EXKLUSIV

Aron Veress & Marcel Vaschauner, Liechtenstein Life: „Deutschland ist bereit für eine neue Investment-Kultur“

Foto: Christoph Schoech
Dr. Marcel Vaschauner (li.) und Dr. Aron Veress: „Unser Fondsangebot muss sich ständig bewähren und für Kunden arbeiten.“

Klassische Garantien waren gestern – Fondspolicen sind die Zukunft. Liechtenstein Life setzt voll auf Investmentkompetenz, flexible Gestaltung und digitale Tools für Makler. Warum das Unternehmen trotz wirtschaftlicher und politischer Krisen auch im achten Jahr in Folge im deutschen Markt wächst, was Vermittler zur neuen Basisrente wissen sollten – und wie Anleger sogar in Schweizer Franken investieren können erklären Dr. Aron Veress, CEO Liechtenstein Life, und Dr. Marcel Vaschauner, CIO Liechtenstein Life, im Gespräch mit Cash.

Liechtenstein Life verbucht seit acht Jahren deutliches Wachstum in Deutschland. Wie wirken sich die aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Krisen auf die Nachfrage nach Fondspolicen?
Veress: Wir verzeichnen trotz der volatilen Märkte solide Wachstumsraten bei Prämien und Assets under Management, insbesondere durch Neukundengewinnung. Wir führen die gute Resonanz auf unsere Positionierung mit einem sehr klaren Fokus zurück: Wir sind spezialisierter Anbieter für private Altersvorsorge und Vermögensbildung auf Basis unserer Investmentexpertise. Wir setzen auf möglichst große Gestaltungsräume und innovative Angebote, die unsere Kunden für vielfältige Ziele nutzen und individuell konfigurieren können. Zudem konnten wir im vergangenen Jahr unser Partnernetzwerk in Deutschland deutlich erweitern und bieten Vermittlern mit innovativen Beratungsansätzen passgenaue Vergütungsmodelle an.

Nach der Anhebung des Höchstrechnungszinses ab 2025: Beobachten Sie eine Rückkehr zu klassischeren Produkten oder bleibt die Nachfrage nach Fondspolicen ungebrochen?
Vaschauner: Der Trend zu Fondspolicen setzt sich fort. Insbesondere bei jüngeren Menschen lässt sich ein Mentalitätswandel erkennen. Deutschland ist unseres Erachtens bereit für eine modernere, kapitalmarktorientierte Investment-Kultur – und wir begrüßen diese Entwicklung. Kunden haben verstanden, dass klassische Produkte mit maximalen Garantien nicht ausreichen, um sich gegen Inflation und Teuerung abzusichern. Je höher die Garantie, desto schwieriger der Kampf gegen das Gespenst der Inflation, was Geldvernichtung und nicht Geldvermehrung bedeutet. Vorsorgende können, wollen und sollen auf das Renditepotenzial der Kapitalmärkte nicht mehr verzichten.

Liechtenstein Life bietet ein umfassendes Fonds-Universum an. Was macht Ihre Investments aus? Wo heben Sie sich ab?
Vaschauner: Unser Ziel ist es, jedem Kunden die Anlagen anzubieten, die die persönlichen Ziele und Interessen möglichst genau abbilden. Dafür bieten wir eine breite, global ausgerichtete Fondsauswahl mit vielfältigen Möglichkeiten zur Diversifizierung, aber unser Fokus liegt auf Qualität, nicht Quantität. Wir haben uns für einen kuratierten Ansatz entschieden: Unser Fonds-Angebot muss sich ständig bewähren und für Kunden arbeiten. Was performt, bleibt im Angebot, was hinter der Erwartung zurückbleibt oder unsere eigenen Qualitätstests nicht besteht, wird ersetzt. Wir bewerten unabhängig und nehmen bewusst keine Provisionen von Fonds-Gesellschaften an. Wir haben derzeit rund 500 Fonds im Portfolio, die nach den Value-for-Money Vorgaben der EIOPA und mit Hilfe unserer eigenen Modelle ausgewählt und kontinuierlich validiert werden. Für diese Investment-Qualität wurden wir mehrfach ausgezeichnet, unter anderem vom Analyse-Institut Smart Asset-Management.

Worin liegen die Vorteile für Kunden?
Veress: Unsere Kunden können ihre Anlagen während der gesamten Laufzeit in Hinblick auf die Gewichtung anpassen oder gänzlich neu ausrichten und beispielsweise auf veränderte volkswirtschaftliche oder geopolitische Entwicklungen setzen. Niemand ist zu Fonds oder Strategien zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses verurteilt, sondern kann über die Zeit verschiedene Strategien verfolgen – ob Nachhaltigkeit, regionale Schwerpunkte oder neue Megatrends wie Gesundheit oder Longevity. Genau wegen der Langfristigkeit von Altersvorsorgeentscheidungen erachten wir die maximale Freiheit bei der Veranlagung als essenziell. Gleichzeitig haben unsere Kunden alle Vorteile eines Versicherungsproduktes. Damit meine ich in erster Linie die attraktive steuerliche Behandlung und die wählbare Verrentung – der Mehrwert beider Aspekte wird oft unterschätzt.

Laut Ihrer Studie zur Altersvorsorge sorgen sich viele Selbstständige um ihre finanzielle Absicherung im Alter. Worin sehen Sie die Hauptursachen für diese Verunsicherung?
Veress: Viele Selbstständige wissen, dass sie ohne die staatliche Rentenperspektive auf eine immense Versorgungslücke zusteuern. Unsere Studie hat gezeigt, dass über die Hälfte der Befragten glauben, den Lebensstandard nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben nicht halten zu können. Umso wichtiger ist es, sie mit finanziell wirksamen Lösungen zu versorgen, bei denen sie neben der Renditeperspektive auch von staatlichen Förderungen profitieren können, wie das bei der Basisrente der Fall ist.

Dr. Aron Veress

Sie haben im Frühjahr 2025 eine neue Basisrente mit einem Fokus auf Unternehmer und Selbstständige auf den Markt gebracht – wie unterscheidet sich dieses Produkt von bisherigen Lösungen etwa in puncto Flexibilität und Renditechancen?
Veress: Unser Tarif Liechtenstein Life Pension bietet vor allem unternehmerisch denkenden Kunden eine Vorsorgemöglichkeit, die sich flexibel an ihre persönliche oder geschäftliche Situation anpassen lässt. Wir sprechen mit dem Basisrente-Tarif Kunden an, die sich Skalierungsmöglichkeiten ähnlich klassischer Fonds-Investments wünschen: Sie können verschiedene Investmentmöglichkeiten aus hunderten Fonds wählen, darunter ETFs und ESG-konforme Nachhaltigkeitsfonds. Wer zudem von einer wertstabilen und unabhängigen Währung profitieren möchte, dem stehen bei uns auch Fonds in unserer Heimwährung, dem Schweizer Franken, zur Verfügung.

Viele Kunden legen Wert auf Flexibilität – etwa bei Fondswechseln, Entnahmen oder Beitragsanpassungen. Wie flexibel sind Ihre Fondspolicen heute – und wohin geht die Entwicklung?
Vaschauner: Wir glauben, dass Standardprodukte in Zeiten von KI und digitaler Kundenberatung nicht mehr zeitgemäß sind. Versicherungen müssen sich dem Leben und den Zielen der Kunden anpassen, nicht umgekehrt. Deshalb sind nach dem Prinzip des „fair use“ diese Anpassungen bei uns gebührenfrei: Von Beginn an kann in über 10 Fonds gleichzeitig investiert werden. Fondswechsel und Umschichtungen sind kostenlos möglich. Bei Bedarf lassen sich das Investment und die Höhe der Beiträge auch während der Laufzeit ändern und die Altersvorsorge mit Zuzahlungen aufstocken. Auch eine Wechselkursgebühr von Euro in Anlagen in Schweizer Franken oder umgekehrt wird bei uns nicht verrechnet. Wir erlauben zudem „fragmented Investments“: Unsere Kunden können selbst kleine Beiträge auf unterschiedliche Investments aufteilen. Hier sind wir von der Investment-Kultur näher an digitalen Fintechs wie Revolut, Robinhood oder Trade Republic – aber mit allen Sicherheitsankern eines klassischen Versicherers.

Fondspolicen ohne Garantien gewinnen an Bedeutung, doch viele Deutsche sind weiterhin risikoavers. Wie begegnen Sie dem Wunsch nach Sicherheit – insbesondere bei jüngeren Zielgruppen?
Veress: Auch in diesem Fall hat der Kunde bei uns die Wahl: Je nach Tarif gibt es optionale Garantiebausteine, die auch wieder abgewählt werden können, wenn eine stärkere Renditeorientierung gewünscht wird. Zudem haben wir für sicherheitsorientierte Anleger selbstverständlich auch attraktive Anleihenfonds in unserem Angebot. Allerdings würden wir gerade bei jüngeren Kunden mit langfristigen Anlagehorizonten immer empfehlen, im Sinne des Kapitalaufbaus jenseits eines Inflationsausgleichs höhere Volatilitäten in Kauf zu nehmen und auf eine stärkere Renditeorientierung zu setzen. Ebenso ist es mehr als berechtigt, einige Zeit vor dem Ablauf in volatilitätsärmere Anlageklassen zu wechseln. Diesen Prozess bieten wir auch automatisiert an.

Kritiker verweisen auf ETFs und Fondsdepots als günstigere Alternativen zur Fondspolice. Welche konkreten Mehrwerte bietet eine Fondspolice dennoch im Altersvorsorgekontext?
Veress: Solche Aussagen fassen wir keineswegs als Kritik auf. Regelmäßige Investitionen in ETFs sind sehr gut – aber wenn Altersvorsorge und Absicherung ein Ziel ist, dann ist es mit der richtigen Veranlagung noch nicht getan. Wir sind davon überzeugt, dass sie am besten innerhalb einer intelligenten Fondspolice geschehen sollte. Zum einen sind fondsgebundene Rentenversicherungen viel mehr als eine reine Kapitalanlage: Gute Renditechancen werden mit einer Langlebigkeitsabsicherung kombiniert, ohne auf einen möglichen Kapitalbezug verzichten zu müssen. Je nach persönlichem Absicherungswunsch kann optional eine Todesfallleistung oder Garantie hinzugewählt werden. Das können Fonds so nicht leisten, ganz zu schweigen von der steuerlich vorteilhafteren Behandlung. Dieses Gesamtpaket lässt sich mit Sparkonten, auch wenn sie in Fonds investieren, gar nicht vergleichen.

Die BaFin fordert mehr „Value for Money“ in der Lebensversicherung. Wie reagieren Sie auf diese Kritik und sichern dabei zugleich Ihre Wettbewerbsfähigkeit?
Vaschauner: Wir verstehen diese Forderung als Anspruch, den jeder Versicherte an Makler und die Versicherungsunternehmen haben sollte: Passende Fondspolicen sollen am Ende ihrer Laufzeit nach Abzug aller Kosten signifikante Renditen erwirtschaften und Vermittler müssen die entsprechenden Weichen für ihre Kunden stellen. Die BaFin hat den Value-for-Money-Ansatz jetzt formalisiert und wir begrüßen das. Tatsächlich macht diese Vorgabe seitens der Aufsicht für uns keinen wirklichen Unterschied, weil wir den Value-for-Money-Gedanken bei unserer Fondsauswahl integriert haben und bereits seit Jahren praktizieren.

Dr. Marcel Vaschauner

Nachhaltigkeit spielt aktuell medial eine geringere Rolle. Wie relevant ist ESG bei Ihren Fondspolicen – und wie gut ist der Vertrieb darauf vorbereitet?
Vaschauner: Wir haben die Performance nachhaltiger Anlagen in einem Forschungsprojekt an der Universität Liechtenstein untersuchen lassen – mit einem überraschend eindeutigen Ergebnis: Langfristige Vorsorgeprodukte mit Komponenten für nachhaltige Entwicklung erzielen tendenziell eine bessere Performance als vergleichbare konventionelle Anlagen. Die richtige Fondsauswahl ist aber dafür entscheidend. Diese Erkenntnisse fließen in unsere Modelle für die Auswahl unseres Fondsangebots. Das ist auch unser Anspruch: Rendite und Nachhaltigkeit ergänzen sich in einem ausgewogenen Portfolio sehr gut. Man muss nicht „grün“ anlegen, sondern vorausschauend – und da sind nachhaltige Anlagen eine wichtige Performance-Komponente. Für unser Fonds-Universum heißt das konkret: Mindestens 50 Prozent aller Fonds haben Nachhaltigkeitskomponenten nach ESG-Artikel 8 oder 9, in der Regel sogar mehr. Grundsätzlich sollten Kunden und Makler die Mischung nachhaltiger Investments individuell für die persönlichen Ziele und Präferenzen bestimmen. Wir stellen dafür sowohl Musterstrategien als auch digitale Tools für individuelle Anlagestrategien zur Verfügung und bieten regelmäßig Webinare für unsere Partner an.

Wie unterstützen Sie Makler konkret beim Vertrieb von Fondspolicen – gerade angesichts wachsender Produktkomplexität und regulatorischer Anforderungen?
Veress: Hier spielen unsere digitalen Tools und Prozesse eine entscheidende Rolle. Über unsere Kunden-App, unsere Partner-Plattform und API-Schnittstellen bieten wir Vermittlern umfassende und modernste Hilfsmittel, die es ermöglichen, die finanzielle Situation der Kunden besser zu analysieren, bzw. zu verfolgen und passgenaue Empfehlungen auszusprechen. So können sie zum Beispiel veränderte Lebensumstände ihrer Kunden besser nachvollziehen, maßgeschneiderte Lösungen anbieten und so dafür sorgen, dass das Anlageportfolio optimal auf die Kunden und die aktuellen Entwicklungen ausgerichtet ist. Auch Kunden profitieren: Sie können Informationen digital zu jeder Zeit abrufen oder Fragen unkompliziert adressieren. Egal ob es um die aktuelle Portfolioentwicklung, die Einsicht in Versicherungsunterlagen, Leistungsansprüche oder um den Bedarf an fachlicher Beratung geht – alles lässt sich ohne Verwaltungsaufwand innerhalb kürzester Zeit beantworten.

Liechtenstein Life bietet mit dem Whole-Life-Produkt eine Lösung für die Nachlassplanung – wie genau funktioniert das Modell, und für welche Zielgruppen ist es konzipiert?
Veress: Liechtenstein Life Wealth ist eine fondsgebundene Lebensversicherung, die auf die speziellen Bedürfnisse von Vererbenden und deren Erben ausgerichtet ist. Mit einer maximalen Laufzeit von 104 Jahren kann Vermögen von einer Generation auf die nächste weitergegeben werden. Was die Police so besonders macht, ist ihre enorme Flexibilität. So sind bis zu zwei Versicherungsnehmer und zwei versicherte Personen vertraglich zugelassen. Diese wie auch die Bezugsberechtigten können je nach der jeweiligen Lebens- und Familiensituation auch wieder geändert werden. So lassen sich zum Beispiel auch neue Lebenspartner, deren Kinder oder nichteheliche Nachkommen berücksichtigen. Entnahmen und Schenkungen aus dem angesparten Kapital sind jederzeit möglich. Eine Termfix-Option sorgt dafür, dass die Fälligkeit der Versicherungsleistung gesteuert werden kann. Vor allem vermögende und hochvermögende Personen profitieren von den vielfältigen Möglichkeiten der Gestaltung – sowohl im Sinne der Nachlassplanung als auch der steuerlichen Belastung.

Welche Vorteile bietet Liechtenstein als Standort für das Nachlassmanagement – etwa in Bezug auf steuerliche Gestaltung oder internationale Flexibilität?
Vaschauner: Liechtenstein steht mit seinen renommierten Finanzhäusern für eine sehr langfristige Investment-Philosophie bei Vorsorge und Vermögensbildung mit Zeithorizonten teilweise für mehrere Generationen – Stichwort Generational Wealth. Wir führen dieses „Prinzip Liechtenstein“ sogar im Namen und sehen das als Verpflichtung für unsere Anlagen. Gleichzeitig profitiert das Unternehmen von der digitalen Expertise und Erfahrung des Managements, das auch Anteilseigner ist und dadurch nur mit nachhaltigem Erfolg des Unternehmens profitiert. Wir sind nicht an kurzfristigen Kursgewinnen interessiert, sondern an langfristiger Good Governance. Der Standort Liechtenstein hat dabei für deutsche Anleger Vorteile vor allem in puncto Sicherheit und Stabilität: Liechtenstein ist Teil der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, aber nicht der Währungsunion. Die Landeswährung Schweizer Franken sorgt für eine im globalen Vergleich extrem niedrige Inflation. Die Schuldenfreiheit des Landes Liechtenstein und regelmäßige Bestnoten der Rating-Agenturen machen uns zu einem sicheren Hafen für Geldanlagen jenseits von Euro und Dollar und zu einer Diversifizierungsmöglichkeit außerhalb der EU.

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