Steigende Inflation, höhere Lebenshaltungskosten und die Angst vor sinkendem Lebensstandard treiben viele Deutsche um. Eine aktuelle Studie des Kölner Marktforschungsinstituts Heute und Morgen verdeutlicht, dass diese Sorgen weit in die Mitte der Gesellschaft reichen und auch das Verhalten gegenüber Versicherungen verändern. Besonders Frauen äußern stärkere Zukunftsängste als Männer.
Laut Untersuchung fürchten 66 Prozent der Befragten, dass ihre Ersparnisse durch Inflation an Wert verlieren. 59 Prozent machen sich Sorgen, dass steigende Lebenshaltungskosten ihre finanzielle Stabilität gefährden, und 49 Prozent rechnen mit einem sinkenden Lebensstandard. Sparen entwickelt sich für viele zum zentralen Bewältigungsmechanismus – und macht auch vor Versicherungsverträgen nicht halt.
Fast zwei Drittel der Befragten achten nach eigenen Angaben stärker als früher auf Einsparungen, unabhängig vom Einkommen. Während Spenden, Mitgliedschaften oder Freizeitaktivitäten am häufigsten reduziert werden, rückt auch der Versicherungsbereich in den Fokus. Jeder Fünfte zählt Versicherungen zu den wichtigsten Sparpotenzialen. 16 Prozent planen in den kommenden Monaten konkrete Kürzungen – durch Kündigungen, Anbieterwechsel, geringere Leistungen oder höhere Selbstbeteiligungen.
Besonders gefährdet sind Kfz-, Auslandsreise- und Rechtsschutzversicherungen. „Versicherungen werden verstärkt auf den Prüfstand oder sogar gänzlich in Frage gestellt“, sagt Geschäftsführerin Dr. Michaela Brocke. Gleichzeitig wachse die Erwartung nach mehr Flexibilität, Transparenz und erkennbarem Nutzen.
Die Reaktionen der Kunden sind keineswegs einheitlich. Während 19 Prozent ihre Selbstbeteiligungen erhöht haben, um Kosten zu senken, stockten 15 Prozent ihre Absicherungen zuletzt auf. Andere wiederum begegnen den finanziellen Risiken mit Verdrängung oder Gleichgültigkeit. Diese widersprüchlichen Haltungen stellen die Versicherer vor die Aufgabe, passgenaue und flexible Lösungen für unterschiedliche Zielgruppen zu entwickeln.
Neben dem Risiko von Abwanderungen ergeben sich aber auch Chancen: Versicherer können sich stärker als bisher als verlässliche Partner in unsicheren Zeiten positionieren. Dafür sei es entscheidend, individuelle Sorgen ernst zu nehmen und modulare, dynamische Angebote zu schaffen, heißt es in der Studie.