Andreas Pohl (DVAG) im Exklusiv-Interview: „Beratung ist heute gefragter denn je“

Andreas Pohl, DVAG
Foto: DVAG
Andreas Pohl: „Das Rekordjahr 2023 ist eine sensationelle Leistung unserer Vermögens­beraterinnen und Vermögensberater.“

Die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) ist Deutschlands größte eigenständige Finanzberatung. Auch 2023 hat das Familienunternehmen Umsatz und Ergebnis weiter gesteigert und sogar Rekordwerte erzielt. Cash. bringt die brandneuen Geschäftszahlen und ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden Andreas Pohl.

Trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen und einer durch den Ukraine-Krieg, hohe Inflation oder gestiegene Zinsen vielfach verunsicherten Kundschaft hat die DVAG im abgelaufenen Jahr ein Rekordjahr hingelegt. Das geht aus ihrem Unternehmensbericht 2023 hervor. So stiegen die Umsatzerlöse 2023 gegenüber dem Vorjahr um 4,7 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro (siehe Tabelle Seite 116) – den Angaben zufolge ein Alltime-High in der fast 50-jährigen Geschichte des 1975 gegründeten Familienunternehmens, das heute in zweiter Generation von Andreas Pohl geführt wird.
Das gute Neugeschäft bescherte der DVAG einen Jahresüberschuss von 271,8 Millionen Euro, ebenfalls ein Rekordwert und ein Plus von 10,6 Prozent gegenüber 2022. Maßgeblich dazu beigetragen hat das Geschäftsfeld Lebensversicherungen. Insgesamt vermittelten die Vermögensberaterinnen und Vermögensberater der DVAG in dieser Sparte neue Verträge mit einer Versicherungssumme (ohne Berufsunfähigkeitsversicherung) von rund 17,4 Milliarden Euro und damit 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Noch stärker ist das Neugeschäft im Segment Bausparen gewachsen: Plus 23,1 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Rückläufig war hingegen leicht der Bereich Investment (Direktgeschäft) und sehr deutlich der Bereich Baufinanzierung als Folge rapide gestiegener Hypothekenzinsen und Unsicherheiten über die Entwicklung der Immobilienpreise. Die DVAG ist dem Unternehmensbericht zufolge aber zuversichtlich, dass mit wieder sinkenden Zinsen dieses Geschäft wegen der zurückgestellten Kauf- und Bauentscheidungen stark anziehen wird.
Der Gesamt-Vertragsbestand der DVAG inklusive Baudarlehen (Vertragssumme) ist damit Ende 2023 auf die gewaltige Summe von 251,7 Milliarden Euro angewachsen (siehe Grafik). Davon entfällt wiederum mit einem Bestand von 183,9 Milliarden Euro der größte Teil auf Lebensversicherungen (Versicherungssumme ohne BU).


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Insgesamt verzeichnete der Vertragsbestand an Versicherungen 2023 gebuchte Beiträge von 10,8 Milliarden Euro und damit einen Zuwachs von 4,1 Prozent. Dabei konnte das Unternehmen seinen Bestand an Sach-, Haftpflicht-, Unfall- und Rechtsschutzversicherungen im Jahr 2023 um 6,2 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro ausbauen. In den anderen Bereichen der privaten Kranken- und Pflegeversicherung erhöhte sich der Bestand um 6,4 Prozent auf jetzt 1.664 Millionen Euro Jahressollbetrag. Das Neugeschäft in diesem Segment lag mit 86,2 Millionen Euro um 40,8 Prozent über dem Vorjahr.
Neben den nackten Geschäftszahlen stellt die DVAG in dem Unternehmensbericht unter anderem heraus, dass sie ein Familienunternehmen ist und damit zum größten Segment der deutschen Wirtschaft zählt. Demnach sind 86 Prozent der privatwirtschaftlichen Unternehmen inhabergeführt und stellen fast 60 Prozent der Arbeitsplätze bereit (Quelle: Stiftung Familienunternehmen). Ebenfalls auf 86 Prozent kommt den Angaben zufolge eine Studie der Beratungsgesellschaft PwC: Dieser hohe Anteil der 18- bis 29-Jährigen hält Familienunternehmen für vertrauenswürdiger als andere Unternehmen.

Cash. fragte den Vorstandsvorsitzenden Andreas Pohl nach seiner Bewertung des vergangenen Jahres, den aktuellen Herausforderungen – und danach, welche Vorteile ein Familienunternehmen hat:
Die DVAG hat 2023 trotz der insgesamt herausfordernden Rahmenbedingungen erneut ein Rekordergebnis erzielt.

Wie blicken Sie auf dieses Jahr zurück?

