Generationenkonflikte gehören für viele junge Berufstätige zum Arbeitsalltag. Laut dem neuen DAK-Gesundheitsreport erlebt rund ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland regelmäßig Spannungen zwischen jüngeren und älteren Kollegen. Besonders betroffen ist die sogenannte Gen Z – also Erwerbstätige unter 30 Jahren –, von der 28 Prozent über entsprechende Konflikte berichten. Ein Viertel von ihnen fühlt sich dadurch stark oder sehr stark belastet.
Vor allem in Berufen des Gesundheitswesens und der Erziehung sind solche Konflikte häufig: In diesen Branchen geben 30 Prozent der Befragten an, regelmäßig Spannungen zwischen den Generationen zu erleben. Besonders betroffen sind junge Menschen in Teams mit überwiegend älteren Kollegen – fast jeder zweite berichtet hier von Konflikten, 16 Prozent sogar häufig.
„Die neue DAK-Studie ist ein Seismograf der modernen Arbeitswelt: Die Ergebnisse zeigen den Handlungsbedarf auf, damit junge Beschäftigte im Job gesund und zufrieden bleiben“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Die Gen Z ist stärker durch Generationenkonflikte belastet. Außerdem geht sie nachweislich anders mit Krankheiten um als ältere Beschäftigte. Es ist wichtig für Arbeitgeber, Verständnis für die junge Generation zu entwickeln und gezielt ein gesundes Miteinander in der Belegschaft zu fördern. Das Erfolgsmodell der Zukunft sind generationengemischte Teams. Wir müssen in den Unternehmen an einer Generationenbrücke arbeiten.“
„Unternehmen müssen an einer Generationenbrücke arbeiten“
Der Report, der auf Daten von 2,4 Millionen DAK-Versicherten und einer repräsentativen Forsa-Befragung von mehr als 7.000 Beschäftigten basiert, zeigt auch: Die Arbeitszufriedenheit der jungen Generation ist rückläufig. Nur 26 Prozent der unter 30-Jährigen sind mit ihrer Arbeit vollständig zufrieden – 2015 lag dieser Wert noch bei 43 Prozent. Besonders kritisch bewerten sie das Betriebsklima, die Entwicklungsmöglichkeiten und den Gesundheitsschutz.
Die Analyse zeigt zudem, dass Beschäftigte ohne Generationenkonflikte zufriedener sind. Rund ein Drittel derjenigen, die keine Konflikte erleben, geben an, vollkommen zufrieden mit ihrer Arbeit zu sein. Bei den belasteten Beschäftigten sind es nur rund 20 Prozent.
Auffällige Krankheitsmuster und Pandemie-Folgen
Im Jahr 2024 lag der Krankenstand der Gen Z bei 4,7 Prozent – deutlich unter dem Durchschnitt aller Beschäftigten (5,4 Prozent). Gleichzeitig waren junge Arbeitnehmer häufiger, aber kürzer krankgeschrieben. Bei psychischen Erkrankungen zeigt sich ein anderes Bild: 26 Prozent der jungen Beschäftigten berichten über depressive Symptome in den vergangenen zwei Wochen – etwa Niedergeschlagenheit oder Interessenlosigkeit.
Auch beim Umgang mit Krankheiten zeichnet sich ein verändertes Verhalten ab. Über die Hälfte der unter 30-Jährigen arbeitet trotz Krankheit. Der Grund: Rücksicht auf die Kollegen. Ein Drittel nennt die Sorge vor Nachteilen als Grund, sich nicht krankzumelden. Gleichzeitig zeigt sich ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein: 54 Prozent sind seit der Pandemie vorsichtiger im Umgang mit Infekten. 25 Prozent lassen sich heute eher mit Erkältungssymptomen krankschreiben – ein Anstieg gegenüber dem Durchschnitt (18 Prozent).
Erwartungen an die Arbeitswelt
Trotz aller Klischees zeigt die Studie: Die Erwartungen der Gen Z unterscheiden sich kaum von denen anderer Altersgruppen. Wie bei älteren Arbeitnehmern steht für sie ein gutes Verhältnis zu Kolleginnen und Kollegen an erster Stelle, gefolgt von einer attraktiven Bezahlung und einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Allerdings betonen junge Beschäftigte die Bedeutung der Bezahlung häufiger als ältere – 62 Prozent gegenüber 52 Prozent.
Professor Volker Nürnberg, Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement und Mitherausgeber des Reports, plädiert für eine sachliche Auseinandersetzung mit den Ergebnissen: „Verbreitete Klischees über die sogenannte Gen Z sind nicht zu halten und besonders in Anbetracht des demografischen Wandels hilft das Heraufbeschwören von Generationenkonflikten nicht weiter“, so Nürnberg. „Es muss darum gehen, junge Menschen beim Eintritt in die Arbeitswelt gut zu unterstützen, damit sie auch langfristig ihre Potenziale entfalten können. Betriebliches Gesundheitsmanagement kann helfen, mit Vorurteilen aufzuräumen und einen konstruktiven Dialog zu führen, wie vor Ort ein gesundes und produktives Miteinander der Beschäftigten aller Altersgruppen entstehen kann.“