Unfallversicherungen: Für den Fall der Fälle

Bringt die Produktvielfalt die Rater an Grenzen?

Die Vielfalt der Produktlandschaft bringt selbst Ratingagenturen an gewisse Grenzen. „Eine genau Zahl an Tarifen zu nennen ist schwierig, da es sich hierbei um sehr modulare und flexible Tarife für die unterschiedlichsten Zielgruppen handelt. Das Angebot ist auf jeden Fall groß und vielfältig“, betont Morgen & Morgen-Mann Ludwig. Softfair Analyse hat nach Aussage seines Senior Produktmanagers SHU Marco Schlicht aktuell 55 Gesellschaften mit 671 Tarifen gelistet – ohne Sonderkonzepte. Allerdings möchte nicht jede Gesellschaft im Vergleich erscheinen, sagt Schlicht.

Aber: „Mittlerweile haben fast alle Versicherer drei bis vier Tariflinie, die mit weiteren Bausteinen kombiniert werden können. Das fängt an bei unterschiedliche Gliedertaxen, Progressionen, Einschlüssen weiterer Leistungsarten wie Unfall-Rente, Krankenhaustagegeld mit Genesungsgeld, Unfalltagegeld oder Übergangsleistungen sowie Bausteine wie Schmerzensgeld, Reha-Management oder Bausteine für bestimmte Krankheiten. Diese vielen Einschlüsse ergeben diese Vielfalt und teilweise erhebliche Prämienunterschiede“, sagt Schlicht. Laut Morgen & Morgen kostet für einen 30-jährigen Versicherungskaufmann, der bei einer Vollinvalidität eine Versicherungssumme einer Million Euro möchte, der günstigste Tarife ohne Progression 523,60 Euro, während der teuerste Tarif 1.364,88 Euro jährlich kostet. Bei einer Progression von 350 Prozent liegt der günstigste Tarif bei 196, 05 und der teuerste bei 535,96 Euro pro Jahr.

Andreas Ludwig, Bereichsleiter Produkte und Analyse bei Morgen & Morgen

Für den Morgen & Morgen-Experten Ludwig ist die Unfallversicherung ein komplexes Gebilde. Die Herausforderung beginnt laut Ludwig bereits bei der Definition der Begrifflichkeit „Unfall“. Nur wenn dieser erfüllt werde, sei auch der Versicherer je nach Tarifumfang eintrittspflichtig.

„Bei Versicherungspolicen handelt es sich um Produkte, bei denen sich der Kunde zwangsläufig mit einem negativen Thema auseinandersetzen muss, welches ihn oder sein direktes Umfeld betreffen kann. Dabei stellt sich der Kunde dann auch die Frage, ob das Risiko überhaupt vorhanden ist oder vermieden werden kann. Leider wird gerade das Risiko eines Unfalls oftmals falsch eingeschätzt. Es liegt am Vermittler, den Kunden aufzuklären und einen bezahlbaren, vor allem aber bedarfsgerechten Versicherungsschutz anzubieten. Dies gelingt nur, wenn die aktuelle Lebenssituation und die Bedürfnisse des Kunden bekannt sind“, sagt Ludwig.

Kriterien für eine gute Unfallversicherung

Doch welche Kriterien sollte eine gute Unfallversicherung erfüllen? „Grundsätzlich muss jeder Kunde von seinem Berater individuell und seiner Lebenssituation entsprechend beraten werden. Dennoch gibt es Punkte, die eine gute Unfallversicherung ausmachen. Dazu zählen ein Mitwirkungsanteil von mehr als 75 Prozent, eine hohe Grundsumme, eine Progression von mindestens 225 Prozent, die Mitversorgung erhöhter Kraftanstrengungen, umfassende Gliedertaxen inklusive des Einschlusses aller Sinnesorgane, ein breites Spektrum an Assistance-Leistungen und wenn möglich keine oder vereinfachte Gesundheitsfragen. Außerdem ist die Vereinbarung einer angemessenen Todesfallleistung empfehlenswert“, rät Schönteich.

Bei der Progression empfiehlt Softfair-Unfallexperte Schlicht sogar eine Progression von 350 Prozent. Auch sollte auf umfangreiche Infektionsklauseln geachtet werden. Dazu gehört laut Schlicht der Einschluss von Infektionskrankheiten, Zeckenbissen, Insektenstichen oder Tierbissen. Zudem sollte es keine Einschränkungen bei Impfschäden geben. Weitere Punkte seien umfangreiche Regelungen bei Bewusstseinsstörungen, etwa ein Unfall durch Herzinfarkt, Schlaganfall oder Medikamente, ein GDV-Mindeststandard sowie eine Innovationsgarantie.

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