„In den EU-Randstaaten sind wir derzeit nicht investiert“

Cash.: Wie ist der Fonds derzeit ausgerichtet?

Bateman: Aktuell liegt der Schwerpunkt der Aktienauswahl auf europäischen Werten, die stark vom Wachstum in den Schwellenländern profitieren, und auf Titeln von europäischen Kernstaaten wie Frankreich, Deutschland, Skandinavien und den Niederlanden. Wir suchen nach unterbewerteten Aktien, deren Renditepotenzial vom Markt unterschätzt wird. In den Randstaaten der Europäischen Union sind wir derzeit nicht investiert.

Cash.: Was sind für Sie EU-Randstaaten und warum lassen sich aus ihnen aktuell keine Titel allokieren?

Bateman: Darunter fallen insbesondere Griechenland, Portugal, Irland und Spanien. Gegenwärtig halten wir aus den drei erstgenannten Staaten keine Aktien. Aus Spanien befinden sich lediglich Papiere von Unternehmen im Fonds, die nicht im Heimatmarkt tätig sind. Denn aufgrund der initiierten Sparmaßnahmen ist eine Bewertung von Unternehmen in den genannten Ländern sehr schwierig. Wir suchen ständig nach interessanten und aufregenden Investmentideen. Diese finden sich derzeit allerdings nicht in den EU-Randstaaten.

Cash.: Wie schätzen Sie den momentan nicht zuletzt wegen der Euro- und Schuldenproblematik eher schwierigen europäischen Kapitalmarkt ein?

Bateman: Die Musik für Investoren spielt derzeit eindeutig in den Kernstaaten Europas, zu denen insbesondere Deutschland und Frankreich zählen. Aber auch die skandinavischen Staaten können mit eindrucksvollen Wirtschaftsdaten aufwarten. Die Nord-Süd-Teilung in Europa wird besonders deutlich bei einem Blick auf das Bruttoinlandsprodukt sowie auf die Marktkapitalisierung an den Börsen. Griechenland, Portugal, Irland und Spanien tragen lediglich zwölf Prozent zum europäischen Bruttoinlandsprodukt bei, während die Marktkapitalisierung an den Börsen dort im Europa-Vergleich bei unter sieben Prozent liegt.

Cash.: Wie sieht es auf Unternehmensebene in Europa aus?

Bateman: Aufgrund der negativen Nachrichtenlage lassen sich Einkäufe in Europa zu einem erheblichen Abschlag tätigen. Das zeigt auch die gesteigerte Aktivität im Segment der Fusionen und Übernahmen. Beispielsweise bot jüngst die US-Firma Johnson & Johnson für die Schweizer Synthes, während sowohl Terex als auch Dupont ihre Hände nach Demag Kräne in Deutschland und die in der Lebensmittelindustrie tätige Firma Danisco aus Dänemark ausstreckten. Europa erscheint derzeit sehr billig. Als Beweis dient ein Blick auf die Dividendenrendite, die mit durchschnittlich 4,2 Prozent höher ist als die Zinsen für viele Staats- und Unternehmensanleihen.

Cash.: Wie ist Ihre Einschätzung für den weiteren Verlauf des Jahres?

Bateman: Wir gehen davon aus, dass die bereits eingesetzte wirtschaftliche Erholung in den europäischen Kernstaaten wie Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Skandinavien anhalten sollte. Mit dem Ende der zweiten Runde der quantitativen Lockerung sollten sich die Marktindikatoren wieder normalisieren und sich für Investoren günstige Einstiegsmöglichkeiten ergeben. Die Unternehmensgewinne sollten sich als widerstandsfähig erweisen. Für die Kernländer der Eurozone erwarten wir ein Gewinnwachstum von 14 bis 15 Prozent. Zudem rechnen wir mit einem Wiederaufleben von Fusionen und Übernahmen. Die Bewertungen europäischer Aktien erscheinen derzeit sehr attraktiv – sowohl im historischen Vergleich als auch gegenüber anderen Anlageklassen und anderen Anlageregionen.

Cash.: Wie reagiert der Markt darauf?

Bateman: Derzeit beobachten wir eine steigende Anlegernachfrage nach europäischen Aktienfonds. In Europa liegen die durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnisse bei rund 15, während wir in den USA und Asien KGVs von über 25 sehen. Die Risikoprämien in den Schwellenländern sollten in den kommenden zwölf bis 18 Monaten vermutlich noch weiter ansteigen, weshalb wir davon ausgehen, dass einige Anleger ihre Asset-Allokationen in Richtung Europa verschieben werden. Während wir nach den Sommermonaten und dem Auslaufen von QE2 mehr Klarheit über die wirtschaftliche Erholung der gesamten Eurozone erhalten sollten, ist die Situation in den Kernstaaten der EU bereits jetzt nachhaltig.

Interview: Frank Milewski

Foto: Schroders

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