Die Weltwirtschaft fängt sich wohl erst im zweiten Halbjahr wieder

In diesem Zusammenhang wird vor allem Deutschland genannt, da es die dringend benötigte Erneuerung seiner Infrastruktur ohne große Anstrengungen finanzieren könnte. Doch Berlin hat solchen Plänen eine klare Absage erteilt und will vorerst an einer schwarzen Null, sprich einem zumindest ausgeglichenen Haushaltsbudget, festhalten.

Auch Italien denkt über Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft nach, kann sich diese jedoch wegen der hohen Verschuldung nicht leisten. Eingriffe von Regierungsseite sind also wenig wahrscheinlich. Allerdings könnten die USA und China umfangreichere Konjunkturprogramme in Angriff nehmen, als bisher erwartet.

Mit harten Bandagen auf der Laufstrecke

Bei Rangeleien unter Spitzenläufern nützen sinnvolle Maßnahmen der Rennleitung wenig. Der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China hat sich mittlerweile wieder verschärft: US-Präsident Donald Trump hat Anfang August eine Importsteuer von 15% auf bisher noch nicht besteuerten Einfuhren aus China in Höhe von 300 Milliarden US-Dollar beschlossen.

Immerhin hat er sie erst für die Hälfte der Güter per sofort erlassen, wohl aus Sorge über die Reaktion an den Börsen. Die Besteuerung für die andere Hälfte hat er auf Ende des Jahres anberaumt. Doch den Marktteilnehmern sitzt die Furcht vor einer weiter eskalierenden Auseinandersetzung fest im Nacken.

Lage nicht überdramatisieren

So ernst der Handelskonflikt zwischen den zwei weltweit größten Volkswirtschaften auch ist, gilt es dennoch, die Relationen nicht aus den Augen zu verlieren. Bei Licht betrachtet, können sowohl die USA als auch China die neu verhängten Zölle verkraften. Wir rechnen mit einem negativen Konjunktureffekt von rund -0,1% für die USA bzw. -0,2% für China.

Entgegen der landläufigen Meinung hängt die chinesische Wirtschaft wenig von den USA ab. Zwar gehen 20% der chinesischen Exporte in die USA, doch nimmt Amerika lediglich etwa 5% der Industrieproduktion Chinas in Anspruch.

Rund 70% der chinesischen Kapazitäten sind für den eigenen Markt bestimmt, 25% für andere Länder. Daher halten wir die derzeitigen Rezessionsängste für übertrieben. Ein günstiges Szenario setzt aber voraus, dass die wichtigsten Zentralbanken nicht nur reden, sondern auch Taten folgen lassen.

Davon gehen wir aus, obwohl beispielsweise der US-Notenbankchef Jerome Powell alles daransetzt, keine allzu großen Erwartungen hinsichtlich einer weiteren Lockerung der Geldpolitik zu wecken.

Foto: Vontobel

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