Junge Menschen wollen Versicherer als digitalen Vertrauten

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Junge Versicherungskunden gehen optimistisch durch die Krise, sind aber skeptisch gegenüber Lebens-, Renten- und Unfallversicherungen. Welche Rolle sie von den Versicherern künftig fordern.

Die aktuelle Corona-Pandemie und die damit einhergehende Wirt- schaftskrise haben die Pläne und zukünftigen Perspektiven vieler junger Menschen beeinflusst und werden sie auch langfristig prägen.

Während die Zukunftswahrnehmung älterer Leute im Vergleich zu 2017 pessimistischer geworden ist, sehen junge Leute (18 bis 35 Jahre) ihre Zukunft ähnlich optimistisch wie noch vor vier Jahren. So blicken etwa 80 Prozent der jungen Menschen unter 35 positiv in ihre Zukunft.

Diese positive Einstellung überträgt sich auch auf ihre Einschätzung von Versicherungen: 81 Prozent der jungen Leute gehen davon aus, dass Versicherungen auch in Zukunft unverzichtbar sein werden, vor allem Haftpflicht-, Kfz-, Kranken- und Berufsunfähigkeitsversicherungen. Am ehesten als verzichtbar werden Lebens- und Renten- sowie private Unfallversicherungen bewertet.

Der subjektive Bedarf für Absicherungen sowie der Einfluss von Eltern und Großeltern auf die Absicherungsbereitschaft bei jungen Leuten wird in der Sirius Campus Marktuntersuchung „Zielgruppe: Junge Leute“ untersucht.

Mit über 2.000 Online-Interviews unter privaten Entscheidern und Mitentscheidern zu Versicherungen, davon 447 im Alter von 18 bis 35 Jahren, liefert die Untersuchung viele Impulse, wie die nächste Generation der Versicherungsnehmer durch Agenturen, Makler oder Direktvertriebe gewonnen werden kann. Die repräsentative Stichprobe wurde im Oktober 2020 erhoben.

Junge Leute – die Kunden von morgen gewinnen

Junge Menschen besitzen bekanntermaßen noch deutlich weniger Versicherungsprodukte als ältere Versicherungsnehmer. Dafür ist die Absicht zukünftig weitere Versicherungen abzuschließen in etwa doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung.

Dementsprechend hoch ist auch das Potenzial für Versicherer unter jungen Leuten Neukunden zu gewinnen und bestehende Jungkunden durch Cross-Selling stärker zu binden. Die überdurchschnittliche Wechsel- und Kündigungshäufigkeit unter jungen Kunden verdeutlicht zugleich die Wichtigkeit zielgruppengenauer Kommunikation, Angebote und Betreuung. Junge Menschen befinden sich in einer Art Orientierungsphase, wie sie sich versicherungsmäßig für ihre Leben einrichten wollen.

Eine wirksame Gestaltung dieser Maßnahmen setzt ein tiefergehendes Verständnis der Kundengruppe junger Menschen voraus. „Eine differenzierte Betrachtung der Zielgruppe lohnt, da sich auch innerhalb der augenscheinlich homogenen Gruppe junger Leute signifikante Unterschiede in vertrieblich relevantem Verhalten, Bedürfnissen und Mentalitäten zeigen“, gibt Christoph Müller, Gründer und Geschäftsführer der Sirius Campus, zu bedenken.

Junge Menschen zwischen 18 und 35 Lebensjahren befinden sich in deutlich unterschiedlichen Lebensstadien, was sich auch im Grad ihrer Selbstständigkeit und finanzieller Unabhängigkeit äußert und sich erheblich auf ihre Absicherungsbedürfnisse und ihren Stil der Informationssuche auswirkt.

  • So stehen 18- bis 25-Jährige grundsätzlich vielen Angeboten offen gegenüber, allerdings lassen sich sie in Versicherungsfragen vielfach von ihren Eltern beraten, was der grundsätzlichen Offenheit meist entgegenwirkt.
  • 26- bis 30-Jährige setzen ihre Offenheit gegenüber verschiedenen Produkt- und Betreu- ungsansätzen auch um und nutzen beispielsweise Angebote der Online-Kundenbetreuung erheblich häufiger als andere Altersgruppen.
  • Die 31- bis 35-Jährigen erleben sich in Versicherungsfragen kompetenter als jüngere, sind eigenständiger in ihren Entscheidungsprozessen und ihre Versicherungsmentalität gleicht mehr der älterer Kundengruppen.

Abweichende Vorstellungen vom idealen Versicherer

Die Vorstellungen junger Menschen vom idealen Versicherer weichen deutlich von älteren Versicherungsnehmern ab. Während ältere Versicherte ihren idealen Versicherer als einen etablierten, traditionellen Konzern mit stabilen und günstigen Beiträgen beschreiben, der als persönlicher Begleiter und Vertrauter fungiert und sich durch hohe Erreichbarkeit – bestenfalls vor Ort – auszeichnet, ist für junge Menschen der ideale Versicherer deutlich moderner und bietet günstigere Einstiegspreise.

Auch wenn sie sich den Versicherer als persönlichen Begleiter und Vertrauten wünschen, erwarten junge Menschen doch deutlich mehr digitale Services und Kontaktpunkte von ihrem Idealversicherer als ältere Kundengruppen. Zusätzlich zeichnet sich der ideale Versicherer junger Menschen durch mehr Internationalität und Überregionalität aus.

Über die Untersuchung

Die über 100-seitige Untersuchung betrachtet die Einstellungen und Erwartungen junger Leute an die Versicherungen der Zukunft. Die psychologischen Faktoren Selbstwirksamkeit, Kontrollüberzeugungen und Zukunftswahrnehmung unter Versicherungsnehmern werden untersucht und das Idealbild einer Versicherung aus Kundenperspektive wird ermittelt. Darüber hinaus werden die Einstellungen zu Versicherungen und Präferenzen beim Versicherungsabschluss unter besonderer Beachtung von Altersunterschieden erhoben. Zusätzlich wird der Einfluss der Eltern und Großeltern auf das Versicherungsverhalten junger Leute beleuchtet. Differenzierte Analysen über soziodemographische und Vertriebsanbindungsgruppen sowie über die Select Typen bieten Versicherern konkrete Ansatzpunkte für Kundenbindungs- und Cross-Selling-Strategien. Weitere Informationen sowie eine Bezugsmöglichkeit sind hier hinterlegt.

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