Aktuarsvereinigung: Sozialversicherungsbeiträge steigen auf über 33 Prozent

Arbeitnehmer und Arbeitgeber müssen nach Angaben der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) in den kommenden Jahrzehnten mit drastisch steigenden Sozialversicherungsbeiträgen rechnen. Neben der Rentenversicherung sind auch die gesetzliche Kranken- (GKV) und soziale Pflegeversicherung (SPV) betroffen. Aber auch die private Kranken- und Pflegeversicherung steht vor großen Herausforderungen.

Roland Weber, Past President der Deutschen Aktuarvereinigung, erwartet deutlich steigende Beitrage in den sozialen Sicherungssystemen.

Nach Analysen der DAV wird neben dem demografischen Wandel vor allem der medizinisch technische Fortschritt zum Kostentreiber in den Sozialsystemen. „Darüber hinaus leidet die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung unter einer strukturellen Einnahmenschwäche“, sagt Roland Weber, Past President der DAV.

Denn während die Ausgaben für die Sozialversicherung ähnlich wie das Bruttoinlandsprodukt steigen, erhöhen sich die Einnahmen entgegen vieler Prognosen um 0,5 Prozentpunkte pro Jahr langsamer als das Bruttoinlandsprodukt. „Die privaten Sozialsysteme geraten hingegen durch die anhaltende Tiefzinsphase zunehmend unter Druck“, beschreibt Roland Weber, Past President der DAV, die Situation. Entsprechend sei sowohl in den gesetzlichen als auch den privaten Sozialsysteme mit deutlichen Beitragssteigerungen zu rechnen.

So könnten nach DAV-Berechnungen die Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung von derzeit 15,6 Prozent bis zum Jahr 2060 auf knapp 25 Prozent steigen. In der sozialen Pflegeversicherung ist nach Analyse der Aktuare sogar mit noch größeren Beitragssprüngen zu rechnen. Ohne Berücksichtigung möglicher Leistungsausweitungen könnten sich die Beiträge von 2,5 Prozent bis zum Jahr 2060 auf bis zu 8,5 Prozent erhöhen.

Beitragssteigerungen auch in der PKV

Aber auch in der privaten Krankenversicherung drohen weitere Beitragssteigerungen. Sollten die Zinsen in den kommenden Jahrzehnten auf ihrem aktuell niedrigen Niveau verharren, erhöht sich der PKV-Durchschnittsbeitrag nach den Berechnungen der DAV inflationsbereinigt bis zum Jahr 2060 um den Faktor 2,7. Kommt es hingegen zu einer Zinserholung ab 2030, ergibt sich ein Faktor von 2,4.

Darüber hinaus hat die DAV untersucht, wie sich die Beiträge künftig in der privaten Pflegepflichtversicherung entwickeln werden. Dabei zeigt sich, dass neben dem demografischen Wandel der medizinisch-technische Fortschritt zum Beitragstreiber wird.

Dadurch steigen die Beiträge im Extremszenario zwar um den Faktor 4,5 – ein Vergleich von sozialer und privater Pflegeversicherung offenbart aber das derzeit niedrige Beitragsniveau der privaten Pflegepflichtversicherung.

Während Versicherte dafür monatlich durchschnittlich 30 Euro zahlen, liegt der vergleichbare Beitrag in der gesetzlichen Pflegeversicherung für Kinderlose bei 123,90 Euro im Monat. Denn für die privatversicherten Angestellten würden aufgrund der vergleichsweise hohen Einkommen in der gesetzlichen Pflegeversicherung die Höchstbeiträge gelten.

In Anbetracht dieser Szenarien appelliert die DAV an die Politik, jede Möglichkeit zu ergreifen, die Effizienz des Gesundheitssystems weiter zu steigern. So ließen sich nach Überzeugung der Aktuare durch den Ausbau der Telemedizin oder der Einführung einer digitalen Gesundheitskarte erheblich Kosten einsparen.

„Zudem muss jede weitere Leistungsausweitung speziell in der sozialen wie privaten Pflegepflichtversicherung kritisch auf ihre langfristige Finanzierbarkeit überprüft werden. Ohne Ausgabendisziplin ist das deutsche Kranken- und Pflegeversicherungssystems nicht zukunftsfähig“, so Weber weiter.

 

Seite 2: Beitragsentwicklung in der PKV konstanter gestalten

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