Aktienstudie: 140 Milliarden Rendite in fünf Jahren verschenkt

Viele verschiedene Flaggen vor blauem Himmel
Foto: PantherMedia / Alan
Aktuell stammen nur 46 Prozent der Aktien in den Depots der Deutschen von internationalen Unternehmen. Dabei haben gerade diese in den vergangenen Jahren den Anlegern hohe Gewinne eingebracht.

Deutsche Anleger investieren am liebsten in heimische Aktien: Mit 52 Prozent der zwischen 2018 und 2022 getätigten Aktieninvestments floss mehr als die Hälfte in Beteiligungen an deutschen Börsenwerten – und das, obwohl die ausländischen Aktien deutscher Privatanleger in dieser Zeit eine fast acht Mal so hohe Rendite erwirtschaftet haben.

Die Folge: Anleger verschenkten durch diesen sogenannten „Home Bias“ seit 2018 fast 140 Milliarden Euro an zusätzlicher Rendite. Zu diesem Ergebnis kommt eine Sonderauswertung des Whitebox Rendite Radars. Insgesamt haben deutsche Anleger in den vergangenen fünf Jahren 58 Milliarden Euro in deutsche Aktien investiert. Das ist mehr als in Beteiligungen an ausländischen Unternehmen (52 Milliarden Euro, exkl. Fonds und ETFs).

Aktuell stammen nur 46 Prozent der Aktien in den Depots der Deutschen von internationalen Unternehmen. Dabei haben gerade diese in den vergangenen Jahren den Anlegern hohe Gewinne eingebracht: Die Gesamtrendite pro Jahr lag seit 2018 durchschnittlich bei 11,8 Prozent. Deutsche Aktien dagegen brachten jährlich nur 1,8 Prozent Rendite im Durchschnitt ein. „Deutsche Anleger haben mit ihren Aktieninvestments seit 2018 Kursgwewinne von insgesamt 31 Milliarden Euro erzielt. Diese unterteilen sich in Kursgewinne von 62 Milliarden Euro mit ausländischen Titeln und deutsche Aktien mit kumulierten Kursverlusten von 31 Milliarden Euro. Trotzdem bestehen die Depots der Deutschen immer noch zu 54 Prozent aus deutschen Aktien.

Investitionen breit über verschiedene Regionen streuen

Quelle: Whitebox

„Damit verschenken sie eine noch bessere Rendite“, sagt Salome Preiswerk, Geschäftsführerin und Co-Gründerin von Whitebox. Zum Vergleich: Der Anteil der deutschen Wirtschaft am globalen Bruttoinlandsprodukt beträgt lediglich 4,4 Prozent. Hätten die Anleger den Anteil deutscher Aktien in ihren Depots auf diesen Wert angepasst, hätten sie seit 2018 rein rechnerisch eine Rendite von 216 Milliarden Euro erzielen können. „Der Home Bias kostete die Anleger in fünf Jahren also 140 Milliarden Euro an Rendite. Das zeigt, wie wichtig es ist, seine Investitionen möglichst breit über verschiedene Regionen zu streuen“, betont Preiswerk.

Wende zu „Germany First“ nach 2020 Erstaunliches offenbart auch die zeitliche Analyse des Anlageverhaltens. So haben deutsche Privatanleger gerade im Aktienboom des ersten COVID-19-Jahres 2020 fast 50 Prozent mehr in internationale Aktien investiert als in nationale. Dieser Trend hat sich in den Folgejahren allerdings wieder umgekehrt. „2022 wurde dann sogar nur noch halb so viel in internationale Aktien investiert wie in nationale. Es scheint so, als hätten deutsche Anleger gerade in schwierigeren Marktphasen eine vermeintliche Sicherheit in deutschen Werten gesucht, die es so in den letzten Jahren nicht gab“, analysiert Salome Preiswerk das Anlegerverhalten der jüngsten Zeit.

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