EZB-Ratssitzung: Was die Anleger erwartet

Die erste Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in 2018 wird am 25. Januar stattfinden. In den letzten Wochen forderten EZB-Ratsmitglieder verstärkt, das Ende des Anleihekaufprogramms deutlich anzukündigen. Welche Nachrichten können Investoren erwarten? Gastbeitrag von Franck Dixmier, Allianz Global Investors

Franck Dixmier von Allianz Global Investors
Franck Dixmier: „Ein Festhalten am Junktim zwischen Inflation und quantitativer Lockerung würde die Überzeugung vieler Investoren, dass die Zinssätze dauerhaft niedrig bleiben werden, verfestigen.“

Für die erste EZB-Ratssitzung in diesem Jahr erwarten Investoren eine Änderung in der Forward Guidance der Europäischen Zentralbank und möglicherweise eine Ankündigung über das Endes ihres Wertpapierkaufprogramms.

In den letzten Wochen hat der Druck einiger bedeutender Mitglieder im EZB-Rat, insbesondere von Seiten des Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann und EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré, in Richtung einer klaren Ankündigung hinsichtlich des Endes des Ankaufprogramms zugenommen.

Inflationsausblick unter zwei Prozent

Laut des am 11. Januar veröffentlichten Protokolls der letzten Ratssitzung befürwortet eine wachsende Zahl an Ratsmitgliedern nun eine Änderung in der Kommunikation ab Anfang diesen Jahres. Das ein wichtiger Punkt, der die tief verwurzelte Überzeugung von Investoren, dass die Zinssätze länger niedrig bleiben, beeinflusst.

Bislang hat die EZB darauf verwiesen, dass der Inflationsausblick unter dem mittelfristigen Ziel bleibt, um die Fortführung des Wertpapierkaufprogramms zu rechtfertigen. Trotz eines breit angelegten, stetigen und nachhaltigen Wirtschaftswachstums in der Eurozone verharrt der Inflationsausblick unter der Zielmarke von zwei Prozent.

Das Problem hierbei ist, dass ein Festhalten am Junktim zwischen Inflation und quantitativer Lockerung die Überzeugung vieler Investoren verfestigen würde, dass die Zinssätze dauerhaft niedrig bleiben werden. Dies wiederum könnte sich letztendlich zu einem Risiko für die Finanzstabilität entwickeln.

Leitzinsen werden nicht vor 2019 angehoben

Die EZB wird voraussichtlich erneut bekräftigen, dass sie ihren geldpolitischen Normalisierungsprozess schrittweise vollziehen wird, indem sie erst die quantitative Lockerung beendet und zu einem späteren Zeitpunkt die Leitzinsen erhöht.

Wir gehen davon aus, dass die Leitzinsen nicht vor 2019 angehoben werden. Die extreme Anfälligkeit der Rentenmärkte gegenüber der Normalisierung der Geldpolitik hat sich zuletzt am Anstieg der langfristigen Renditen in den USA gezeigt und auch an den Marktturbulenzen infolge der Ankündigung der Bank of Japan, ihre Anleihekäufe leicht zu reduzieren.

EZB wird Kommunikation anpassen

Die Märkte müssen offensichtlich sehr vorsichtig vorbereitet werden. Wir erwarten daher, dass die EZB im ersten Quartal ihre Kommunikation entsprechend anpassen wird.

Im globalen Kontext zeichnet sich für 2018 immer deutlicher eine fortschreitende Divergenz zwischen der europäischen und US-amerikanischen Geldpolitik ab. Während die EZB ihre Zinsen bis 2019 unverändert lassen dürfte, gehen wir davon aus, dass die Federal Reserve die Zinsen in diesem Jahr drei- bis viermal erhöhen wird. Die Märkte erwarten nur zwei Zinserhöhungen.

Franck Dixmier ist Global Head of Fixed Income bei Allianz Global Investors

Foto: Allianz

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments