Nicht hinterm Berg hält Marktführer Exporo mit seinen Zahlen. Auch nach einem Rückgang des Vermittlungsvolumens von über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr bleibt das Unternehmen 2024 die größte Plattform im Cash.-Ranking. „Das Geschäftsjahr 2024 war stabil mit leicht positiven Tendenzen. In Summe merkt man aber schon noch die Zurückhaltung der Investoren marktweit, vor allem in der Assetklasse Immobilien“, berichtet Exporo-Vorstand Simon Brunke. „Zwei wesentliche Faktoren haben das Jahr positiv beeinflusst: die steigende Nachfrage nach alternativen Investments und das wachsende Interesse an nachhaltigen Anlageformen“, so Brunke. Seit Herbst 2023 bietet Exporo neben Immobilien- auch Erneuerbare-Energien-Finanzierungen an.

Von einer hohen Nachfrage in letzterem Segment berichtet auch Thomas Schoy, Mitinhaber und Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Privates Institut. Das Unternehmen ist auf die Entwicklung von Solarparks, deren Aufteilung in „einzelbetriebsfähige Teilanlagen“ und den Verkauf an Einzelinvestoren spezialisiert. „Wir nutzen Crowdinvesting ausschließlich als Zwischenfinanzierungsinstrument für die Errichtung der Anlagen, die wir parzelliert als Direktinvestment an unsere Kunden verkaufen und im Folgenden verwalten“, erklärt Schoy. Insgesamt fünf Millionen Euro für drei Projekte hat das Unternehmen 2024 über die Plattform Klimaschwarm eingeworben.
„Aktuell bieten wir Verzinsungen von 4,25 Prozent für eine Laufzeit von maximal zwei Jahren“, so Schoy. Die Emissionen erfreuen sich einer stark wachsenden Nachfrage, sagt er. So habe das Private Institut Ende März 2025 seine insgesamt neunte Platzierung mit einem Zielvolumen von drei Millionen Euro gestartet. „Der Gesamtbetrag war in weniger als einer Stunde eingeworben“, betont Schoy.
Turbo-Platzierung mit Nachrangdarlehen
Bemerkenswert: Die Turbo-Platzierung gelang mit einer vergleichsweise niedrigen Verzinsung – andere Crowd-Finanzierungen stellen derzeit meistens Renditen im Bereich von sieben bis neun Prozent pro Jahr in Aussicht. Und sie erfolgte mit einer klassischen Vermögensanlagen-Schwarmfinanzierung (Nachrangdarlehen) über eine Plattform, die laut Website-Impressum über eine Erlaubnis nach Paragraf 34f GewO verfügt. Warum das wichtig ist, dazu später.
Profitiert vom Trend zu nachhaltigen Investments hat auch eine andere Plattform: Die darauf spezialisierte Wiwin. „2024 war stark! Mit mehr als 20 Millionen Euro konnten wir nicht nur unser vermitteltes Emissionsvolumen im Vergleich zu 2023 mehr als verdoppeln, sondern auch über 2.500 neue Investorinnen und Investoren für Wiwin hinzugewinnen“, berichtete Geschäftsführer René Theis im Rahmen der Marktumfrage Anfang des Jahres.
Wiwin hat im vergangenen Herbst die Lizenz als European Crowdfunding Service Provider (ECSP) erhalten, also als regulierte europäische Plattform. „Im ersten Halbjahr 2025 steht für uns zunächst einmal die technische Umsetzung der ECSP-Lizenz im Fokus. Ganz generell ermöglicht uns die Lizenz, das Wachstum von Wiwin auf die nächste Stufe zu heben“, so Theis. „Konkrete Produktentwicklungen planen wir für das zweite Halbjahr 2025“, kündigt er an.
Zwei Kooperationen von Wiwin
Zunächst verkündete das Unternehmen indes zwei Kooperationen: Zum einen mit der Sachwert Invest GmbH, die zu 100 Prozent zur Sparkasse Bremen gehört und sich auf den Vertrieb tokenisierter Assets in Form „werthaltiger und zukunftsgewandter Sachwerte“ spezialisiert hat. Kunden der Sachwert Invest können demnach künftig in ausgewählte Crowdinvestings von Wiwin investieren. Zum anderen kooperiert Wiwin künftig auf der Produktseite mit der auf Immobilien spezialisierten Plattform Zinsbaustein, die ebenfalls über eine ECSP-Lizenz verfügt*. Die geplanten Anlagemöglichkeiten umfassen demnach Wind- und Photovoltaikanlagen über Startups bis zu Immobilien.
Damit kooperieren zwei der lediglich fünf deutschen Unternehmen, die bislang eine ECSP-Lizenz erhalten haben. Sie gelten damit als voll reguliert und dürfen unter anderem „echte“ Wertpapiere mit fester Verzinsung und harten Sicherheiten anbieten, nicht nur Nachrangdarlehen und Ähnliches. Neben Zinsbaustein und Wiwin verfügen über eine solche Lizenz ausweislich der Datenbank der EU-Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA in Deutschland nur ein Exporo-Unternehmen, EV Digital Invest und Bergfürst (Stand 26. März 2025). Hinzu kommt der deutsch-österreichisch-finnische Zusammenschluss Invesdor, der sich die Zulassung aber in der Alpenrepublik über die dortige Finanzmarktaufsicht besorgt hat.
Deutschland hinkt dem europäischen Ausland damit weiterhin meilenweit hinterher: Insgesamt sind laut ESMA-Datenbank in der EU inzwischen nicht weniger als 234 Plattformbetreiber als ECSP zugelassen, davon 232 mit dem Status „aktiv“. Die meisten davon kommen aus Frankreich (59) und Italien (42). Aber auch einige kleinere Länder wie Belgien, Schweden oder die Slowakei liegen noch vor Deutschland (siehe Grafik nächste Seite). Sie alle können ihre Emissionen ohne weitere Anmeldung in ganz Europa anbieten.