Indexrente oder Neue Klassik?

Wie sieht es denn mit den erwartbaren Renditen bei der Neuen Klassik und Indexpolicen aus? 

Ludwig: Die Neue oder moderne Klassik, aber auch die Indexpolice ist besonders für risikoscheue Kunden eine gute Wahl. Denn der Kunde erhält eine hohe Beitragssummengarantie und dennoch Aussicht auf moderate Überschüsse. Natürlich sind hier hohe Renditen durch risikobehaftete Anlagen durch die Produktstruktur ausgeschlossen, aber genau dies möchten risikoaverse Kunden auch nicht eingehen.

Neue Klassik- und Index-Policen investieren die Beiträge ins Sicherungsvermögen des Versicherers und garantieren einen festgelegten Anteil der Beitragssumme zum Rentenbeginn. Die Abweichungen der Produkte finden sich bei der Verwendung der Überschüsse. Während bei der Neuen Klassik die Überschüsse aus Sicherungsvermögen finanziert werden, erfolgt bei den Indexpolicen eine Investition am Finanzmarkt – in Form einer Beteiligung an der Performance eines oder mehrerer Indizes.

Besondere Schwankungen sind bei der neuen Klassik nicht zu erwarten, die jährlichen Überschüsse und damit die Rendite ist zwar eher niedrig zwischen 1,80 und 2,40 Prozent, aber dafür recht stabil. Die Indexpolice bietet deutlich höhere Renditechanchen, da sie der Entwicklung des entsprechenden Index im Produkt folgen. Wie man aber leicht nachlesen kann, kann sich ein Index auch mal negativ entwickeln.

Da es sich bei einer Indexrente aber um ein sicherheitorientiertes Produkt handelt, werden die negativen Indexverläufe im Rahmen der Versicherung „abgefangen“, sodass die Rendite für den Kunden im schlechtesten Fall in einem Jahr mal eine Nullrunde sein kann.

Einige Gesellschaften bieten einen so genannten „Index-Turbo“ an. Wie sinnvoll ist die Option?

Ludwig: In der jüngeren Vergangenheit haben sich Produkte mit einem „Index-Turbo“ etabliert. Dabei werden für die Indexpartizipation neben den Überschüssen auch noch Anteile des Vertragsguthabens verwendet. Dadurch ist es möglich, eine höhere Partizipations- beziehungsweise Beteiligungsquote zu erzielen und somit die Renditechancen deutlich zu erhöhen.

Im Gegenzug dafür verzichtet man auf einen Teil der Garantie. Dies führt dazu, dass nicht nur die Chancen, sondern auch die Risiken derartiger Produkte steigen. Um eine höhere Beteiligungsquote zu finanzieren, werden neben der Überschussbeteiligung zusätzliche Kapitalmittel genutzt, die dem Vertragsguthaben entnommen werden. Diese zusätzlichen Aufwände für den „Index-Turbo“ schmälern somit die Bemessungsgrundlage für die Garantie.

Ob sich die Wahl der Erhöhungsoption also lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der Wertentwicklung des Index selbst, spielen die Kosten der Erhöhungsoption und die Beteiligungsquote vor und nach der Erhöhung eine Rolle. Bisherige Beispielberechnungen zeigen jedoch, dass sich der Verzicht auf ein wenig Garantie und der zusätzliche Einsatz von Kapital einen fast sprunghaften Effekt auf die Rendite hat.

Und wie schlagen sich Neue Klassik und Indexpolicen im Vergleich?

Ludwig: In Zeiten niedriger Zinsen fallen Kosten deutlich stärker ins Gewicht. Die zugesagten, garantierten Leistungen werden im Verhältnis zum aufzubringenden Beitrag nicht nur geringer, sondern auch in der Finanzierung teurer und die Möglichkeiten zur Renditeerzeugung werden geschmälert.

Auch wenn rückläufige Verzinsungen nicht allein durch Kostenreduktion aufgefangen werden können, so muss man aber dennoch festhalten, dass sich sowohl die Abschluss- und Verwaltungskosten in den letzten Jahren stetig reduziert haben, um so ein Stück weit die Attraktivität der Produkte zu stärken.

Unser Ascore Unternehmensrating zeigt, dass die Abschlusskosten in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt um rund 7,5 Prozent, die Verwaltungskosten sogar um fast 13 Prozent gesunken sind.

Abschließende Frage: Wie lautet Ihr Rat an diejenigen, die sicher anlegen und dennoch Renditen erzielen möchten?

Ludwig: Bei Produkten mit Garantien sind Unternehmenskennzahlen und bei klassisch orientierten Produkten die aktuelle Überschussdeklaration des Versicherers bei der Auswahl des Anbieters wichtig. Ebenso, dass der Versicherer ein professionelles Kapitalanlagemanagement vorweisen kann, damit auch zukünftig genügend Überschüsse generiert werden können.

Weiterhin könnte auch der Tarifbestand bei der Auswahl eine Rolle spielen. Eine hohe Anzahl älterer Tarifgenerationen mit Garantieverzinsungen von bis zu vier Prozent können bedeuten, dass ein Großteil des Kapitals für die hohen Garantien gebunden werden muss. Somit wäre also letztendlich für chancenreiche Anlagen weniger Kapital frei.

Über das Ascore Unternehmensscoring erhält man dazu vergleichbare Werte pro Versicherer. Die Neue Klassik punktet gegenüber der Indexpolice mit der Stetigkeit von jährlichen Überschüsse, auch wenn diese nicht üppig ausfallen. Die Indexpolice hat dafür bei ähnlich hoher Sicherheit einen höheren Spielraum für eine bessere Renditeerwartung, diese kann auch mal in einem Jahr eine Nullrunde bedeuten.

Fonds-Hybridpolicen bieten den Vorteil, dass sie bei der Wahl der Garantiehöhe flexibler sind und so der Garantiebaustein oder den Renditebaustein stärker gewichten kann. Gerade für die Altersvorsorge gilt der Grundsatz, nur so viel Garantie wie wirklich notwendig – denn Garantie „frisst“ Rendite und bei langfristigen Anlagen sollte man der Rendite den Vorzug geben.

Das Interview führte Jörg Droste, Cash.

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