DIW-Vorschlag zu mehr Rentengerechtigkeit

Boomer-Soli, Comic, Wohlhabende geben Geld an Bedürftige
Foto: Cash. ChatGPT
Kann der Boomer-Soli die Ungleichheiten im Rentensystem beseitigen?

Die Rentenkasse ächzt unter dem Druck des demografischen Wandels und die Babyboomer gehen jetzt in Rente. Nun bringt das DIW mit dem „Boomer-Soli“ eine Sonderabgabe auf hohe Alterseinkünfte ins Spiel.

Deutschland steht vor einem tiefgreifenden demografischen Wandel. Mit dem Eintritt der Babyboomer in den Ruhestand gerät das umlagefinanzierte Rentensystem massiv unter Druck. Die etablierten Stellschrauben aus Beitragssatz, Rentenniveau, Renteneintrittsalter reichen nicht mehr aus, um die Finanzierung dauerhaft zu sichern, ohne die jüngeren Generationen über Gebühr zu belasten. Vor diesem Hintergrund stellt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem aktuellen Wochenbericht eine neue Option zur Diskussion: eine Sonderabgabe auf hohe Alterseinkünfte, auch bekannt als „Boomer-Soli“.

Das Ziel: Altersarmut vermeiden, ohne Junge zu belasten

Im Zentrum des Berichts stehen zwei Reformoptionen: Erstens eine Umverteilung innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung, wie sie auch vom Sachverständigenrat für Wirtschaft angeregt wurde. Dabei würden niedrige Rentenanwartschaften aufgewertet und hohe gekürzt. Zweitens der Vorschlag des DIW selbst – der „Boomer-Soli“. Dabei handelt es sich um eine Sonderabgabe auf alle Alterseinkünfte ab einem bestimmten Schwellenwert. Beide Maßnahmen sollen das Risiko von Altersarmut senken, ohne die arbeitende Bevölkerung zusätzlich zu belasten.


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Während die Rentenumverteilung langfristig und rechtlich nur schwer umzusetzen ist, ließe sich der „Boomer-Soli“ unmittelbar einführen, so das DIW. Er würde gesetzliche, betriebliche und private Renten ebenso wie Pensionen erfassen. In einer erweiterten Variante sollen Vermögenseinkünfte erfassen. Erwerbseinkommen blieben unberührt, um keine negativen Arbeitsanreize zu schaffen.

Wirkungsvoll? Gerecht? Umsetzbar?

Die Verteilungswirkungen beider Modelle wurden mit Hilfe des Mikrosimulationsmodells GETTSIM auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) berechnet. Ergebnis: In beiden Fällen würde das Einkommen der unteren Renten-Haushalte um rund zehn bis zwölf Prozent steigen. Die Armutsrisikoquote für Menschen ab 65 Jahren würde um über vier Prozentpunkte sinken.

Besonders effektiv zeigt sich der „Boomer-Soli“ in der Variante mit Einbeziehung von Kapital- und Mieteinkünften: Er belastet gezielt Haushalte mit hohem Alterseinkommen, die oft nicht im gesetzlichen Rentensystem sind, aber über erhebliche Ressourcen verfügen. Gleichzeitig bleibt die Belastung für mittlere Einkommensgruppen moderat – deutlich geringer als bei einer reinen Umverteilung in der Rentenversicherung.

Ein neues Verständnis von Generationengerechtigkeit

Der Vorschlag markiert einen Paradigmenwechsel: Nicht mehr nur das Verhältnis zwischen Jung und Alt steht im Fokus, sondern auch die Verteilung innerhalb der älteren Generation. Wer überdurchschnittlich profitiert hat, also durch hohe Einkommen, Vermögen oder lange Lebensdauer, soll stärker zur Stabilisierung der Alterssicherung beitragen.

Die Sonderabgabe wäre rechtlich machbar, transparent administrierbar und könnte im Gegensatz zu strukturellen Eingriffen in die Rentenformel auch wieder abgeschafft werden, wenn sich die demografische Lage entspannt, argumentiert das DIW. Für das DIW ist der „Boomer-Soli“ allerdings kein Allheilmittel, wohl aber ein realistisch umsetzbarer Beitrag zur langfristigen Sicherung der Rente – ohne zusätzliche Belastung für kommende Generationen.

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