Der Performance-Bericht – ein Auslaufmodell?

WealthCap und Hannover Leasing begründen ihre Absage hauptsächlich mit einem geringen Interesse des Vertriebs an dem Performance-Bericht. LHI fügt neben dem Hinweis auf die Informationen im Bundesanzeiger hinzu: „Selbstverständlich informieren wir unsere Anleger und Investoren in regelmäßigen Reportings über den aktuellen Stand ihres Investments.“

Dass die Anleger über ihre eigenen Investitionen informiert werden, ist in der Tat eine Selbstverständlichkeit: Es ist gesetzlich vorgeschrieben. Doch die Jahresberichte stellen nur eine Momentaufnahme dar und müssen keine Informationen etwa zu vorherigen Ausschüttungen oder gar einen Soll-Ist-Vergleich enthalten. Zudem wird wohl niemand ernsthaft erwarten, dass sich auch nur ein einziger Vertrieb – oder gar Anleger – die Mühe machen wird, sich die einzelnen Jahresberichte aus dem Bundesanzeiger zusammenzuklauben, um sich ein Bild von der Leistungsfähigkeit eines Anbieters zu machen.

Schlimmstenfalls kann daraus sogar ein neues Haftungsrisiko für den Vertrieb resultieren: Womöglich kommt eines Tages ein Anlegeranwalt auf die Idee, der Vermittler habe den Anleger über Fehlentwicklungen früherer Fonds des betreffenden Anbieters informieren müssen, die schließlich aus den veröffentlichten Jahresberichten für jeden ersichtlich waren.

Vielfach weiterhin umfangreiche Berichte

So darf nicht unerwähnt bleiben, dass eine Reihe von KVGen weiterhin sehr umfangreiche Berichte mit ausführlichen Soll-Ist-Vergleichen veröffentlicht – allen voran die HKA Hanseatische (Immac Fonds), die für 2016 auf nicht weniger als 208 Seiten detailliert über jeden ihrer Fonds informiert. Aus Sicht von Immac-Vorstand Thomas F. Roth ist ein solcher Bericht „auch für die Plausibilitätsprüfung des Vertriebs unerlässlich“.

Insgesamt enthalten die jeweils neuesten verfügbaren Berichte von 16 KVGen einen Soll-Ist-Vergleich. In drei Fällen entfällt dieser schon mangels Prognosen, drei der befragten Häuser haben noch keinen Performance-Bericht erstellt. Nur sieben Anbieter verzichten in ihren jüngsten Berichten auf einen Soll-Ist-Vergleich, obwohl er möglich wäre. Darunter sind WealthCap (2015), Hannover Leasing (2015) und LHI (2014), mit denen diesbezüglich künftig ohnehin nicht mehr zu rechnen ist.

Hingegen planen auch die drei Häuser, die bisher keinen Performance-Bericht aufgestellt haben, dies für die Zukunft. Alle drei sind noch relativ jung – und erfolgreich. Das letzte Wort zu dem Thema ist also sicherlich noch nicht gesprochen.

Was Gero Gosslar dazu sagt, welches das noch unentschlossene Haus ist und wie andere KVGen sowie JDC-Sachwertspezialist Helmut Schulz-Jodexnis die Sache sehen, lesen Sie in der aktuellen Cash.-Ausgabe 12/2017 (seit 23. November im Handel).

Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und betreut das Cash.-Ressort Sachwertanlagen. Er beobachtet den Markt der Sachwert-Emissionen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit mehr als 25 Jahren. G.U.B. Analyse gehört wie Cash. zu der Cash.Medien AG.

Foto: Florian Sonntag

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