Politische Börsen – sprechen wir also über die Krim

Vor dem Hintergrund des militärischen Eingriffs Russlands auf der Krim stellen sich Anleger die Frage, ob und in welchem Umfang langfristige Auswirkungen der politischen Ereignisse auf die Kapitalmärkte zu erwarten sind.

Kolumne von Constanze Hintze, Svea Kuschel + Kolleginnen

Constanze Hintze: „Schaut man auf historische Ereignisse vergleichbarer Art, stellt man fest, dass nach der ersten Schockwelle die Märkte meist wieder ihren alten Trend aufgenommen haben.“

Am letzten Wochenende erlebten wir das Befürchtete: Der militärische Eingriff Russlands auf der Krim. Wollen wir zunächst hoffen, dass das Geschehen nicht eskaliert und die Kontrahenten recht bald das Gespräch suchen. Die Frage, die sich Anleger stellen ist, ob und in welchem Umfang mit Konsequenzen für die Kapitalmärkte zu rechnen ist und inwieweit die Geldanlagen davon betroffen sind.

Tatsache ist, dass derartige politische Ereignisse die Börsen nicht unberührt lassen. So knickte der DAX, der die Kursentwicklung der 30 größten deutschen Unternehmen abbildet, am ersten Handelstag nach dem Militäreinsatz um mehr als drei Prozent gegenüber dem Vortag ein. Auch die russische Börse ging auf Talfahrt.

Politische Börsen haben kurze Beine

Aber bereits einen Tag später haben sich die Börsen wieder erholt. Der MICEX-Index (Russische Index)  lag in der Folge mit 5,6 Prozent im Plus und auch der DAX hat bereits einen Großteil seiner Verluste nach dem Krim-Kursknick wieder wett gemacht. Droht nun das globale Weltwirtschaftswachstum einzubrechen und der langfristigen Aufwärtstrend der Aktien zu stoppen? Ich meine Nein.

Schaut man auf historische Ereignisse vergleichbarer Art, stellt man fest, dass nach der ersten Schockwelle die Märkte meist wieder ihren alten Trend aufgenommen haben. So war es beispielsweise, als 1982 die Briten auf den Falklandinseln intervenierten. Trotz zwischenzeitlicher Verluste schloss das Börsenjahr 1982 mit einem Plus von elf Prozent. Und 2003, als das amerikanische Militär im Irak einzog, reagierten die Börsen mit einem Kurssprung. Am Ende des Jahres stand ein Plus von circa 27 Prozent auf dem Kurszettel.

Mutige Investoren steigen jetzt ein

Ereignisse dieser Art – und bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich analysiere die Situation jetzt ausschließlich mit dem Blick der Finanzberaterin – prägen eine alte Börsenweisheit, wonach der politische Einfluss auf die Börsen meist nur von kurzfristiger Dauer ist. „Börsen haben kurze Beine“ heißt es. Wie kurz – dazu gibt es aber kein Gesetz. Mein Rat kann daher per heute nur lauten: nicht in Hektik ausbrechen, die kommenden Tage und Wochen abwarten und die Märkte genau beobachten.

Mutige Investoren steigen jetzt sogar am Aktienmarkt ein. Auch wenn die Gewinnprognosen vieler Osteuropa-ansässigen, beziehungsweise -orientierten Unternehmen auf einem wackeligen Fundament ruhen: wenn der weltgrößte Erdgasförderer mit einem KGV von 2,8 gehandelt wird und rund 70 Prozent unter dem eigenen Höchststand liegt, kann man eigentlich nicht viel falsch machen, oder?!

Constanze Hintze ist Finanzberaterin und Geschäftsführerin von “Svea Kuschel + Kolleginnen, Finanzdienstleistungen für Frauen” (www.svea-kuschel.de). Ihr jüngstes Buch “Vermögensplanung und Altersvorsorge für Frauen” ist 2011 im Münchner Kösel-Verlag erschienen.

Foto: Svea Kuschel + Kolleginnen

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