Jupiter AM: Kein Zeichen eines Bärenmarktes

Michael Buhl-Nielsen, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management, über die Folgen des Preisverfalls an den weltweiten Aktienmärkten.

Michael Buhl-Nielsen, Jupiter Asset Management

Der umfangreiche Ausverkauf an den globalen Aktienmärkten im laufenden Jahr scheint weniger ein Zeichen für den Beginn eines Bärenmarktes als vielmehr für eine Kurskorrektur zu sein. Höchstwahrscheinlich liegt ein schwieriges Jahr vor uns, vor allem im Hinblick auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen. Trotz ordentlicher Ergebnisse in Europa gibt es an den Märkten seit Jahresbeginn eine Abwärtsbewegung. Zwar könnte sich das Blatt im weiteren Jahresverlauf noch wenden, doch sollte an den Märkten mit der gebotenen Vorsicht agiert werden, um einem etwaigen weiteren Kursverfall durch geschickte Einzeltitelauswahl gegenzusteuern.

Zentralbankmaßnahmen: Vorsicht geboten

Wir durchlaufen derzeit eine ungewisse Phase: inwieweit die Zentralbanken tatsächlich gewillt und imstande sind, eine Erholung zu stützen. Dabei darf allerdings auch nicht außer Acht gelassen werden, dass die Zentralbanken durchaus zu konzertierten Aktionen fähig sind, falls es zu Markterschütterungen kommen sollte. Insgesamt scheint es der EZB bei ihrer jüngsten Ratssitzung gelungen zu sein, positiv zu überraschen. So soll das QE direkt von 60 auf 80 Milliarden Euro erhöht werden. Es hat den Anschein, dass Europa im Hinblick auf geldpolitische Unterstützung sowie Aktienbewertungen und Wirtschaftsdaten recht gut positioniert ist. Das europäische QE bleibt somit ein machtvolles Werkzeug. Es wird jedoch einige Zeit dauern, bis sich das QE in der europäische Wirtschaft niederschlägt. Nichtdestotrotz steht Europa immer noch einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. Diese reicht unter anderem vom Brexit bis zur derzeitigen Regierungskrise in Spanien. Die Fed könnte aufgrund der jüngsten EZB-Entscheidung ermutigt sein, die Zinsen noch schneller zu erhöhen.

Angemessene Hedging-Strategie

Vor diesem Hintergrund ist auch die Reaktion der Märkte auf die EZB-Entscheidung am letzten Donnerstag zu sehen. Diese reagierten anfänglich euphorisch. Der Eurostoxx stieg auf über drei Prozent und der Eurokurs gab gegenüber dem Dollar deutlich nach. Dennoch hatte das kaum Konsequenzen: Der Euro stieg wieder an und statt einer starken Rallye gaben Aktien einen Teil ihrer Gewinne wieder her. Es handelt sich also eher um eine Marktbereinigung statt einem von QE getriebenen Aufwärtstrend. Aus diesen Gründen bleiben eine angemessene Hedging-Strategie sowie der Fokus auf die Titelauswahl zentrale Elemente unseres Investmentansatzes. Der Fonds bemüht sich derzeit, diese Negativfaktoren durch eine vergleichsweise konservative Nettopositionierung auszuschalten.

Bankensektor immer noch unter Druck

Der europäische Bankensektor wird nach wie vor vom Marktumfeld und aufsichtsrechtlichen Faktoren belastet. Trotzdem zielt der regulatorische Rahmen der EZB nicht darauf ab, die Banken ungebührlich unter Druck zu setzen. Ein Großteil der Probleme, über die Marktbeobachter sich Sorgen machen, wurde von der EZB bereits berücksichtigt. Dennoch herrscht aufgrund jüngster Ereignisse in gewisser Weise Panik. So wurden Inhaber von Anleihen der portugiesischen Novo Banco in Haftung genommen und erlitten Verluste. Ähnliches geschah bei einer Reihe italienischer Banken. Auch im Hinblick auf zusätzliche Tier-1-Bankanleihen kam es zu nervösen Reaktionen, die indes zum Teil als überzogen erscheinen. Dazu ist allerdings zu sagen, dass wir traditionelle Banktitel ohnehin nicht zum Selbstzweck halten. Wir konzentrieren uns vielmehr auf Banken und Finanzwerte, die sich klar differenzieren. Das ist beispielsweise bei der italienischen Bank Intesa der Fall, die ihr Geschäftsmodell derzeit auf das Fondsmanagement umstellt.

Rasche Fluktuationen erfordern tägliche Aufmerksamkeit

Um den Effekt der starken Volatilität an den europäischen Aktienmärkten im Zusammenspiel mit den oben skizzierten Faktoren abzumildern, können wir in unserem Fonds Long- und Short-Optionspositionen auf Einzeltitel oder einen Index aufbauen. In erster Linie nutzen wir hier den Eurostoxx 50 Index, da dies das liquideste Instrument ist, um Short-Positionen auf bestimmte Unternehmen aufzubauen. Einzelne Aktienpositionen kommen hier weniger zum Zuge. Je nach Marktbedingungen variieren wir die Instrumente. So können die Indexoptionen zu Monatsbeginn aus reinen Kauf-Positionen bestehen. Bei fallenden Märkten werden diese Positionen in der Regel ausgebaut. Bricht der Markt indes ein, nimmt die Volatilität oftmals stark zu und diese Optionen können sehr teuer werden. In solchen Situationen können wir beispielsweise die Struktur von Sicherungsgeschäften anpassen, indem wir Leerverkaufsoptionen aufbauen, die noch weiter aus dem Geld liegen, wenn wir unsere Kaufpositionen am Geld einbeziehen. Steigt die Volatilität von 20 auf 40 Prozent, muss die Struktur des Sicherungsgeschäfts angepasst werden. Bewegen sich die Märkte so schnell, wie das in den letzten Wochen der Fall war, erfordert dies eine tägliche Betreuung des Portfolios.

Foto: Jupiter Asset Management

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