Kolumne: Wahrscheinlichkeiten machen Angst, Möglichkeiten Spaß

Foto: Mareike Fell/Max Thinius
Mareike Fell und Max Thinius

"Bettgeflüster" ist die Kolumne zu den wirklichen Fragen der Zukunft. Heute: Wahrscheinlichkeiten sind wahrscheinlich das Schlimmste was es gibt. Denkst Du noch in Wahrscheinlichkeiten oder schon in Möglichkeiten?

Denn die Art wie wir über Veränderungen nachdenken, hat einen großen Einfluss auf den Alltag.

Wir sind in der Industrialisierung sozialisiert. Und die funktioniert nun mal als großes zentrales Rad, dass wir am Laufen halten wollen. Wir versuchen also, alles davon fern zu halten, was es aus dem Ruder bringen könnte. Außerdem liegt es in unseren Genen seit der Steinzeit, seit dem berühmten Säbelzahntiger. Wir denken in Wahrscheinlickeiten. Was könnte wahrscheinlich alles passieren, wenn wir gemütlich am Lagerfeuer oder an unserem ergonomisch optimiertem Schreibtisch sitzen. 1.000 Dinge (von denen vermutlich genau Null bis Eins tatsächlich passieren)!!! Nun haben wir inzwischen das Zeitalter der Digitalität und wir sind nicht mehr den Gefahren der Steinzeit ausgesetzt und zunehmend auch nicht mehr den Strukturen unseres industriellen Daseins. Da beginnen diese negativen Wahrscheinlichkeiten, die nichts anderes sind als Angst-Gedanken, uns in der Summe zu lähmen. 

Wahrscheinlichkeiten sind ein Teufelskreis

Wahrscheinlichkeiten sind tatsächlich ein Teufelskreis für unseren gesamten Organismus, denn wenn wir in Wahrscheinlichkeiten denken, also „was könnte alles passieren und worauf muss ich vorbereitet sein“, dann versetzen wir unseren Körper in einen permanenten Flucht- oder Kampfmodus. Denn wir wissen ja nicht genau was kommt. Wir lauern beständig. Das ist unendlich anstrengend. Und es nimmt uns die Leichtigkeit des Seins. Noch schlimmer: Es verschließt uns für neue positive Lösungen. Wir schränken unser Denken ein und werden manipulierbar, indem wir uns mit scheinbar einfachen Lösungen zufrieden geben, die uns als schnelle Option geboten wird, damit unsere immense Kraftanstrengung nur ein bisschen nachlässt.

Oft geht es dabei darum, das zu bewahren was gerade ist oder gestern noch war. Für uns klingt das schnell logisch, weil wir es sofort verstehen. Wir wissen wie das funktioniert und fühlen und sicher damit. Aber das Bewahren aus Angst vor dem großen Unbekannten kostet uns mehr Energie, als wenn wir anfangen, selbst zu gestalten. Einmal, weil wir uns gegen die Kraft der neuen einfacheren Lösung stemmen und zum anderen, weil wir versuchen alle Wahrscheinlichkeiten zu eliminieren, die das Alte gefährden könnten. Und das sind viele.

Je mehr Du Dich mit Deinen Möglichkeiten beschäftigst, desto mehr werden sie möglich

Statt dessen sollten wir lieber unsere Möglichkeiten betrachten. Die drehen das Ganze nämlich um. Statt auf das zu schauen, was uns passieren könnte, schauen wir auf das, was wir gewinnen könnten. Worauf hast Du Lust? Auf diese Weise werden wir nicht Spielball von dem was uns wahrscheinlich passieren könnte, sondern wir fokussieren uns auf das was möglich ist indem wir es ganz einfach in unserem Sinne gestalten. Und Du kennst ja das Ding mit dem grünen Hut: Wenn wir grüne Hüte sehen wollen, entdecken wir sie plötzlich! Sie sind auf einmal überall. Das funktioniert nur leider in beide Richtungen: Witterst Du Gefahr, wirst Du sehen, warum dies begründet ist. Siehst Du die Möglichkeit, wirst Du Gründe finden, warum das eine gute Sache ist. 

