Chinas neue Tech-Börse: Chance oder Hype?

China wird am Aktienmarkt ein neues Segment im Stil der NASDAQ eröffnen,an dem innovative Unternehmen aus den Bereichen Technologie undForschung notiert werden und Kapital aufnehmen können. Das neue Scienceand Technology Innovation Board (STIB) soll für innovative Unternehmen den Zugriff auf privates Kapital erweitern. Ein Gastbeitrag von Jason Zhu, Director of Portfolio Management – China Equities bei Franklin Templeton.  

Im Erfolgsfall könnten die veränderten Regeln fürBörsengänge und die neuen Handelsmechanismen auf die chinesischenHauptsegmente ausgeweitet werden. Das neue Segment birgt auch Risiken. So erkennen viele Beobachter eine Spekulationsgefahr.

Große Ambitionen

Letztes Jahr im November kündigte der chinesische Staatspräsident Xi Jinping die Einführung eines Innovationssegments für Wissenschaft und Technologie (Science and Technology Innovation Board, STIB) an der Shanghaier Börse an.

Dieses Segment soll als spezielle Plattform, an der Unternehmen aus den Bereichen Technologie und Forschung notiert werden und Kapital aufnehmen können, Innovationen in China vorantreiben. Marktbeobachter haben sofort Parallelen zwischen dem neuen Segment und der US-amerikanischen NASDAQ gezogen.

Wir begrüßen die Neuerung. Unserer Meinung nach hat das STIB, das die wirtschaftliche Restrukturierung vorantreibt, strategische Bedeutung für China. Insbesondere könnte es Chinas Aufstieg zu einem wichtigen Forschungsstandort beschleunigen. Bislang sieht sich das Land vonseiten der USA Schuldzuweisungen wegen des Diebstahls von geistigem Eigentum sowie Technologiesanktionen gegenüber.

Mehr als Nachahmer

China wird oft als das Land begabter Nachahmer wahrgenommen, aber neuerdings positioniert es sich in mehreren Bereichen als Innovationstreiber. So übernahm China im Jahr 2017 bei den weltweiten Patentanmeldungen mit 43,6 % klar die Führung. Die USA kamen mit 19,2 % nicht einmal auf die Hälfte von diesem Wert.

Außerdem haben sich die chinesischen Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 2,13 % des Bruttoinlandsprodukts erhöht – in der EU beträgt der Anteil geschätzt 1,96 %.

Das neue Segment könnte Kapital in Bereiche lenken, in denen China Aufholbedarf hat, und die alles entscheidenden Vorteile bereitstellen. Insgesamt gehen wir davon aus, dass das STIB in mehrfacher Hinsicht wichtigen Einfluss entfalten wird.

Mehr Zugriff auf privates Kapital

Die Aktienmärkte bilden das Zentrum des Kapitalismus. Sie ermöglichen kapitalhungrigen Unternehmen Zugang zu renditeorientierten Anlegern. Die Liberalisierung der letzten Jahrzehnte in China wurde begleitet vom Aufblühen der dortigen Aktienmärkte, die während des investitionsbasierten Wachstums den Aufstieg von Riesen der „Old Economy“ in Branchen wie Energie, Bergbau, Immobilien und Bankwesen befeuerten.

Die meisten dieser Unternehmen hatten sichbereits mit etablierten Geschäftsmodellen bewährt, bevor siean die Börse gehen konnten.Doch die wirtschaftlichen Prioritäten Chinas entwickeln sichweiter. Die Finanzmärkte müssen folgen.

Möglichkeit für private Investoren

Da China immer stärker darauf setzt, mit Innovationen hochwertigeres Wachstum und technologische Durchbrüche zu erzielen, erfolgt die Schaffung des Segments für Wissenschaft und Technologie unserer Ansicht nach zum richtigen Zeitpunkt.

Es wird Hightech-Start-ups nicht nur die Aufnahme von Kapital ermöglichen, sondern auch Zugang zu Venture Capital undPrivate-Equity-Beteiligungen bieten, damit der Exit gelingt und Kapital umgeschichtet werden kann. Kurz gesagt:

 

Seite 2: Die Auswirkungen tiefgreifender Kapitalmarktreformen

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