Die Kombination von Budget- und Bausteintarifen, wie sie einige Versicherer inzwischen im Markt anböten, sei in vielen Fällen eine gute Lösung. „So kann es zum Beispiel sinnvoll sein, einen Budget-Tarif mit einer Absicherung im Krankenhaus oder für Zahnersatz zu kombinieren, die nicht auf ein bestimmtes Budget limitiert ist, da hier hohe Kosten entstehen können, die über das Budget hinausgehen“, erklärt Hauer. Doch wie stark differenzieren sich die Tarife? „Es gibt durchaus sehr unterschiedliche bKV-Angebote im Markt. Der größte Unterschied liegt bereits darin, ob ein Versicherer Budget- und/oder Bausteintarife anbietet“, sagt Hauer.
Laut dem IVFP-Geschäftsführer sind innerhalb der Budget-Tarife zum Teil immer mehr und auch neue Leistungen wie die operative Korrektur der Sehschärfe versichert, die in den Bausteintarifen meist nicht enthalten sind. Zudem würden sich die wählbaren Budgethöhen von Versicherer zu Versicherer unterscheiden. „Es gibt jedoch auch Gesellschaften, die nur über ein kleines Leistungsspektrum mit Tarifen verfügen, die zwar Leistungen bei stationären Aufenthalten oder beim Zahnarzt bieten, aber kaum Leistungen bei ambulanten Behandlungen wie Heilpraktiker, Sehhilfen und Vorbeugung psychischer Leiden vorsehen“, gibt Hauer zu bedenken.
„Viele Versicherer kalkulieren am unteren Ende“
Assekurata-Experte Kraus hält den Markt für Budgettarife sowohl preis- als auch inhaltlich stark umkämpft. „Viele Angebote ähneln sich, klare Alleinstellungsmerkmale sind selten.“ Auch preislich lägen die Angebote dicht beieinander. In den Budgetstufen von 300 und 600 Euro variiert die Spannbreite laut Kraus nur drei Euro um den Durchschnittswert von etwa 22 Euro pro Monat. „Auffällig ist, dass einzelne Anbieter ihre Preisstrategie je nach Budgetstufe variieren, sodass sich die Rangfolge im Wettbewerbsvergleich verschiebt. Viele Versicherer kalkulieren bereits am unteren Ende, um attraktive und zugleich beitragsstabile Angebote machen zu können“, so der Assekurata-Experte.
Das Analysehaus hat zudem beobachtet, dass viele Versicherer versucht hätten, auf sogenannte Sublimits zu verzichten. Dadurch seien die Tarife noch einfacher für die Kunden zu verstehen und auch leichter in der vertrieblichen Ansprache, da es für einzelne Leistungen keine unterschiedlichen Budgetbeschränkungen gebe, erklärt Kraus. „Gleichzeitig kann der Verzicht auf Sublimits jedoch zu überdurchschnittlich hohen Leistungsausgaben führen, wie in einigen Fällen bereits geschehen. Deshalb hat sich dieser Ansatz nicht nachhaltig durchgesetzt“, sagt Kraus.
Darüber hinaus gewinnen Gesundheitsservices zunehmend an Bedeutung. „Assistance-Leistungen haben sich im Kontext von einstigen Zusatzangeboten zu einem zentralen Bestandteil moderner Vorsorgekonzepte entwickelt“, sagt Hallesche-bKV-Leiter Sascha Marquardt. „Services wie medizinische Beratungshotlines, Terminmanagement, Zweitmeinungsangebote oder digitale Gesundheitsanwendungen wie Gesundheits-Apps oder telemedizinische Konsultationen werden von Arbeitgebern oder Mitarbeitenden erwartet“, so Marquardt weiter.
SDK-Vertriebsvorstand Olaf Engemann hält Gesundheitsdienstleistungen für einen zentralen Baustein: „Als wir 2018 begonnen haben, betriebliche Gesundheitsdienstleistungen auszubauen, wurden wir teils noch belächelt. Unser Ansatz war von Anfang an dreiteilig: neben der betrieblichen Krankenversicherung auch betriebliches Gesundheitsmanagement und Services zur Mitarbeitergesundheit. Heute zeigt sich, wie zukunftsweisend das war.“
Für Hanse Merkur-Vorstand Bussert ist die nahtlose Integration der bKV in bestehende HR-Prozesse ein zentrales Entwicklungsziel, um administrative Aufwände für Unternehmen so gering wie möglich zu halten und gleichzeitig die Nutzerfreundlichkeit zu maximieren. „Gesellschaften, die digitale Services bereitstellen, haben einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Schlanke, digitale Prozesse sind für Unternehmen essenziell, da sie Verwaltungskosten reduzieren und über Reportings Steuerungsmöglichkeiten bieten, um den Bedarf der Belegschaft gut abzudecken“, ergänzt Fonds-Finanz-Geschäftsführerin Schönteich. Thematisch sehen Schönteich wie auch Vema-Vorstand Neder den Vertrieb gut aufgestellt. „Wer sich mit dem Thema bKV befassen möchte, wird heute keine großen Probleme haben, Unterlagen und Schulungsangebote zu finden, die ihn fachlich fit machen“, sagt Neder.
Kein Selbstläufer
Für einen Selbstläufer halten Schönteich wie auch Neder die bKV trotz der beeindruckenden Wachstumsgeschichte allerdings noch nicht. „Viele Unternehmen zögern aufgrund des vermeintlichen betrieblichen Aufwands bei der Einführung einer bKV“, sagt Schönteich.

„Sie ist ins Bewusstsein der Makler gerückt, das sehen wir auch so“, sekundiert Neder. „Aber dort ist auch die bAV seit mehreren Jahrzehnten und dennoch betreiben verhältnismäßig wenige Kollegen dieses Geschäft intensiver.“ Neder vermutet auch hier einen gewissen Grundrespekt vor dem Gewerbekunden: „Wie es auch in der bAV und in Komposit teils zu sein scheint. Wir sehen hier auf jeden Fall noch sehr viel ungehobenes Potenzial.“