Globalisierung: Welt im Wandel

Die alte Welt trifft auf eine neue Welt. Es sind insbesondere die Schwellenländer, in denen sich die Trends der Globalisierung und des Bevölkerungswachstums bündeln und die unverändert für einen strukturellen Wachstumsschub sorgen.

Gastkommentar: Hans-Jörg Naumer, Allianz Global Investors

Während Sie gerade diese Zeilen lesen, werden auf der Welt jede Sekunde 4,3 Menschen geboren, 472.127 US-Dollar Warenwert gehandelt, 14.212 US-Dollar an chinesischen Devisenreserven angehäuft, 170.921 Liter Erdöl verbraucht, 1.051 Tonnen CO2 ausgestoßen, 50.540 Internetsuchanfragen gestellt und 1.085 US-Dollar Umsatz beim US-Onlinehändler Amazon generiert. Die Erde scheint sich immer schneller zu drehen.

Die alte trifft auf eine neue Welt. Eine neue Welt, in der vor allem die beiden sehr langfristig wirkenden Treiber Globalisierung und Demografie das Bild verändern werden. Sie lassen vor allem globale Nachfrageverschiebungen erwarten. Zwar öffnete sich der Eiserne Vorhang bereits Ende der 1980er Jahre und mit der politischen Wende schwenkten Staaten wie Russland, China und Indien auf die Marktwirtschaft um.

Doch mit dem Wegfall technologischer Schranken durch das Internet hat die Globalisierung eine neue Qualitätsstufe erreicht. Dazu kommt: Die weltweite Bevölkerung nach Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) wird von derzeit rund sieben Milliarden auf mehr als 9,3 Milliarden bis 2050 steigen – ein Wachstum von über 30 Prozent!

Es sind insbesondere die Schwellenländer, in denen sich die Trends der Globalisierung und des Bevölkerungswachstums bündeln und unverändert für einen strukturellen Wachstumsschub sorgen.

Gemessen an der weltweiten Wertschöpfung (kaufkraftadjustiert) haben sie schon jetzt einen Anteil von knapp 50 Prozent. Auch der Anteil am globalen Energieverbrauch ist mittlerweile in dieser Liga angekommen. Gleichzeitig verfügen sie über zwei drittel aller Devisenreserven und lediglich 15 Prozent der weltweiten Staatsschulden lasten auf ihnen. Mit dem höheren Wohlstand in den Wachstumsländern wird der Konsum rohstoffintensiver.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Aluminium, Kupfer und Stahl hat sich dort über die letzten zehn Jahre nahezu verdreifacht. Der Rohstoffbedarf steigt aber nicht nur durch dieses „qualitative“ Wachstum, sondern auch durch die quantitativ steigende Weltbevölkerung. So müssen in den nächsten 40 Jahren 2.300 Millionen Menschen zusätzlich mit Rohstoffen versorgt werden. Die Welt dreht sich nicht schneller – sie verändert sich stärker.

Hans-Jörg Naumer schreibt als Kolumnist im Cash.-Magazin über aktuelle Themen der Kapitalmärkte. Naumer ist seit 2000 Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Allianz Global Investors KAG (AGI), Frankfurt.

Foto: Allianz GI

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