbeben in Deutschland fand in der Nacht auf den 13. April 1992 im Rheinland statt. Im Raum Heinsberg und Roermond (NL) erschütterte ein Beben der Stärke 5,9 die Erde. Ein Mensch kam ums Leben, der angerichtete Schaden wurde auf 250 Millionen Mark geschätzt.

Deutlich wichtiger ist der Blick gen Himmel. Wolken halten sich selten an Deiche, sagt Michael Neuhalfen, Leiter Vertrieb bei der Alte Leipziger Versicherung im Rahmen eines Cash. Roundtable-Gesprächs (Cash. 7/2020). Und meint damit die Gefahren durch Starkregen, die aufgrund des Klimawandels auch hier zunähmen.

Und mahnte, dass viele Gebäude immer noch nicht ausreichend versichert seinen. Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sind in vielen älteren Verträgen zwar die Naturgefahren Sturm und Hagel versichert, nicht jedoch Starkregen und Hochwasser. Es fehlt der Zusatzbaustein Naturgefahrenversicherung.

Rund zehn Millionen Hausbesitzern fehlt der Versicherungsschutz gegen weitere Natur- und Elementargefahren.

Fehlt der Zusatzbaustein, bleibt Geschädigten nur der Griff ins eigene Portmonee oder die Aufnahmen eines Kredites. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und den Gefahren für Hausbesitzer plädiert der GDV für ein nationales Naturgefahrenportal. Zudem hat die Interessenvertretung der Versicherungswirtschaft den „Naturgefahren-Check“ gelauchnt.

Auf der Onlineplattform erfahren Immobilienbesitzer und Mieter, welche Schäden Unwetter in der Vergangenheit in ihrem Wohnort verursacht haben. Details zur Gefährdung durch Flusshochwasser liefert zudem ein weiteres Online-Portal, der „Hochwasser-Check“. Die Sensibilisierung macht Sinn, denn rund 45 Prozent der Immobilienbesitzer sparen sich den Schutz gegen Erweiterte Naturgefahren.

Während in Baden-Württemberg – dort war Absicherung gegen Elementarschäden bis 1993 Pflicht – 93 Prozent der Immobilienbesitzer versichert sind, sind es in Bremen gerade 22 Prozent. Eine Erklärung könnte eine ältere Studie der GfK aus 2016 liefern. Demnach glauben 93 Prozent aller Hausbesitzer, gegen Naturgefahren aller Art versichert zu sein. Ganz oben im Bedrohungsranking ist mit 90 Prozent die Gefährdung durch Feuer gelistet. Mit Abstand folgen Leitungswasser mit 62 Prozent und Sturm und Hagel mit 50 Prozent.

Andrea Mondry, Ergo

„Eine vertriebliche Herausforderung ist die immer noch mangelnde Risikobewertung der Kunden bei den Weiteren Gefahren“, sagt Ergo-Privatkundenvorständin Andrea Mondry. Die Deckung bei der Ergo liegt nach Mondrys Angaben bei rund 50 Prozent: „Unter anderem wird unterschätzt, welche Schäden Starkregen auslösen kann. Zum anderen, dass derartige Ereignisse jemanden wirklich treffen können.“

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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