Das Bankenmonopol auf Kontodaten endet – doch die Kunden sind ahnungslos

Bisher gaben die Nutzer solchen Diensten oft einfach die Login-Daten zu ihren Konten und diese griffen dann auf die Daten zu. Das wird mit PSD2 anders: Die Anbieter brauchen nun die ausdrückliche Zustimmung der Nutzer, gesichert durch PIN und andere Authentifizierungen – je nach Vorgabe der Bank muss die Einwilligung alle drei Monate erneuert werden. Überdies werden die Anbieter nun von der BaFin überwacht, das war zuvor nicht der Fall.

Mit der PSD2-Richtlinie wird also der Verbraucherschutz gestärkt und es werden neue, pfiffige Services möglich: So können Vergleichsportale künftig nicht nur die günstigsten Versicherer oder Stromanbieter auflisten, sondern auf Basis der Kontodaten des Kunden prüfen, ob er oder sie für Versicherung oder Strom zuviel bezahlt.

Cyber-Schutz ist der gefragteste Service

Grundsätzliches Interesse an solchen PSD2-basierten Diensten besteht: Großen Anklang bei 45 Prozent der Befragten finden Benachrichtigungen, wenn durch einen Vertragswechsel – etwa beim Stromanbieter oder der Versicherung – Geld gespart werden kann. Oder wenn Kunden auf Basis ihrer Kontodaten unverbindlich individuelle Angebote für Kredite oder einen neuen Stromtarif erhalten: Ein solcher Service findet bei 34 Prozent der Befragten Zuspruch.

PSD2-basierte Angebote können aber auch helfen, die Identität des Kunden und seine Daten vor Missbrauch zu schützen. Dazu überwachen Spezialisten die vom Kunden registrierten Daten, wie etwa Name und Adresse, Kontonummer oder Kreditkartendaten, im Internet und im Dark Web und geben Bescheid, wenn verdächtige oder gar gestohlene Daten auftauchen. Eine solche Benachrichtigung finden 64 Prozent der Befragten wertvoll und deutlich interessanter als Versicherungen oder persönliche Hilfestellungen (39 Prozent) im Falle eines Identitätsdiebstahls.

Vertrauenswürdigster Anbieter? Meine Bank!

Zentraler Aspekt für die Wahl eines Anbieters solcher Dienste ist der Schutz der persönlichen Daten: 65 Prozent der Befragten erlauben den Zugriff auf ihre Bankdaten, wenn sie ihre Einwilligung dazu jederzeit widerrufen können. 55 Prozent tun dies, wenn der Anbieter europäische Datenschutzstandards einhält und weitere 55 Prozent teilen ihre Bankdaten, wenn sie bereits gute Erfahrungen mit dem jeweiligen Anbieter gemacht haben.

Vertrauenswürdigster Anbieter ist für 67 Prozent der Befragten die eigene Hausbank. Sie konnte gegenüber dem Vorjahreswert von 64 Prozent nochmal 3 Prozentpunkte zulegen und verweist andere Banken und Kreditinstitute mit nur 30 Prozent auf die hinteren Plätze. Amazon vertrauen bereits 26 Prozent der Befragten. Andere Konzerne wie Google (15 Prozent) und Facebook (8 Prozent) rangieren bei der Frage „Wem würden Sie beim Zugriff auf Ihre Bankdaten vertrauen?“ dagegen auf den hinteren Rängen. Auch Anbieter wie Numbrs (10 Prozent) und N26 (12 Prozent) stehen kaum besser da.

„Das Rennen ist eröffnet“

Doch die Konkurrenz holt auf: Im Vergleich zum Vorjahr legte Amazon 6 Prozentpunkte zu, N26 und Numbrs jeweils 4, selbst Google und Schlusslicht Facebook konnten 2 Prozentpunkte gutmachen. Bei der eigenen Hausbank waren es immerhin noch 3, bei den anderen Banken dagegen nur 1 Prozentpunkt.

„Das Rennen ist eröffnet. Trotz möglicher Datenschutzbedenken stehen internationale Web-Konzerne wie etwa Amazon bald gleichauf mit den Unternehmen der deutschen Kreditwirtschaft“, sagt Bock. „Die Befürchtung vieler Banken, den Kontakt zum Kunden zu verlieren, ist also durchaus begründet. Ihr oberstes Ziel muss daher sein, ihre Angebotspalette mit PSD2 zu erweitern, eigene Partner-Netzwerke aufzubauen und so den Kunden Mehrwerte zu bieten, die diese sinnvoll und attraktiv finden.“

 

Foto: Crifbrügel

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