Pohl: Die geopolitischen Krisen, sprich die Kriege in der Ukraine sowie im Nahen Osten, hatten und haben weltweit Folgen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft – und auch für uns. Die Menschen sind durch diese turbulenten Entwicklungen immer stärker verunsichert und suchen zudem bei ihren finanziellen Angelegenheiten nach einem verlässlichen und kompetenten Partner. Darum ist das Rekordjahr vor allem eine sensationelle Leistung unserer Vermögensberaterinnen und Vermögensberater, die ihren Kundinnen und Kunden mit individueller Allfinanzberatung stets zur Seite standen. Das zeigt: Gerade bei diesem anspruchsvollen Umfeld ist die Beratung durch sie gefragter denn je!

Gerade der Immobilienmarkt war im vergangenen Jahr alles andere als einfach – Stichworte Zinsanstieg, hohe Baupreise und fallende Objektwerte. Die DVAG kann hierbei beim Bausparen besonders starke Ergebnisse vorweisen. Worauf führen Sie dies zurück?
Pohl: Während der Immobilienmarkt und die Baubranche nahezu eingebrochen sind, erlebt das fast totgesagte Bausparen seit 2022 eine extrem starke Nachfrage. Kein Wunder, denn die Inflationsrate sowie die Entwicklungen am Zins- und Immobilienmarkt sorgten für eine große Verunsicherung bei den Verbrauchern. Gegen Ende des Jahres verloren diese Entwicklungen zwar an Fahrt, dennoch ist die wirtschaftliche Lage durchweg angespannt. Hier zeigt sich auch die Stärke des seit fast 50 Jahren erfolgreichen Allfinanzkonzepts. Mit diesem können unsere Vermögensberaterinnen und Vermögensberater schnell auf Veränderungen am Markt reagieren und zusammen mit unseren Kundinnen und Kunden die bestmöglichen Lösungen für Ihre Anliegen zu finden.

Zu den Aufregern gehörte 2023 unter anderem ein in Brüssel viel diskutiertes generelles Provisionsverbot. Wie erleichtert sind Sie, das dies nun offenbar vom Tisch ist?
Pohl
: Gerade die zuletzt geführte Diskussion um die Einführung eines Provisionsverbotes erhitzte die Gemüter gewaltig – und das zu Recht. Diese Regulierungsinitiative würde völlig über das Ziel hinausschießen und die Lage für viele Verbraucher verschlechtern. Mit einem Provisionsverbot würde schlichtweg eine Kostenhürde für die Beratung geschaffen. Wir möchten weiterhin mit unserer Allfinanzberatung für jede Bevölkerungsschicht erreichbar bleiben. Die freie Auswahl des Beratungsmodells ist hierbei entscheidend. Allen zukünftigen regulatorischen Anpassungen blicken wir aber mit Zuversicht entgegen. Denn regulatorische Änderungen erfordern erfahrungsgemäß ein hohes Maß an Fachwissen und Investitionen. Als größte eigenständige Allfinanzberatung in Deutschland haben wir das nötige Know-how, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Wir können Gesetze schnell und praxisorientiert umsetzen, sodass die zusätzlichen Belastungen für unsere Vermögensberater so gering wie möglich ausfallen.

Ein weiteres Trendthema: Welche Rolle spielt KI heute bereits für die DVAG und die Vermögensberaterinnen und Vermögensberater?
Pohl
: Um unsere Vermögensberater auch bestmöglich von administrativen Aufgaben zu entlasten, treiben wir die Digitalisierung stetig voran. Die Deutsche Vermögensberatung war bei der Integration neuer Technologien schon immer Vorreiter. Und durch den Einsatz, beispielsweise von Künstlicher Intelligenz, digitalisieren und automatisieren wir Prozesse. Zeitintensive manuelle Arbeiten können durch intelligente Algorithmen effizienter erledigt werden und ermöglichen dadurch mehr Zeit für die individuelle Kundenberatung. Zum Beispiel durch einen KI-basierten Helfer zur Unterstützung in der Kundenkommunikation oder einer Hotline, die Standardanfragen mit Hilfe von KI noch schneller beantworten kann. Somit wird Zeit für die Kerntätigkeit, die Beratung des Kunden, freigesetzt. Eine klare Win-Win-Situation für Kunde und Vermögensberater!

Welchen Stellenwert wird trotz aller Digitalisierung die persönliche Beratung künftig behalten?
Pohl
: Nicht nur KI-basierte Tools haben wir entwickelt und eingeführt, auch viele Prozesse und bisher analoge Tätigkeiten wurden erfolgreich digitalisiert, vom elektronischen Antrag bis hin zum digitalen Beratungstool, das immer weiter für aktuelle Marktbedürfnisse fortentwickelt wird. Doch bei allen Vorteilen, die die Digitalisierung und Prozessoptimierung mit sich bringt: Fragestellungen nach der Altersvorsorge, der richtigen Absicherung, aber auch dem Vermögensaufbau sind individuell und emotional besetzt. Für mich ist daher klar, dass die persönliche Beratung hier einen unersetzbaren Wert hat. Ein Faktor, der aktuell gegen eine umfassende Digitalisierung im Bereich der persönlichen Beratung spricht, ist, dass es den Systemen einfach an Einfühlungsvermögen und damit häufig an Empathie fehlt. Deshalb bleibt der Faktor Mensch und dass damit einhergehende Vertrauensverhältnis zwischen Berater und Kunde unverzichtbar, denn Menschen brauchen Menschen.

