Die Wald-Kolumne: Finanzielle Ziele und neue Realität in Einklang bringen

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Dr. Matthias Wald, Swiss Life

Vielfach wird aktuell eine Zeitenwende beschworen. Für Verbraucherinnen und Verbraucher enden nach einer Phase relativer Stabilität zahlreiche Gewissheiten und Planungskonstanten für ihre Finanz- und Vorsorgesituation. Viele werden über geringere Mittel zur Vorsorge verfügen. Unklare Zukunftsaussichten vergrößern die Unsicherheit. In dieser Krisensituation wächst die gesellschaftliche Bedeutung von Beraterinnen und Beratern. Bestehende Werte müssen gesichert werden. Es gilt, finanzielle Sicherheit und Lebensträume in optimale, individuelle Finanzpläne zu überführen. Der Anspruch an qualifizierte Beratung wächst dadurch und erfordert zusätzliche Expertise.  

Die aktuellen finanziellen Herausforderungen, vor denen die Menschen stehen, sind vielfältig. Ihre Wünsche und Ziele treffen auf explodierende Energiepreise, das Comeback der Inflation, volatile Kapitalmärkte und die Zinswende der Zentralbanken. Hinzu kommen die ökonomischen Folgen von Pandemie, unterbrochenen Lieferketten und des Krieges in der Ukraine. Sie sind womöglich zeitlich begrenzt, aber nur schwer verlässlich vorherzusagen.

Zwei Schlussfolgerungen erscheinen in dieser Gesamtsituation plausibel: Die Budgets zur Vorsorge werden für eine Vielzahl von Menschen – auch bei mittlerem und höherem Einkommen – knapper. Gleichwohl gewinnen dabei eine Vorsorge und eine Absicherung von Risiken eine große Bedeutung. Jedoch ist es für Menschen komplizierter geworden, sich in einer komplexen Gemengelage aus Geldentwertung, Niedrigzins in der Geldanlage, Börsenturbulenzen und verteuerten Immobilienkrediten eigenständig zurechtzufinden. Daraus resultiert ein zunehmender Beratungsbedarf.

Zunehmender Beratungsbedarf trifft auf konstante Wünsche       

So schnelllebig die Krisenzeiten auch sind, so konstant bleiben die Lebensträume vieler Menschen. Eine eigene Studie zeigt: Die Menschen wünschen sich vor allem Gesundheit, sie möchten reisen und ein finanziell selbstbestimmtes Leben führen – und dies nicht nur jetzt, sondern auch im Alter. Partnerschaft und Familie sowie ein Eigenheim darüber hinaus ganz oben auf der Wunschliste. Welche Auswirkungen die finanzpolitische Realität auf die Wünsche und Träume von Menschen hat, zeigt sich an drei Beispielen:

Zwei Drittel der Mieterinnen und Mieter sehnen sich laut Umfragen nach einem Eigenheim. Seit Jahresbeginn haben sich die Konditionen der Baufinanzierung jedoch schnell und erheblich verändert. Die Hypothekenzinsen haben sich seit Jahresbeginn fast vervierfacht. Hinzu kommen stark steigende Baukosten und ein weiterhin hohes Preisniveau. Selbst bei gutem Einkommen ist eine solide Finanzierung momentan nicht mehr so leicht möglich wie im Vergleich zur langen Niedrigzinsphase. Trotzdem können und müssen Beraterinnen und Berater ihrer Kundschaft zur Seite stehen. Ein weiteres Szenario ist das Risiko eines Belastungssprungs in der Anschlussfinanzierung. Für Immobilienbesitzerinnen und -besitzer kann es angesichts des weiter steigenden Zinsniveaus deshalb sinnvoll sein, jetzt mit einem Investmentsparplan oder einem Bausparvertrag Kapitalpuffer aufzubauen, um das Risiko abzumildern.