Und jetzt springen wir noch mal in unsere Jetzt-Zeit, die Digitalität. Sie ist von der Struktur anders ausgerichtet als die Industrialisierung. Nicht mehr als großes komplexes Konstrukt das wir besser nicht verrücken, weil es sonst kompliziert (teuer) wird. Neue Gedanken, zu viel Kreativität schaden bestehenden Prozessen, die allerdings alles so lassen wie es ist. Neues entsteht darin nicht so viel. Anders die Digitalität. Sie besteht aus kleinen Einheiten, die jede für sich recht autark arbeiten können. Sie vernetzen sich intelligent, wenn die Notwendigkeit besteht. Damit das klappt, darf man aber gar nicht an die Wahrscheinlichkeiten denken, die eine solche Vernetzung hervor bringen könnte – und man muss es in der Digitalität auch gar nicht. Statt dessen muss man die Möglichkeiten im Blick haben. Welche Vorteile könnten sich aus einer Vernetzung und der Nutzung des kreativen Neuen ergeben? In 80% der Fälle führt Veränderung in diesen Strukturen zu einer Verbesserung. Diese neuen digitalen Strukturen nennt man übrigens „polyzentral“ – jede Einzelne hat weitreichende Möglichkeiten und ist auf der Suche nach einer Optimierung durch Vernetzung.

Jeder Einzelne hat viele Möglichkeiten und es werden immer mehr

Noch sind zwar nicht alle Strukturen in unserem Job und Alltag um uns herum polyzentral. Aber jetzt kommen zwei Dinge. Zum einen werden es täglich mehr! Und zweitens: polyzentrale Strukturen sind stabiler. Sie setzen sich auch in konventionellen industriell geprägten Strukturen schnell durch.

Und jetzt überlege Dir kurz was Du in der Zukunft sehen willst: gefährliche Wahrscheinlichkeiten oder chancenreiche Möglichkeiten? Und wie wird sich Deine Zukunft verändern, wenn Du in die eine oder andere Richtung denkst?

Herzlich fröhlich und mit vielen Möglichkeiten in die Zukunft!

Max und Mareike

Hier unsere Tipps für die Möglichkeiten der Zukunft zu nutzen:

  • Denke nicht: was muss ich vermeiden, sondern: was kann ich gestalten? 
  • Glaube nicht alles ist statisch, sondern alles ist beweglich.
  • Wisse, dass 80% der Veränderungen in unserem Alltag zu einer positiven Entwicklung führen, 12% bleiben neutral und nur rund 8% können negativ werden (wobei man die in über 90% der Fälle auch wieder ändern kann) – Du fragst Dich: was will ich?
  • Das eigene Leben, die eigene Familie, Freunde, das gute Lebensgefühl: Wahrscheinlichkeiten bestimmen Dich „fremd“, Möglichkeiten nutzt Du „selbst“ und aktiv. Was macht Dein Leben reicher? 

Gemeinsam bringen unsere Kolumnisten Max Thinius und Mareike Fell Menschen in Bewegung, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Mit ihrem erfolgreichen Format „Bettgeflüster“ begeistern sie Menschen auf der Bühne. So auch auf der Digital Week der Cash am 23. Juni 2023. Weitere Informationen unter (www.maxundmareike.de

Max Thinius (www.maxthinius.de) ist Europas führender Futurologe und Zukunftsgestalter. Er unterstützt Menschen, Regionen und Unternehmen die Möglichkeiten Ihrer Zukunft zu erkennen und umzusetzen. Mareike Fell hält als Mindarchitektin zahlreiche Vorträge zu Themen rund um die eigene Potenzialerweiterung (www.diesinnstiftung.de). Sie zeigt persönliche Potenziale auf und wie man sie erreichen kann. 

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