AWD weist erneut NDR-Berichte zurück

Dem AWD drohen laut dem Radiosender „NDR Info“ sowie dem NDR-TV-Magazin „Panorama“ Kunden-Rückforderungen „in dreistelliger Millionenhöhe“. Der Finanzdienstleister – so NDR-Recherchen – soll über eine Tochterfirma überhöhte Provisionen für Fondsgeschäfte kassiert haben. Der AWD weist die Vorwürfe zurück und sieht in ihnen eine „kampagnenartige Inszenierung“.

AWD Zentrale FahnenDie Vorwürfe beziehen sich nach Informationen des Senders auf den Vertrieb geschlossener Fonds rund um den Börsengang im Jahr 2000. Demnach würd Dokumente aus der damaligen Zeit belegen, dass in vielen Fällen offenbar mehr als 15 Prozent Provision geflossen seien. Laut geltender Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH) hätte der AWD seine Kunden in solchen Fällen aufklären müssen. Der BGH hatte 2004 erstmals klargestellt, dass Finanzberater dazu verpflichtet sind, wenn mehr als 15 Prozent Provision fließen. Das Urteil gilt auch rückwirkend.

Diese Provisionen wurden den NDR-Recherchen zufolge über die Tochterfirma des AWD-Konzerns Allgemeine Immobilien, Makler & Service GmbH (AIMS) abgewickelt. Zwischen dieser Tochterfirma und dem eigentlichen Finanzvertrieb seien die Provisionen anschließend aufgeteilt worden. Da beide Unternehmen dem AWD-Konzern gehörten, seien die gesamten Provisionen in die Konzernbilanz eingeflossen, so die NDR-Recherchen. Der ehemalige AIMS-Geschäftsführer Hermann J. Winkler sowie der frühere AWD-Vertriebsgeschäftsführer und heute für den Vertrieb beim Mitbewerber Formaxx tätige Jörg Jacob hätten laut NDR gegenüber „NDR Info“ und „Panorama“ diese Praxis und Provisionshöhe bestätigt. Eine NDR-Mitteilung zitiert Winkler zitiert Winkler mit der Einschätzung, „dass für mehr als 75 Prozent der Produkte eine Vergütung von mehr als 15 Prozent gezahlt wurde“. Das Umsatzvolumen im Geschäft mit den geschlossenen Fonds habe schätzungsweise zwischen 500 und 700 Millionen Euro gelegen.

Der AWD weist die Vorwürfe indes mit Nachdruck zurück. „Die Provisionspraxis unserer Gesellschaft stand und steht im Einklang mit der geltenden BGH-Rechtsprechung“, sagt Béla Anda, Chief Communication Officer der AWD Holding AG. In einer Mitteilung des Finanzvertriebs heißt es weiter: „Mehrfach hat AWD dem NDR gegenüber deutlich gemacht, dass sich Provisionsansprüche aus der Vermittlung von Gesellschaftsanteilen herleiten.“ Vielmehr wittert der AWD in den Vorwürfen eine „kampagnenartige Inszenierung“, in der – beliefert durch Informationen eines Rechtsanwalts – „im Vorfeld von Verfahren Rechtsauffassungen durch mediale Unterstützung zugunsten der Partei des Rechtsanwaltes platziert werden sollen“. Die Fälle verjähren nach zehn Jahren. Der 31. Dezember ist ein entsprechender Verjährungstermin.

In dem konkreten Fall einer dem NDR vorliegenden Provisionsliste bemühen sich die Hannoveraner um Richtigstellung aus ihrer Sicht: „Provisionen beziehen sich immer auf die Höhe des vermittelten Gesellschaftsanteils, die in einer der von dem NDR publizierten Listen (vom ’14. August 2000′) missverständlich als ‚Gesamtaufwand‘ bezeichnet ist. Bei korrekter Betrachtung ergibt sich selbst aus der vom NDR vorgelegten Liste ein Provisionssatz von deutlich unter 15 Prozent auf den vermittelten Gesellschaftsanteil“, erklärt Anda.

Auch die Ergebnisse der NDR-Recherchen, nach denen es erhöhte Zuwendungen des Emissionshauses DCM im Rahmen der Vermittlung von Medienfondsanteilen an AWD gegeben habe, bestreitet der Finanzvertrieb. Die AWD-Position bestätigt ein Schreiben des aktuellen DCM-Vorstands Dr. Jörg Autschbach vom 5. Dezember dieses Jahres, in dem erklärt wird, dass eine Sichtung von Vertriebsverträgen und Provisionsvereinbarungen sowie eine stichprobenartige Prüfung von Provisionsabrechungen ergeben habe, dass in keinem der vom NDR aufgeführten DCM/IMF-Fonds Provisionen/Sonderzuwendungen an AWD und/oder AMIS in Höhe von 15 Prozent oder mehr für die Vermittlung von Eigenkapital vertraglich vereinbart oder gezahlt worden seien. (te)

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