Heute nutzen mehr Arbeitnehmer als je zuvor in Deutschland die Möglichkeiten eines früheren Renteneintritts: Nur noch rund 40 Prozent aller Beitragszahler arbeiten laut der Deutschen Rentenversicherung aktuell bis zum formellen Renteneintrittsalter. Gleichzeitig wird Langlebigkeit dank gesünderer Lebensweise und verbesserter Gesundheitsvorsorge für immer mehr Menschen zur neuen Normalität.
Doch die Rechnung, mit verkürzen Beitragszeiten einen längeren Lebensabend zu finanzieren, geht bei genauer Betrachtung weder für die meisten Rentner noch für die etablierten Vorsorgeinstrumente auf: Aus dem „Langlebigkeitsrisiko“, neudeutsch Longevity, wird für den Einzelnen und das Rentensystem insgesamt ein finanzieller Schraubstock aus langfristig sinkenden Einnahmen und explodierenden Ausgaben.
Umlage oder Anlage?
Die Balance zwischen Einzahlenden und Empfängern kippt. Diese Entwicklung ist in vielen privaten Vorsorgeplänen und Rentenkonzepten noch nicht eingepreist. Sie trifft vor allem zwei Bevölkerungsgruppen: Rentner und angehende Vorsorgeempfänger, die mit den klassischen Altersparametern kalkuliert haben und jetzt mit einer neuen „versteckten“ Lebensphase konfrontiert sind – neben dem Ruhestand als dritter Lebensphase kommt noch eine vierte hinzu: Jahre oder gar Jahrzehnte der zusätzlichen Lebenserwartung, die von den klassischen Säulen des Rentensystems und häufig auch in der privaten Planung nicht vorfinanziert worden sind.
Für jüngere Arbeitnehmer verschärft sich das demografische Dilemma noch: Sie müssen immer höhere Beiträge in das umlagefinanzierte System leisten, gegebenenfalls Kinder und damit zukünftige Beitragszahler finanzieren – und gleichzeitig viel stärker eigenverantwortlich zusätzlich vorsorgen, um ihre Rentenlücke auszugleichen. Umlagefinanzierte Instrumente können das Problem nur bedingt abfedern. Garantien aus Berlin oder Brüssel schließen diese Lücke nicht wirklich, sondern verlagern sie auf die Zukunft.
Rente dank Rendite: der Mehrfachnutzen von Fondspolicen
Wenn 90 das neue 70 wird, muss moderne Vorsorge für die Älteren auch die vierte Lebensphase, die Langlebigkeit, finanzieren können. Sie muss selbst leistungsfähiger werden, statt auf die nächste Beitragserhöhung für jüngere Generationen zu schielen. Das gelingt nur, wenn die Finanzierung des Ruhestands nicht eindimensional gedacht wird, sondern als flexibles System aus gesetzlicher Absicherung, privater Vorsorge mit dynamischem Wachstumspotenzial und individuell gestaltbaren Einkommensquellen.
Kapitalgedeckte Vorsorgeformen mit Bindung für die Altersabsicherung wie fondsgebundene Lebensversicherungen können hier wie ein Scharnier zwischen verlässlicher Kapitalbildung und Renditekraft wirken – wenn sie vorrausschauend konzipiert werden. Ihr Vorteil: Im Unterschied zu reinen Investmentinstrumenten verbinden sie die Renditechancen eines Depots mit dem Leistungsversprechen einer Versicherung. Dadurch können sie nicht nur Kapital bilden, sondern auch Risiken absichern und für ein langes Leben vorsorgen – mit der Möglichkeit einer lebenslangen Rente.
Weil diese Form der eigenständigen Vorsorge die persönliche Steuerlast mindert, entsteht ein zusätzlicher Renditehebel: Gesparte Steuern sind nicht nur ein staatlicher Bonus, sondern zusätzliches Wachstumspotenzial. Werden sie in die Vorsorge reinvestiert, wirken sie wie eine zweite Rendite. Als langfristige Instrumente der Vorsorge und Vermögensbildung können sie zudem statistisch betrachtet die Volatilität der Finanzmärkte über die Zeit ausgleichen. Je länger die Anlage, desto stärker werden die Risiken reduziert, während die Chancen auf interessante Renditen steigen.
Die Revolution der Langlebigkeit zwingt uns alle, Vorsorge neu zu denken. Wer heute klug vorsorgt, profitiert später von Kapitalmarktrendite, steuerlichen Vorteilen und Versicherungsschutz. Denn die individuelle Vorsorge von morgen braucht mehr Dynamik, als umlagefinanzierte Säulen leisten können – weil sie auch die demografische Schieflage ausgleichen muss.
Dr. Aron Veress ist CEO der Liechtenstein Life