Frau Wulff, Herr Gadea, hinter Dentolo steht als Muttergesellschaft die Zurich Deutschland. Gleichzeitig sind Sie Partner der Zurich-Tochter DA Direkt. Sie bezeichnen sich als Insurtech. Was genau ist Dentolo?
Wulff: Wir sind das größte Insurtech im B2C Direktgeschäft in Deutschland. Dabei fokussieren wir uns auf den Digital Health Bereich mit unseren Marken Dentolo für Zahnzusatzversicherungen, Petolo für Tierversicherungen und Vitolo für Krankenzusatz. Mit emotionalem Storytelling erschließen wir neue Kundengruppen, die sich aktuell noch nicht aktiv mit dem Thema Versicherungen beschäftigen. Dazu sprechen wir Kunden personalisiert mit leicht verständlichen Produkten an. Der Online-Abschluss ist so einfach gehalten, dass Neukunden sogar auf dem Weg zur Arbeit in der U-Bahn die Versicherung abschließen können. Mit 100 Prozent digitalen Prozessen machen wir Versicherungen erlebbar. Unsere Kunden können alles bequem von zu Hause aus auf dem Sofa erledigen. Einfache Rechnungen erstatten wir automatisch in weniger als 30 Sekunden.
Vor dem Hintergrund der oben skizzierten Strukturen: Welche Freiräume lassen ihnen die Mutter Zurich beziehungsweise ihr Partner DA Direkt?
Gadea: Die Basis für unseren Erfolg sind starke Versicherungsprodukte mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Hier profitieren wir von der starken Versicherungsexpertise unseres Partners DA Direkt. Als Experten für digitales Marketing und Technologie fokussieren wir uns auf den Ausbau unserer innovativen Vertriebskanäle und unsere digitalen Services. Die DA Direkt – als Versicherungsexperte – fokussiert sich auf die Produktgestaltung und das Underwriting. Gemeinsam haben wir so in den letzten Jahren das „#1 InsurTech“ aufgebaut.
Wie genau funktioniert ihr Geschäftsmodell?
Wulff: Wir haben mit unseren Expertenmarken eigene, reichweitenstarke Vertriebskanäle aufgebaut. Damit können wir effizient und nachhaltig wachsen und das völlig unabhängig von Vergleichsplattformen. Mit Influencern erschließen wir neue Marktsegmente und erreichen Kunden, die sich aktuell nicht mit dem Thema Versicherungen auseinandersetzen. Durch persönliche und emotionale Erfahrungsberichte – mit denen sich unsere Kunden identifizieren können – machen wir sie so auf das Thema Versicherungen aufmerksam und bringen ihnen gleichzeitig unsere Produkte näher.
Sie sind beide kürzlich in die Geschäftsführung der Dentolo Deutschland GmbH aufgerückt. Was sind die größten Veränderungen, die Sie bisher angestoßen haben?
Gadea: Mit Zahnzusatz und Tierkranken sind wir zum größten InsurTech in Deutschland geworden. Diesen Erfolgskurs wollen wir weiter fortsetzen und stärken. Hierzu haben wir vor kurzem im Bereich Krankenzusatz mit Vitolo ein neues Produkt eingeführt. Zusätzlich wachsen wir weiter stark in unseren bestehenden Produkten Dentolo und Petolo.
Insurtechs sind bekannt für ihre disruptiven Ansätze. Damit haben sie den klassischen Gesellschaften in den vergangenen Jahren einige Kopfschmerzen bereitet und gleichzeitig den Markt belebt. Was wir etwa von Amazon kennen, erwarten wir inzwischen auch von Versicherern. Auf welche traditionellen Strukturen oder Prozesse der Versicherungsbranche haben Sie bei Dentolo bewusst verzichtet?
Wulff: Teil unseres innovativen Vertriebsansatzes ist, für jede unserer Produkte hunderte Antragsstrecken live zu haben, welche individuell auf die jeweiligen Kundengruppen zu geschnitten sind. Zusätzlich sind unsere Produkte dafür gebaut, genutzt zu werden. Wir wollen, dass unsere Kunden die Versicherung aktiv erleben. Ein schönes Beispiel in der Zahnzusatzversicherung ist hier die Zahnreinigung: Das ist die am meisten eingereichte Rechnung in den ersten Monaten. Ein Großteil der Deutschen geht regelmäßig zur Zahnreinigung. Wird nach solch einer Zahnreinigung die Rechnung über unser Kundenportal eingereicht – was 85 Prozent unserer Kunden tun – erstatten wir die Rechnung innerhalb von weniger als 30 Sekunden. Unsere Kunden erhalten in Echtzeit eine Auszahlungsbestätigung – und das Längste am gesamten Prozess ist die SEPA-Überweisung.
