Japan: Warum sich Investments wieder lohnen

In den vergangenen drei Jahrzehnten hat der japanische Finanzmarkt den  Ruf erworben, Anleger konstant zu enttäuschen. Japanische Staatsanleihen (JGBs) gelten als «weltgrößte Witwenmacher», da sich viele Anleger an einen Aktienmarkt erinnern, der Ende der 1980er Jahre spektakulär einbrach und sich trotz zahlreicher Fehlstarts nie richtig erholen konnte. Ein Kommentar von Ernst Glanzmann und Reiko Mito, Fondsmanager bei GAM Investments.

Der Begriff «Witwenmacher» bezieht sich insbesondere auf Leerverkäufe japanischer Staatsanleihen. Gemeint ist die damalige Wette, dass die Renditen von niedrigen Niveaus ausgehend steigen müssten – nachdem die Bank of Japan (BoJ) im Jahr 1999 erstmals eine Nullzinspolitik eingeführt hatte –, und damit verbunden die Annahme, dass die JGB-Kurse unvermeidlich fallen würden.

Leerverkäufe unterschätzen die Loyalität

Mittlerweile versuchen zahlreiche Anleger, sich auf eine «Normalisierung» der Geldpolitik an den Märkten der westlichen Industrienationen zu positionieren, die bislang jedoch nicht wirklich eintrat. Der jüngste Richtungswechsel in der Geldpolitik der Fed zeigt dies nur allzu deutlich.

Der einzige wirkliche Unterschied zwischen diesen beiden Szenarien besteht darin, dass die Leerverkäufer japanischer Staatsanleihen die enorme Loyalität der lokalen Anleger unterschätzen, die trotz der mageren Renditen zusätzlich JGB-Positionen aufbauten.

In ähnlicher Weise hat sich die BoJ insbesondere unter der Führung von Zentralbankgouverneur Kuroda vorbehaltslos hinter die Reflationsbemühungen der Regierung gestellt.

Keine Erholung seit der Krise in den 1980ern?

In den vergangenen Jahren war eine bemerkenswerte Dynamik zu beobachten: Ungeachtet der allgemeinen Marktrichtung wurden japanische Aktien zunehmend günstiger.

Gelegentliche Verkaufswellen am japanischen Aktienmarkt wurden von einer nervösen Stimmung getrieben, die im Widerspruch zur Verbesserung der Fundamentaldaten stand.

Selbst während der von Ministerpräsident Abe ausgelösten Rally von 2012 bis 2018 konnten die steigenden Aktienkurse nicht mit dem Wachstum der Unternehmensgewinne Schritt halten.

 

Seite 2: Warum Investoren zuversichtlicher sein sollten

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