2026: Fünf Gründe, warum der Euro gegenüber dem US-Dollar wieder unter Druck geraten könnte

Foto: Smarterpix/DMegias
Gewinnt der US-Dollar in 2026 an neuer Stärke?

Nach der Euro-Erholung sehen viele Marktteilnehmer das Währungspaar EUR/USD in einer neuen Komfortzone. Doch der breite Konsens könnte trügerisch sein. Mehrere Faktoren deuten darauf hin, dass der US-Dollar 2026 wieder an Stärke gewinnt – mit Folgen für Investoren und Unternehmen.

1.  Kapitalflüsse werden unterschätzt

Wie bereits Anfang 2025 droht der Devisenmarkt erneut einen zentralen Treiber zu ignorieren: Kapitalflüsse und Marktmomentum. Damals rechnete der Konsens lediglich mit einem moderaten Rückgang des Dollar-Index um drei bis fünf Prozent. Tatsächlich folgte der stärkste Dollarverfall seit 1973 – inklusive eines Minus von zwölf Prozent gegenüber dem Euro. Diese Erfahrung zeigt: Währungsbewegungen werden weniger von makroökonomischen Fundamentaldaten, Handelsbilanzen oder Zinsdifferenzen bestimmt als vielmehr von globalen Kapitalströmen.

2.  Trendwende nach der Jahresanfangsbewegung

Die Schwäche des US-Dollars zu Jahresbeginn war nicht allein auf protektionistische Tendenzen in den USA zurückzuführen. Sie wurde maßgeblich durch umfangreiche Verkäufe von US-Aktien ausgelöst, insbesondere durch Hedgefonds als zentrale Taktgeber der globalen Märkte. Nach einem außergewöhnlich starken Jahr 2024 für US-Technologiewerte kam es zu Gewinnmitnahmen und einer taktischen Umschichtung in europäische Aktien, begünstigt durch das deutsche Konjunkturpaket und Hoffnungen auf ein schnelles Ende des Ukraine-Kriegs. Diese Rotation kehrt sich nun zunehmend um.

3.  US-Aktien wieder attraktiver

Da die Wachstumsaussichten Europas weiterhin hinter denen der USA zurückbleiben, fließt Kapital verstärkt aus europäischen Märkten in US-Aktien. Nach der Marktkorrektur im November erscheinen insbesondere große US-Technologiewerte wieder attraktiv bewertet. Sollten sich diese Kapitalbewegungen beschleunigen, könnte dies dem US-Dollar im Jahr 2026 spürbaren Rückenwind verleihen.

4. Fed-Zinssenkungen als indirekter Dollar-Treiber

Der beginnende Zinssenkungszyklus der US-Notenbank dürfte die Attraktivität von Geldmarktanlagen sowohl in den USA als auch in Europa reduzieren. Ein Teil der derzeit in Geldmarktfonds geparkten Mittel könnte daher in Aktienmärkte umgeschichtet werden – vor allem in US-Titel. Auch dieser Effekt spricht für eine potenzielle Stärkung des US-Dollars.

5. Negative Dollar-Faktoren bereits eingepreist

Nicht zuletzt scheinen die belastenden Faktoren für den Dollar weitgehend in den aktuellen Kursen berücksichtigt zu sein: Diskussionen um eine mögliche Ablösung von Fed-Chef Jerome Powell, Spannungen im US-Private-Credit-Markt sowie eine Abschwächung des Arbeitsmarkts gelten als bekannt und sind bereits eingepreist. Selbst die strukturelle Überbewertung des Dollars von geschätzten zehn bis 15 Prozent ist am Markt weithin anerkannt. Dennoch kann eine Währung über lange Zeiträume teuer bleiben, solange die Nachfrage nach den zugrunde liegenden Vermögenswerten hoch ist – was beim US-Dollar weiterhin der Fall ist.

„Die jüngste Vergangenheit zeigt sehr deutlich, dass sich Devisenmärkte nicht am Konsens orientieren, sondern an Kapitalströmen. Gerade wenn sich alle auf ein scheinbar stabiles Wechselkursniveau verständigt haben, steigt das Risiko von Gegenbewegungen“, sagt Besart Shala, Geschäftsführer von iBanFirst in Deutschland. „Ein Rückgang des EUR/USD in Richtung 1,12 bis 1,13 ist ein plausibles Szenario, auf das sich international tätige Unternehmen bei ihren Absicherungsstrategien einstellen sollten.“

Vor diesem Hintergrund mahnt iBanFirst zur Vorsicht gegenüber allzu einheitlichen Markterwartungen. Die Erfahrung zeigt: An den Devisenmärkten liegt der Konsens häufig daneben – mit direkten Auswirkungen auf Planungssicherheit, Margen und Währungsrisikomanagement.

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