Die Menschen erhoffen sich ein finanziell selbstbestimmtes Leben – auch im Alter. Das geht nur mit einer ganzheitlichen und individuellen Altersvorsorge. Von jeher spielen dafür nicht nur die Anlagemöglichkeiten zur Ruhestandsplanung eine Rolle. Ebenso relevant sind Notgroschen, kurz-, mittel- und langfristige Anlagen, Wohneigentum sowie die Absicherung der Arbeitskraft und von Hab und Gut. Gerade in Krisenzeiten steigt die Aufmerksamkeit der Menschen für Risiken und damit ihr Wunsch nach einer optimalen Absicherung. Darüber hinaus brauchen gerade Menschen, die aktuell jeden Euro zweimal umdrehen müssen, eine gute Altersvorsorge. Übereilte Kündigungen von Lebensversicherungen führen zum Verlust von wertvollem Versicherungsschutz. Lieber sollten alle Sachversicherungen auf den Prüfstand gestellt werden, mit dem Ziel, qualitativ gleichwertige, aber kostengünstigere Lösungen zu identifizieren. Hier ist eine qualifizierte Beratung sehr wichtig.

Beim Vermögensaufbau gelten auch heute altbewährte Prinzipien: Unsicherheiten können Anlegende am besten durch eine breite Diversifikation begegnen. Über Investmentfonds lassen sich sehr einfach Einzelanlagen und Regionen streuen, aber auch eine zeitliche Streuung durch Sparpläne oder die ratierliche Investition von Einmalanlagen unterstützen in den aktuell sehr bewegten Marktphasen die Stabilität der Kapitalanlage. Klingt einfach, aber eine Beratung ist dabei trotzdem nicht wegzudenken. Denn die Vielfalt bei der Kapitalanlage ist für Nicht-Fachleute unüberschaubar und es stellen sich viele Fragen: Wie verhalten sich Infrastrukturinvestments im Kontext angekündigter Investitionsprogramme? Welche Chancen bietet der Gesundheitssektor in und nach der Corona-Pandemie? Hat der Rohstoffboom seinen Zenit bereits überschritten? Bieten Edelmetalle einen zuverlässigen Schutz gegenüber Kapitalmarktturbulenzen und schwache Währungen? Diese Fragen lassen sich nicht pauschal und erst recht nicht losgelöst von einem geplanten Anlagehorizont beantworten. Daher ist die qualifizierte individuelle Beratung von Menschen so elementar, denn niemand führt ein Standardleben, sondern ein einzigartiges, zu dem die Vermögensplanung passen sollte.

Individuell konfektionierte Vorsorge- und Anlagepläne

Ein ganzheitlicher sowie individueller Beratungsansatz, verbunden mit einer regelmäßigen und dauerhaften Betreuung holt die Menschen dort ab, wo sie sich befinden. Das erfordert eine akribische Datenerhebung und Analyse der persönlichen Situation. Sie beginnt bei der aktuellen Berufs- und Einkommenssituation, berücksichtigt geplante Lebensentwürfe und fragt die individuelle Risikobereitschaft ab. So entstehen individuell konfektionierte Vorsorge- und Anlagepläne, die auch die neue Finanzrealität berücksichtigen sollten. Eine topinformierte qualifizierte Beratung, die Orientierung bietet, erfordert Zeit und Expertise. Hier zeigt sich die Stärke einer größeren Beraterorganisation. Die Beraterinnen und Berater sind gut ausgebildet, erhalten fortlaufend Schulungen und greifen auf das Know-how einer Vielzahl von Spezialistinnen und Spezialisten zurück, welche die neue Situation an den Märkten in allen Facetten analysieren. Je qualifizierter die Informationen der Beraterinnen und Berater sind, desto besser geht es der Kundschaft. Regelmäßige Servicetermine sind gerade in volatilen Krisenzeiten für Kundinnen und Kunden ein immenser Vorteil. Durch qualifizierte Beratung die Selbstbestimmung der Menschen zu sichern – diese Zielsetzung ist ein hohes soziales Gut. Dafür tragen Beraterinnen und Berater insgesamt eine gesellschaftliche Verantwortung. In Krisenzeiten mehr denn je.

Autor Dr. Matthias Wald ist Leiter Vertrieb Swiss Life Deutschland und Vorstand VOTUM Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e. V.

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