Run Off bei Zurich: GDV sieht Vorteile für Kunden

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV
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Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV

Die Zurich Lebensversicherung verkauft das klassische Garantie-LV-Portfolio an Viridium. Bemerkenswert ist nun, dass der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) sich nun dazu äußert.

„Ein Bestandsverkauf – der streng von der BaFin überwacht wird – kann Vorteile für alle Beteiligten haben. Eine spezialisierte Plattform kann Synergien nutzen, wenn mehrere kleine Bestände zu einem großen zusammengeführt werden“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Abgebende Unternehmen erhielten mehr Spielraum für ihren künftigen Auftritt am Markt. Zudem könnten die Kundinnen und Kunden von niedrigeren Kosten profitieren.

„In jedem Fall gilt: Die Lebensversicherer stehen zu ihren Verpflichtungen. Die geschlossenen Verträge werden erfüllt. Die garantierten Leistungen werden erbracht“, betont Asmussen weiter.

Einer Studie der Kölner Rating-Agentur Assekurata aus dem Herbst 2021 zufolge befanden sich bis zur Übernahme des klasssischen LV-Bestandes der Zurich LV sieben deutsche Lebensversicherer mit einem Prämienvolumen von 3,8 Milliarden Euro im externen Run-off.

Kritischer Ruf

Der Ruf der Run-off-Versicherer ist gerade bei Verbraucherschützern nicht der Beste. Allerdings zu Unrecht, wie die Studie „Run-off in der Lebensversicherung 2021“ der Kölner Rating-Agentur Assekurata im Herbst 2021 zeigte. Die Analysten hatten für die Untersuchung die Kennzahlen und Bilanzdaten von drei externen Run-off-Plattformen und einem internen Run-off-Versicherer unter die Lupe genommen.

Ein Ergebnis: Die Gesellschaften konnten bislang überdurchschnittlich hohe Erträge erwirtschaften. „Insbesondere bei den externen Run-off-Gesellschaften fallen die Profitabilitätskennzahlen zum Teil deutlich marktüberdurchschnittlich aus“, erklärt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.

Für den Experten ein Hinweis, dass es den Run-off-Plattformen gelungen sei, zuvor wenig profitable Versicherer zumindest kurzfristig zu deutlich rentableren Unternehmen zu formen. „Die meisten Run-off-Gesellschaften schaffen es, höhere Umsatz- und Kapitalrenditen als der Markt zu erzielen, da sie aus den schrumpfenden Prämieneinnahmen einen vergleichsweise hohen Ertrag generieren“, so Heermann.

Positive Kosteneffekte und außerordentliche Erträge

Die Gründe dafür liegen laut Assekurata in positiven Kosteneffekten und gestiegenen außerordentlichen Erträgen aus den am Kapitalmarkt angelegten Geldern. Teilweise konnten die Assekurata-Analysten auch unternehmensindividuelle Einmaleffekte feststellen, beispielsweise durch die Auflösung von Rückstellungen.

Im Vergleich zum Marktdurchschnitt vereinnahmen die Run-off-Versicherer zudem einen höheren Anteil des erzielten Rohüberschusses zu ihren Gunsten, der dann am Ende eines Geschäftsjahres in den Konzern abgeführt wird.

„Die Verteilungsphilosophie des Rohüberschusses ist somit primär auf den Aktionär ausgerichtet“, sagt Heermann. „Allerdings kommen die Verbraucherinteressen in der Mindestzuführungsverordnung zum Ausdruck, die den Kunden gesetzlich eine Mindestertragsbeteiligung an den verschiedenen Ergebnisquellen zusichert, sodass auch sie von steigenden Erträgen profitieren können.“

Zahlen von Viridium bestätigen die Aussagen von Assekurata-Analyst Heermann. Die Run-off-Gesellschaft hatte zuletzt den Bestand der heutigen Proxalto Lebensversicherung (ehemals Generali Lebensversicherung) erworben. Seitdem stiegen die an die Kunden zugeteilten Überschüsse bei der Proxalto im Drei-Jahres-Durchschnitt um 71 Prozent. Die Stornoquote sank im gleichen Zeitraum deutlich von 3,1 auf 2,6 Prozent.

Drei Run-off-Versicherer im Markt

Laut Assekurata gibt es aktuell drei Run-off-Plattformen im Markt: DIe Viridium-Gruppe mit der Skandia Lebensversicherung AG, Heidelberger Lebensversicherung AG, Entis Lebensversicherung AG (ehemaliger Bestand der Protektor Lebensversicherungs-AG), Proxalto Lebensversicherung AG (ehemals Generali Lebensversicherung AG) und .

Die Frankfurter-Leben-Gruppe mit der Frankfurter Lebensversicherung AG (ehemals Basler Leben AG Direktion für Deutschland), Frankfurt Münchener Lebensversicherung AG (ehemals ARAG Lebensversicherungs-AG. Dritte Run-off-Plattform ist die Athora-Gruppe mit der Athora Lebensversicherung AG (ehemals Delta Lloyd Lebensversicherung AG).

Neben den im externen Run-off befindlichen Unternehmen hat Assekurata in der Studie zusätzlich die Victoria Lebensversicherung und die (alte) Ergo Lebensversicherung berücksichtigt; die befindet sich allerdings im internen Run-off der Ergo-Gruppe.

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