Multi Asset: „Gesündester Hype, den wir je hatten“

Müller: Ich möchte einen kleinen Einblick in unsere Praxis geben. Wir sind vorwiegend Produktanbieter für Banken und Finanzintermediäre, aber wir arbeiten auch eng mit den Allianz-Agenturen zusammen und haben auch die Möglichkeit, die Vertriebsschwerpunkte mitzugestalten. Hier haben wir uns vor drei Jahren dazu entschieden, keine Einzelfonds in den Vordergrund zu stellen. Wir setzen konsequent auf breit diversifizierte Portfoliolösungen. Und dass es hier gelingt, mit Multi Asset wieder Vertrauen in das Wertpapiergeschäft zurückzugewinnen, ist für mich ein ganz wichtiger Beweis, dass das der richtige Ansatz ist.

Claus: Da möchte ich gerne einhaken. Wenn man sich die Gesamtheit der flexiblen Mischfonds anschaut, dann sieht man, dass diese, verglichen mit Mischfonds, die innerhalb fester Aktienbandbreiten investieren, im Durchschnitt schlechter abgeschnitten haben, weil die flexiblere Asset Allocation einen negativen Beitrag geliefert hat. Rückblickend hat sogar eine naive Diversifikation mit beispielsweise 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Renten im Durchschnitt bessere Ergebnisse geliefert. Deshalb ist die Wahl des richtigen Produkts für Kunden sehr wichtig, sei es indem er ein Produkt wählt, das regelbasiert investiert und immer wieder auf die Ausgangsgewichtung zurückgeht, oder sei es, indem der Kunde sich einen guten aktiven Fondsmanager sucht.

[article_line]

Ich möchte das, was Frau Claus gesagt hat, noch einmal aufgreifen. Nur 2,2 oder 2,8 Prozent der flexiblen Mischfonds haben es geschafft, die Erwartungshaltung der Anleger zu befriedigen, indem sie positive Renditen geliefert haben. Ist die Freiheit der Fondsmanager dort zu groß?

Claus: Ich denke, Timing ist der entscheidende Faktor. Sehr viele Manager schaffen es einfach nicht, den Markt zu timen. Meiner Ansicht nach ist es extrem schwierig, damit positive Renditen gegenüber einem statischen 50:50-Portfolio zu erzielen, weil sich die Entwicklung der Märkte nur schwer prognostizieren lässt, da diese in der Regel fundamentale Entwicklungen vorweg nehmen und auch nicht zwangsläufig rational reagieren. Viele Fondsmanager machen zudem den Fehler, prozyklisch zu agieren. Deshalb stellt sich uns die Frage, ob es überhaupt ein Fonds sein muss, der versucht, den Markt zu timen, oder es nicht auch ein Fonds sein kann, der das Vermögen auf verschiedene Assetklassen aufteilt und langfristig verwaltet und vielleicht verschiedene Ausprägungen, wie beispielsweise unterschiedliche Risikoprofile hat, aus denen der Kunde sich dann das passende Produkt aussuchen kann.

Müller: Wir glauben auch nicht, dass es sinnvoll ist, den Fokus auf Markttiming zu legen oder nach einem Fondsmanager zu suchen, der genau weiß, wann er zu 100 Prozent in Aktien investiert sein muss und wann nicht. Struktur ist wesentlich für den Anlageerfolg, ergänzt um Freiheiten für aktives Management.

Holzer: Ich würde den Punkt ganz gern noch mal aufnehmen. Wir werden uns sicherlich bei einer aktiven Vermögensstrukturierung mit der Frage des Timings auseinandersetzen müssen. Das erwarten auch die Anleger von uns. Denn der klassische Buy-and-Hold-Ansatz wird in Zukunft nicht mehr die Performance-Ergebnisse bringen, die man damit in der Vergangenheit erzielen konnte. Dafür bieten die Anlageklassen einfach zu wenig Grundrendite.

Seite drei: „Klarheit und Wahrheit sehr wichtig“

1 2 3 4Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments