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Betriebliche Krankenversicherung: Wachstumstreiber mit großem Beratungspotenzial

Stuttgarter Vertriebsvorstand Jesko Kannenberg (li.) und SDK-Vertriebsvorstand Olaf Engemann.
Foto: Frank Seifert
Stuttgarter Vertriebsvorstand Jesko Kannenberg und SDK-Vertriebsvorstand Olaf Engemann

Die betriebliche Krankenversicherung wächst zweistellig und wird zum Türöffner im Firmenkundengeschäft. Für Makler, Vermittler und Finanzvertriebe bietet sie enorme Chancen, neue Kunden zu gewinnen und sich als strategischer Partner zu positionieren.

Gesundheit ist ein hohes Gut. Spätestens seit der Corona-Pandemie hat sich das Bewusstsein hierzulande deutlich verschoben. So stieg die Zahl der privaten Krankenversicherungen trotz eines schwierigen Umfelds im vergangenen Jahr um 1,36 Millionen auf 39,9 Millionen Verträge. Besonders dynamisch entwickelte sich die Nachfrage nach der betrieblichen Krankenversicherung (bKV). Immer mehr Gesellschaften sehen in ihr einen entscheidenden Wachstumstreiber im privaten Krankenversicherungsmarkt und positionieren sich entsprechend.

So betont Sascha Marquardt, Leiter des Kompetenzcenters Firmenkunden bei der Hallesche: „Die bKV ist eines von vier zentralen Geschäftsfeldern der Hallesche Krankenversicherung und hat eine hohe strategische Relevanz.“ Auch die BarmeniaGothaer hat das Geschäft mit Unternehmen und deren Mitarbeitenden klar im Blick. Die Gesellschaft versteht sich als „Vollsortimenter“ für Firmenkunden und legt einen großen Fokus auf dieses Feld.

Sascha Marquardt, Hallesche: „Eines von vier zentralen Geschäftsfeldern.“ Foto: ALH

„Die bKV beziehungsweise das Thema Employee-Benefits nimmt dabei aufgrund des strategischen Wachstumspotenzials weiterhin einen sehr großen Stellenwert in der strategischen Ausrichtung der BarmeniaGothaer ein“, erklärt Sarah Hoch, Leiterin Gesundheit Partnervertrieb. Bei der Allianz Privaten Krankenversicherung ist die betriebliche Krankenversicherung längst fest etabliert. Produktvorständin Anke Idstein unterstreicht: „Neben der Voll- und Zusatzversicherung spielt unser Firmenkundengeschäft und insbesondere die bKV eine wichtige Rolle. Sie ist das dritte Segment für unser Unternehmen und seit Jahren ein starkes Wachstumsfeld.“

Zentraler Wachstumstreiber für PKV-Anbieter

Ähnlich sieht es die Hanse Merkur, die die bKV als festen Bestandteil ihres Wachstumsportfolios betrachtet. Vertriebsvorstand Eric Bussert sagt: „Die bKV nimmt bei der Hanse Merkur eine zentrale Rolle ein und ist ein wesentlicher Wachstumstreiber in unserem KV-Portfolio. Wie der gesamte bKV-Markt verzeichnet auch die Nachfrage nach unseren bKV-Lösungen ein kontinuierliches Wachstum.“


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Ohne Zweifel hat die bKV inzwischen ihren Platz als feste Säule in den Unternehmensstrategien gefunden. Nach Angaben des PKV-Verbands verzeichnete die bKV 2024 abermals ein starkes Wachstum. So stieg die Zahl der Beschäftigten mit einem bKV-Vertrag zwischen 2023 und 2024 von 2,1 auf 2,4 Millionen Personen. Ein Plus von 15,8 Prozent. „Die bKV befindet sich weiterhin auf klarem Wachstumskurs“, bestätigt denn auch Alexander Kraus, Fachkoordinator Krankenversicherungen beim Kölner Rating- und Analysehaus Assekurata.

Nach Angaben von Kraus boten Ende 2024 hierzulande 56.500 Unternehmen ihren Mitarbeitern eine bKV an. Ein Zuwachs von 43 Prozent gegenüber 2023. „In den vergangenen zwei Jahren entspricht das einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von etwa 17,5 Prozent. Zum Vergleich: Bei Zusatzversicherungen außerhalb der bKV lag das Wachstum im gleichen Zeitraum lediglich bei rund 2,5 Prozent“, erklärt Kraus. Die wachsende Bedeutung der bKV zeige sich inzwischen immer deutlicher im Verhältnis zum Gesamtbestand an Zusatzversicherungen. „Lag der Anteil von mehr als zehn Prozent vor fünf Jahren noch im Ausnahmebereich, überschreiten inzwischen mehrere Versicherer diese Marke“, sagt Kraus.

WTW: Viele Firmen setzen künftig auf betriebliche Vorsorge

Die Zahlen zeigen, dass aus dem einst zarten Pflänzchen ein veritabler Baum geworden ist. Und der dürfte kräftig weitersprießen, wie eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung WTW zeigt. Demnach planen viele Firmen, ihre Zusatzleistungen trotz Spardruck weiter auszubauen. Im Fokus: die Vorsorge und insbesondere die Gesundheit. Laut WTW bleibt – trotz wirtschaftlichem Druck – das Thema Mitarbeiter-Benefits für viele Unternehmen ein zentrales Handlungsfeld. Wie die aktuelle Studie „Benefits Trends 2025“ zeigt, planen 61 Prozent der Arbeitgeber in den kommenden drei Jahren, ihre Zusatzleistungen auszubauen.

„Immer mehr Unternehmen nutzen die bKV strategisch – als Teil eines Benefits-Baukastens, um ihre Attraktivität ganzheitlich zu steigern. Die bKV ist dabei oft der erste Baustein“, bestätigt Marquardt. Dabei geht es insbesondere um die Förderung von Gesundheit, Vorsorge und psychischem Wohlbefinden. Im Ranking der Prioritäten steht das Thema Gesundheit klar an erster Stelle: 81 Prozent der Unternehmen setzen auf physische und psychische Gesundheitsangebote. Altersvorsorge und finanzielle Benefits – etwa zur Förderung von Resilienz und Absicherung – gewinnen ebenfalls an Bedeutung. Damit zeichnet sich ab, dass die dynamische Entwicklung in der bKV und der bAV weitergehen dürfte. Laut WTW bietet dies Potenzial für neue Beratungskonzepte. Das gelte insbesondere an der Schnittstelle von bAV, bKV und Gesundheitsmanagement, schreibt die Unternehmensberatung. Laut Hoch wirkt die aktuelle wirtschaftliche Lage wie Treiber und Bremser zugleich.

Hoch bestätigt die Einschätzung von WTW, dass derzeit viele Arbeitgeber unter einem enormen Kosten- und Liquiditätsdruck stünden, was sich aktuell auf die Budgethöhen, welche für Mitarbeiter-Benefits zur Verfügung gestellt werden, auswirke. „Auf der anderen Seite steht aber der immer weiter zunehmende Fachkräftemangel, welcher nach wie vor dazu führt, dass sich Unternehmen mit dem Ziel der Mitarbeiterbindung und -findung sowie der Gesunderhaltung der Belegschaften für die betriebliche Krankenversicherung entscheiden.“ Für das laufende Jahr erwartet die BarmeniaGothaer im bKV-Segment aufgrund der ungebrochenen Nachfrage Rekordwachstumszahlen.

Unternehmen investieren gezielt

Ähnliche Erfahrungen macht die Hallesche. Der Krankenversicherer verzeichnet nach Angaben von Marquardt mehr Anfragen und einen hohen Zuwachs bei den Firmenkunden bei zunehmender Branchenvielfalt. „Die schwierige wirtschaftliche Lage spiegelt sich etwa in der Automobilbranche wider“, erläutert Marquardt. In weiten Teilen der Wirtschaft herrscht hingegen ein akuter Fachkräftemangel. „Die Unternehmen investieren daher gezielt in ihre Arbeitgeberattraktivität. Gesunde Benefits wie die bKV stehen sowohl bei Firmen wie auch Mitarbeitern hoch im Kurs“, betont Marquardt. Besonders deutlich steigt nach Angaben des bKV-Experten die Nachfrage aktuell im KMU-Segment bei Unternehmen zwischen 20 und 500 Mitarbeitenden. „Hier wirkt die bKV wie ein Türöffner ins Employer Branding“, sagt Marquardt.

Anke Idstein, Allianz PKV: „bKV bietet die Chance sich mit hoch im Kurs stehenden Gesundheitsleistungen vom Wettbewerb abzuheben.“ Foto: Allianz/Christian Kaufmann

Nach Angaben von Allianz PKV-Produktvorständin Anke Idstein haben kleine und mittlere Unternehmen schon früher auf die bKV gesetzt als größere. „Sie müssen kreativ sein, wenn es darum geht, Mitarbeitende anzuwerben und langfristig zu binden. Der Arbeitskräftemangel trifft sie besonders stark – und eine bKV bietet die Chance, sich mit hoch im Kurs stehenden Gesundheitsleistungen von Wettbewerbern abzuheben. Wir bieten unsere bKV daher bereits ab fünf versicherten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an. Auch ein kleines Unternehmen kann seinen Mitarbeitenden also eine bKV ermöglichen“, sagt Idstein. Man erlebe allerdings häufiger, dass kleinere und mittlere Firmen einen erhöhten Beratungsbedarf in Bezug auf fachliche Informationen hätten, so Idstein weiter. Dies beginne bei der steuerlichen Behandlung der Beiträge und gehe bis zur ansprechenden und leicht verständlichen Aufbereitung der Mitarbeiterinformationen. „Daher unterstützen wir unsere Firmenkunden während des gesamten Prozesses und stehen auch nach Einführung der bKV mit persönlichen Ansprechpartnern zur Seite. Verwalten lassen sich die Verträge zudem unkompliziert über unser Firmen-Onlineportal“, sagt Idstein.

Besonders beliebt sind nach Angaben von Fonds-Finanz-Geschäftsführerin Christine Schönteich Budgettarife. „Sie bieten eine geeignete Möglichkeit, um in die betriebliche Krankenversicherung einzusteigen“, sagt Schönteich. Sie dominieren inzwischen das bKV-Angebot. Mittlerweile führen nahezu alle Versicherungsgesellschaften entsprechende Tarifmodelle in ihrem Portfolio. Nachgefragt sind ebenso aber auch Vorsorgetarife, damit Erkrankungen möglichst früh erkennen und behandeln lassen, sowie stationäre Tarife, um im Fall einer schweren Erkrankung eine bessere Behandlung zu ermöglichen“, ergänzt Dr. Johannes Neder, Vorstand der Vema-Maklergenossenschaft. Ob Budget- oder doch Bausteintarife – entscheidend sind laut Professor Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung, die Bedürfnisse und der Bedarf des Arbeitgebers.

Seite 2: „Viele Versicherer kalkulieren am unteren Ende“

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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