Nach einem schwachen ersten Quartal haben US-Aktien im zweiten Quartal 2025 ein beeindruckendes Comeback hingelegt. Während viele Marktexperten eine anhaltende Outperformance europäischer Märkte prognostizieren, zeigt die Realität ein anderes Bild: Der Nasdaq100 legte im zweiten Quartal um 17,64 Prozent zu, der S&P 500 um 10,56 Prozent. Der DAX schaffte im gleichen Zeitraum nur 7,36 Prozent, der EuroSTOXX50 lediglich 0,67 Prozent. „Die Totgesagten leben länger, das gilt besonders für US-Aktien“, kommentiert Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank.
Das erste Quartal 2025 war aus Beils Sicht noch stark geprägt von der Euphorie um europäische Märkte. Viele Analysten sahen den Wendepunkt gekommen: Europa würde nun endlich die jahrzehntelange Underperformance gegenüber den USA beenden. „Diese Einschätzung erwies sich als voreilig. Bereits im zweiten Quartal zeigt sich wieder das bekannte Muster: Wenn es um nachhaltiges Wachstum und Innovationskraft geht, führt kein Weg an den USA vorbei“, sagt Mathias Beil.
Comeback der Glorreichen Sieben
Besonders eindrucksvoll ist das Comeback der sogenannten „Glorreichen Sieben“ – jener sieben Tech-Giganten, die in den vergangenen Jahren die Märkte dominiert haben. Sechs der sieben Aktien erholten sich im zweiten Quartal deutlich: NVIDIA führte mit einem Plus von 45,77 Prozent, gefolgt von starken Zuwächsen bei Amazon, Meta, Microsoft, Alphabet. Tesla entwickelte sich noch gut, die weiteren Aussichten sind im Zuge von weniger Fahrzeugauslieferungen und schlechteren Markterwartungen eher negativ. Apple schwächelte mit einem Minus von 7,64 Prozent. „‘Tech is back‘ gilt als Devise für die meisten dieser Unternehmen, aber eben nicht für alle“, sagt Beil.
Wechselkurseffekte berücksichtigen
Die Bewertung der Performance der europäischen Aktienmärkte hängt jedoch auch davon ab, inwieweit Wechselkurseffekte insbesondere beim US-Dollar berücksichtigt werden. Der Dollar hat im zweiten Quartal 8,9 Prozent gegenüber dem Euro verloren, und damit die in Dollar erzielte Performance der US-Aktien aus Sicht eines europäischen Investors geschmälert. „Das bedeutet: In Euro gerechnet relativieren sich die Gewinne an den US-Börsen“, sagt Beil.
Ist die Outperformance der europäischen Aktienmärkte also schon wieder beendet? „Wenn man die Entwicklung wichtiger Indizes im zweiten Quartal ansieht und nicht den schwachen US Dollar berücksichtigt heißt die Antwort: Ja“, erklärt Mathias Beil. Die niedrige Performance des EuroSTOXX50 von nur 0,67 Prozent im zweiten Quartal spreche eine deutliche Sprache. In Europa könnten zwar massive Konjunkturpakete kurzfristig Vertrauen schaffen, es fehlten aber die strukturellen Reformen für nachhaltiges Wachstum.
Langfristige Chancen in den USA nicht verpassen
Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet dies nach Einschätzung von Mathias Beil: „Wer auf kurzfristige Trends setzt, läuft Gefahr, die langfristigen Gewinner zu verpassen. Die ‚Glorreichen Sieben‘ haben nicht umsonst über Jahre hinweg die Märkte geprägt. Ihre Innovationskraft und Skalierbarkeit sind schwer zu replizieren. Auch wenn einzelne Titel wie Apple temporär schwächeln, bleibt das Gesamtbild positiv“, so Beil.