Steuersparfonds vor dem Aus?

Die Privilegien steueroptimierter Geldmarkt- und Rentenfonds stehen auf der Kippe. Deutsche Finanzpolitiker blasen zur Offensive gegen Investment-Modelle, die Anlegern ursprünglich noch bis Jahresende die Möglichkeit verschaffen sollten, in den kommenden Jahren von der nahenden Steuer auf Kapitalerträge verschont zu bleiben.

Am Freitag forderte der Bundesrat den Gesetzgeber auf, die aktuellen Regeln zu überprüfen. Es gilt damit als wahrscheinlich, dass in Zukunft eine weitere Option zur Umgehung der Abgeltungssteuer wegfällt.

Bundesrat: Ausweitung ausschüttungsgleicher Erträge

Hintergrund: Bei den betroffenen Fonds-Konstruktionen handelt es sich in erster Linie um kurzfristige Anlagen, die in Konkurrenz zu Festgeld-Angeboten oder Bundeswertpapieren stehen. Sie versuchen vor allem von Kursgewinnen, die bislang steuerfrei waren, und nicht von Zinserträgen zu profitieren. Der Bundesrat fordert nun eine Ausweitung der abgeltungssteuerpflichtigen sogenannten ausschüttungsgleichen Erträge, von der auch die besagten Geldmarkt- und Rentenfonds betroffen wären.

BVI verurteilt geplante Regel-Verschärfung

Der BVI Bundesverband Investment und Asset Management aus Frankfurt kritisiert im Namen ?der Investmentbranche? die geplante Verschärfung der Besteuerungsregeln: ?Diese Bestrebungen stehen in eklatantem Widerspruch zum Konzept der Abgeltungssteuer, bei der künftig alle Wertzuwächse bei der Veräußerung durch den Anleger ohnehin erfasst werden?, erklärte BVI-Präsident und Union-Investment-Vorstand Wolfgang Mansfeld vor Journalisten in Paris.

Zugleich begrüßte der Branchenverband den Vorschlag einer zweijährigen Übergangsregelung, durch die sich etwaige steuerliche Konsequenzen erst mittelfristig auswirken würden. Damit bestünde für Anleger, die derzeit in steuerlich orientierten Geldmarktfonds investiert sind, kein akuter Handlungsbedarf.

Dickschiffe der Key Player betroffen

Viele der betroffenen Fonds erfreuen sich bei deutschen Privatanlegern großer Beliebtheit. In Anlagen wie beispielsweise dem Uni Opti 4 der Frankfurter Fondsgesellschaft Union-Investment sind BVI-Angaben zufolge mindestens 60 Milliarden Euro investiert ? über die Hälfte aller in Geldmarktfonds gebundenen Mittel.

Die endgültige Entscheidung steht am 19. Dezember auf der Agenda, dann soll das Jahressteuergesetz durch den Bundesrat gebracht werden. Die Steuerpflicht könnte Investoren jedoch rückwirkend zum Termin des jüngsten Vorstoßes aus dem Bundesrat treffen, also mit Wirkung zum 19. September. (hb)

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