Russland: Situation weiterhin unsicher

Die russische Regierung ergreift die richtigen Maßnahmen, die Lage bleibt jedoch vorerst volatil.

Marktkommentar: Michael Levy, Barings

Die konventionelle Reaktion der russischen Regierung auf die anhaltende Schwäche des Rubel sowie die Entschlossenheit der Staatsführung zur Stabilisierung der Lage bestärken unsere Ansicht.

Volatilität kann weiter zunehmen

Kurzfristig dürfte sich das Volatilitätsniveau weiter erhöhen und im kommenden Jahr könnte es zu einem Zielkonflikt zwischen Zinsniveau und Wirtschaftsaktivität kommen.

Mittel- bis langfristig dürften sich die Fundamentaldaten unserer Einschätzung nach wieder behaupten. Dies dürfte, mit der Unterstützung durch einen schwächeren Rubel, zu einem ausgeglichenen Haushalt führen. Der Bankensektor wird nach wie vor gut durch internes Kapital sowie die Hilfe der Zentralbank unterstützt.

Aufgrund der Sorgen über die jüngste Abwertung des Rubels und die steigende Inflation im Land hob die russische Zentralbank am 15. Dezember um Mitternacht ihren Leitzinssatz von 10,5 Prozent auf 17 Prozent an.

Innerhalb der vergangenen zwei Monate verlor der Rubel als Reaktion auf den fallenden Ölpreis und die bestehenden Sanktionen stark an Wert und auch heute wertete er weiter ab. Zusätzlich entwickelte sich der russische Aktienmarkt (in US-Dollar) rückläufig und die Renditen russischer Anleihen gingen steil nach oben.

Konventionelle Zentralbankpolitik

Unserer Einschätzung nach hat die russische Zentralbank als Reaktion auf die aktuelle Lage die richtige Vorgehensweise gewählt. Zuversichtlich stimmt uns insbesondere die Tatsache, dass die Bank auch weiterhin eine konventionelle Politik verfolgt und nicht zu Kapitalverkehrskontrollen griff.

Auch wenn die Reaktion etwas verspätet kam, sollte es der Regierung aufgrund des sich unlängst weiter abschwächenden Rubel in Kombination mit der Situation an den Aktien- und Rentenmärkten unserer Einschätzung nach gelingen, eine höhere Stabilität an den Märkten zu erreichen, wenn sie den aktuellen Weg weiter verfolgt.

Dennoch könnte es im nächsten Jahr zu einem Zielkonflikt zwischen den aktuell höheren kurzfristigen Zinssätzen und den rückläufigen wirtschaftlichen Aktivitäten kommen. Wenn man dies im Zusammenhang mit dem niedrigeren Ölpreis betrachtet, dürfte Russland 2015 aller Wahrscheinlichkeit nach in eine Rezession abrutschen.

Ukraine und Ölpreis wirken

Die Lage bleibt volatil und hängt weiterhin von geopolitischen Faktoren im Zusammenhang mit den Sanktionen ab, die Russland im Zuge der Entwicklungen in der Ukraine auferlegt wurden, aber auch vom zukünftigen Ölpreisniveau.

Zu den Risiken zählt beispielsweise die Möglichkeit, dass die Regierung die konventionelle Wirtschaftspolitik aufgibt und zu strengen Kapitalverkehrskontrollen greift. Außerdem könnten die Sanktionen ausgeweitet werden oder der Ölpreis für einen längeren Zeitraum auf einem niedrigen Niveau bleiben.

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Mittel- bis langfristig dürften sich die Fundamentaldaten unserer Einschätzung nach wieder behaupten und damit den Aktienmarkt in die Höhe treiben. Ein schwächerer Wechselkurs sollte dazu beitragen, die Auswirkungen eines niedrigen Ölpreises für Russland abzufedern und dadurch möglicherweise einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Der Bankensektor wird nach wie vor gut durch internes Kapital und die Hilfe der Zentralbank unterstützt. In Russland befinden sich auch weiterhin große Reserven an Öl und Gas sowie vieler anderer Rohstoffe. Dies sind Wertanlagen, die unserer Einschätzung nach aktuell unterbewertet sind.

Mit der Eskalation der Lage auf der Krim haben wir unser Engagement in Russland reduziert und beobachten die jüngsten Entwicklungen sehr genau, um bei Bedarf direkt zu handeln.

 

Autor Michael Levy managt den Baring Frontier Markets Fund und den Baring Russia Fund bei der britischen Fondsgesellschaft Baring Asset Management.

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