Der Koalitionsvertrag von Union und SPD sieht vor, dass die Wohngebäudeversicherung im Neugeschäft künftig nur noch mit Elementarschadenabsicherung angeboten wird und im Bestandsgeschäft sämtliche Wohngebäudeversicherungen zu einem Stichtag um eine Elementarschadenversicherung erweitert werden. Dies sei „ein mutiger Schritt, der jedoch Risiken birgt“, schreibt Kunkel in einer Kolumne für den „Focus“. „Was passiert, wenn Versicherer in Hochrisikogebieten keine bezahlbaren Tarife anbieten wollen? Oder wenn Eigentümer plötzlich mit vierstelligen Zusatzkosten pro Jahr konfrontiert werden?“, fragt er.
Die Lösung könnte eine Abwahlmöglichkeit für die Kunden sein – zumindest aus Sicht des Gesamtverbands der deutschen Versicherer (GDV). Auch die Bundesregierung hat angekündigt, ein solches „Opt-Out-Modell“ prüfen zu wollen. Doch Kunkel ist skeptisch: „Das klingt flexibel, öffnet aber die Tür für genau diejenigen, die man eigentlich schützen möchte – Bewohner gefährdeter Regionen, die sich die hohen Prämien nicht leisten können. Sie würden vermutlich verzichten, und das Problem bliebe bestehen.“
Wie ein funktionierendes Versicherungssystem aussehen kann, zeige die Schweiz, schreibt Kunkel: „In 19 von 26 Kantonen besteht eine Pflicht zur Elementarschadenversicherung, organisiert über nicht gewinnorientierte Monopolversicherer in jeder Region. Die Prämien sind einheitlich und unabhängig vom individuellen Risiko – ein Beispiel gelebter Solidarität. So können sich selbst Hausbesitzer in Hochrisikogebieten den notwendigen Schutz leisten.“
Ein zentral organisiertes Versicherungsmodell senke die Hürden für alle Beteiligten. „In Deutschland hingegen setzt man oft auf das Marktprinzip mit dem Motto: Der Markt wird es schon richten. Doch das funktioniert nicht immer, insbesondere nicht bei den wachsenden Risiken des Klimawandels“, betont Kunkel.