EXKLUSIV

„Der Maklervertrieb ist eines der dynamischsten Wachstumsfelder bei Ergo“

Herr Koßmann, wir hatten eingangs über die Herausforderungen in der Sachsparte gesprochen. Wie anspruchsvoll ist derzeit das Thema Cyber?

Koßmann: Studien zeigen: Alle 39 Sekunden erfolgt weltweit ein Cyberangriff – rund 2.200 pro Tag. Für uns ist die Cyber-Versicherung ein klares Wachstumsfeld, das wir aktiv mitgestalten wollen. Gleichzeitig gilt: Der beste Schaden ist der, der gar nicht entsteht. Deshalb legen wir großen Wert auf Prävention – zum Beispiel mit Sicherheitspaketen, die die IT-Sicherheit unserer Kunden spürbar erhöhen.

Ein Problem ist, dass es zu wenige Makler gibt, die die Materie beherrschen.

Koßmann: Ich würde hier differenzieren: Große Maklerhäuser verfügen oft über ein sehr hohes Know-how und beraten ihre Kunden auf Top-Niveau. Mit ihnen entwickeln wir maßgeschneiderte, „tailormade“ Lösungen. Aber es gibt auch viele Makler, die mehr Unterstützung benötigen. Genau hier setzen wir an – mit geführten Prozessen, digitalen Portalen und praxisnaher Beratung. Wichtig ist dabei unser ganzheitlicher Ansatz: Cyber endet nicht beim Schaden, sondern beginnt mit Prävention. Die Erweiterung klassischer Policen um echte Sicherheitsbausteine ist für uns der Schlüssel.

Wer gehört bei Cyberversicherungen zu Ihrer Zielgruppe?

Koßmann: Unser Fokus liegt klar auf dem gehobenen Mittelstand. DAX-Konzerne gehören nicht zu unserem Zielklientel – mit Ausnahmen in ausgewählten Sparten. Aber wir entwickeln uns auch zunehmend ins klassische Gewerbesegment hinein. Da spielen digitale Prozesse, IT-Integration und Portallösungen eine zentrale Rolle. Über alle Segmente hinweg gilt für uns: Der Fokus auf den Mittelstand macht einen großen Teil unserer Identität aus.

Gerade im unteren Mittelstand ist die Sensibilität für Cyber allerdings oft noch nicht so ausgeprägt.

Koßmann: Die Sensibilität für Cyber nimmt spürbar zu – weil das Thema omnipräsent ist – Cyberangriffe können mittlerweile jeden treffen. Die großen Firmen haben das längst erkannt, weil sie teilweise schon selbst betroffen waren. Und wenn der Schaden einmal da ist, kann das Geschäft für Wochen oder Monate lahmgelegt werden. Deshalb ist es so wichtig, das Thema aktiv anzugehen – mit konkreten Schutzmaßnahmen und guter Beratung. Unsere Aufgabe ist es, Makler auf diesem Weg zu unterstützen. Denn je besser sie aufgestellt sind, desto wirksamer können sie ihre Kunden sensibilisieren.

Stichwort Bezahlbarkeit – wie entwickelt sich aktuell der Markt? Steigen die Preise für Policen weiter?

Koßmann: Was wir sehen: Bei größeren Konzernkunden – also im gehobenen Umsatzsegment – wird der Markt ein klein wenig weicher. Aber wirklich nur sehr vorsichtig. Im klassischen Mittelstand und bei kleineren Gewerbebetrieben ist der Markt nach wie vor stabil.

Lassen Sie uns auf die Wohngebäudeversicherung schauen. Eigentlich müsste die Absicherung gegen Naturgefahren weit oben auf der Agenda stehen. Aktuell liegt die Quote aber bei rund 54 Prozent. Wie sieht es bei Ergo aus?

Koßmann: Wir sehen das ganz klar als gesellschaftliche Aufgabe. Elementargefahren nehmen zu – und wir wollen unseren Beitrag leisten, damit diese Risiken versicherbar und auch bezahlbar bleiben. Das betrifft nicht nur die Standardrisiken, sondern auch hoch exponierte Regionen. Unser Ziel ist es, diese Versicherung für alle Kunden zugänglich und verständlich zu machen – und da sind wir stark engagiert.

Braucht es aus Ihrer Sicht eine politische Lösung, wie aktuell angedacht?

Koßmann: Die aktuell vorliegenden Pläne sind noch zu unkonkret. Wir unterstützen den Vorschlag des GDV: ein Gesamtkonzept aus Prävention, Klimafolgenanpassung und Versicherung.

Stichwort Inflation: In der Kfz-Sparte steigen die Prämien deutlich. Wie herausfordernd ist das Segment aktuell?

Koßmann: Die Schadeninflation ist ein großes Thema. Der GDV rechnet für 2024 mit einem Marktverlust von rund zwei Milliarden Euro in der Kfz-Versicherung. Das zeigt, wie stark der wirtschaftliche Druck ist. Wir als Versicherer haben einen klaren Auftrag: Wir wollen Risiken verlässlich und nachhaltig absichern. Dafür müssen wir wirtschaftlich arbeiten – das ist die Voraussetzung. 2025 wird sicher erneut herausfordernd, aber wir haben in der letzten Jahresabschlussrunde bereits viel getan – gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern und Kunden. Und genau so müssen wir weiterarbeiten.

Wenn ich die Aussagen der Branche richtig lese, sind für dieses Jahr weitere Preisanpassungen geplant?

Koßmann: Basierend auf den GDV-Zahlen ist das auch nachvollziehbar. Wir müssen wachsam bleiben. Als Versicherer können wir nur dann nachhaltig arbeiten, wenn wir solide wirtschaften. Deshalb schauen wir sehr genau auf unsere Bestände und passen entsprechend an, wo nötig.

Und wie sieht in der Wohngebäudeversicherung aus?

Koßmann: Besonders bei indexgebundenen Produkten – etwa in der Wohngebäudeversicherung – wirken Bau- und Schadenkosten stark als Treiber. Diese Anpassungen kommen nicht „aus der Luft“, sondern sind realwirtschaftlich bedingt. Und ja, in den letzten Jahren waren die Anpassungen durchaus spürbar – aber auch notwendig, weil die Schäden deutlich teurer geworden sind.

Glauben Sie, dass Sie dieses Jahr die Anpassungen stabilisieren?

Koßmann: Was die Schadeninflation betrifft, sehen wir derzeit eine gewisse Beruhigung. Die extremen Ausschläge wie in den letzten Jahren erwarte ich aktuell nicht. Aber natürlich bleibt es individuell – je nach Schadensituation in den einzelnen Sparten und bei jedem Versicherer. Und ein ganz wichtiger Punkt bleibt die Elementargefahr. Das ist ein zunehmendes Risiko, das schwer vorhersehbar ist. Eine belastbare Prognose für 2025 ist deshalb schwierig.

Seite 3: „Wir wollen unser Team in der Maklerbetreuung in den nächsten drei Jahren um 50 Prozent aufstocken:“

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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