In der Branche – und generell in der Wirtschaft – ist vielfach zu hören, dass Nachwuchs und qualifizierte Mitarbeiter nur schwer zu finden sind. Wie stellt sich die Situation bei der DVAG dar?
Pohl
: Jeden Monat entscheiden sich rund 140 Menschen für eine Karriere bei der Deutschen Vermögensberatung. Für maßgeblich halte ich in erster Linie die Attraktivität des Berufsbildes des Vermögensberaters und die zahlreichen Perspektiven, die sich bei uns bieten: selbstbestimmtes Arbeiten, Eigenverantwortung und eine flexible Gestaltung der Arbeitszeiten. Bei uns lohnt sich Leistung. Wer möchte, kann Verantwortung übernehmen und ein eigenes Unternehmen aufbauen. Die große Anzahl der Neueinsteiger spricht für sich. Und damit für die besten Rahmenbedingungen, die es am Markt gibt: eine fachliche und persönliche Aus- und Weiterbildung, die branchenweit höchste Standards erfüllt und die beste Qualifizierung bietet. Die Vermögensberaterinnen und Vermögensberater treffen bei uns auf Kollegen und Coaches, die sie bei ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleiten und bei allen Fragen und Anliegen den nötigen Rückenwind bieten. Darüber hinaus gibt es vom IT-Support über ein umfangreiches Weiterbildungsangebot bis zur Klärung regulatorischer Fragestellungen eine umfassende Unterstützung durch uns. Das ist nicht nur für Einsteiger ein großes Plus. Sie profitieren von einem starken Austausch mit anderen Vermögensberatern, dem Service und der Begleitung und müssen nicht als Einzelkämpfer ihren Erfolgsweg suchen.

Welche Vorteile sehen Sie darin, dass die DVAG ein inhabergeführtes Familienunternehmen ist?
Pohl
: Zunächst einmal sind wir in der komfortablen Situation, unseren Fokus nicht auf kurzfristige Renditeziele setzen zu müssen. Vielmehr sind wir auf Langfristigkeit und Stabilität ausgerichtet. Wir denken in Generationen und nicht in Quartalen. Unsere Stärken sind unsere Vielfalt, unsere Flexibilität und unsere Zukunftsgewandtheit. Diese Werte nehmen für mich einen sehr hohen Stellenwert ein. Dabei lässt uns dieser langfristige Blick nicht weniger beweglich werden. Ganz im Gegenteil, unsere Entscheidungswege sind schnell und unbürokratisch. Ein klares Argument für uns als Familienunternehmen.

Inwieweit hat dieser Status vielleicht auch Vorteile bei der Beratung anderer mittelständischer und inhaber-geführter Unternehmen?
Pohl
: Die Deutsche Vermögensberatung ist nicht nur ein Familienunternehmen. Sie vereint eine Vielzahl von Familienunternehmen und selbstständigen Unternehmern unter einem Dach. Diese Vielfalt macht uns nicht nur innovativer; unternehmerisches und verantwortliches Handeln sind tief verankert. Das fördert auch ein tiefgehendes Verständnis für die Wünsche und Ziele der Kunden. Die Gespräche finden auf Augenhöhe von Unternehmer zu Unternehmer statt, was nicht nur Vertrauen schafft, sondern auch dazu beiträgt, langfristige und werthaltige Kundenbeziehungen aufzubauen.

Wie ist insgesamt Ihre Prognose der Geschäftsentwicklung der DVAG für 2024?
Pohl
: Die aktuelle Geschäftsentwicklung ist mehr als erfreulich. Die Nachfrage nach kompetenter und individueller Allfinanzberatung ist ungebrochen! Der Zukunft schaue ich daher optimistisch entgegen. Regulatorische Veränderungen werden zwar die Anforderungen für die private Vorsorge und den Vermögensaufbau wahrscheinlich noch weiter erhöhen. Folglich werden die Themen Geld und Finanzen auch für die Verbraucher immer komplexer. Gute und qualifizierte Allfinanzberatung bietet Antworten auf diese Herausforderungen. Mit unserem zukunftsorientierten Geschäftsmodell, einem hervorragenden Team im Rücken und starken Produktpartnern an unserer Seite, sehe ich uns sehr gut aufgestellt – heute und in Zukunft.

Interview: Stefan Löwer, Cash.

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