Sie bieten seit kurzem die Vitolo Krankenzusatzversicherung an. Warum haben Sie sich als Insurtech für das Feld der Krankenzusatzversicherung entschieden?
Gadea: Die Motivation, mit welcher wir damals mit dentolo gestartet haben, war, Kunden vor hohen Zuzahlungen beim Zahnarzt zu schützen. Viele Menschen sind bei der ersten großen Zahnbehandlung überrascht von dem hohen Eigenanteil und haben keinen ausreichenden Versicherungsschutz oder die nötigen Mittel für die gewünschte Behandlung. Aus der gleichen Motivation heraus sind wir in 2021 auch mit unserer Tierkrankenversicherung gestartet. Mit Vitolo gehen wir nun den nächsten Schritt – hier wollen wir Kunden nicht nur vor hohen Kosten schützen, sondern sie dabei unterstützen, gesund zu bleiben. Das System der Gesetzlichen Krankenkasse ist darauf ausgelegt, wieder gesund zu werden – wir wollen helfen, gesund zu bleiben.
Es gibt rund zwei Dutzend PKV-Anbieter, die im Bereich KV-Zusatz aktiv und etabliert sind. Was macht Sie sicher, dass Ihr Ansatz zukunftsfähig ist?
Wulff: Die Gesetzlichen Krankenversicherungen stehen stark unter Druck. Das finanzielle Loch der Krankenkassen beträgt alleine für das erste Halbjahr 2024 über zwei Milliarden Euro. Hieran sehen wir eine klare Tendenz, dass die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen auch in Zukunft weiterhin reduziert werden. Gleichzeitig beschäftigen sich immer mehr Menschen – gerade auch die jüngeren Generationen – aktiv mit dem Thema Gesundheit und Prävention. Hier setzen wir mit unserem innovativen Vertriebsansatz und digitalen Services an, um genau diese Generation zu erreichen und sie dabei zu unterstützen, gesund zu bleiben.
Wir haben in der der Corona-Pandemie massive Entwicklungsschübe in der Digitalisierung gesehen. Amazon hatte ich eingangs bereits erwähnt. Wie sehen Sie die Zukunft der Versicherungsbranche, insbesondere im Hinblick auf die digitale Transformation? Was kommt da noch auf uns zu?
Gadea: Das Leben wird immer digitaler und vieles aus unserem Alltag verlagert sich immer weiter ins Internet. Dies begann vor einigen Jahren mit dem traditionellen Online-Shopping und hat sich jetzt auch gerade mit der Pandemie bis ins Alltags- und Berufsleben durchgezogen, vom Video-Call mit den Verwandten bis hin zu digitalen Vorstandssitzungen. Das Gleiche passiert nun auch in der Versicherungsbranche und hier geben die Marktführer wie Apple, Netflix und Amazon die Kundenerfahrung vor. Das ist der Maßstab, den Kunden zukünftig auch von ihrer Versicherung erwarten. Um diese Erwartungen zu erfüllen, ist es wichtig, eine starke IT-Plattform zu haben, über die solche Kundenerfahrungen realisiert werden können.
Lassen Sie uns ein wenig nach vorn blicken. Was sind Ihre nächsten Ziele und welche Herausforderungen sehen Sie?
Wulff: Wir wollen weiterhin stark wachsen in unseren etablierten Bereichen Zahnzusatz und Tierkranken. Gerade bei der Tierkrankenversicherung sehen wir noch sehr großes Potenzial. Die Versicherungsquote ist hierzulande immer noch sehr gering – nicht nur in Deutschland, sondern allgemein in Europa.Zusätzlich wollen wir weitere Geschäftsfelder aufbauen, allen voran im Krankenzusatzbereich mit dem kürzlichen Start von Vitolo.
Gibt es weitere Geschäftsfelder, die Sie im Fokus haben?
Gadea: Nach dem Start von Vitolo liegt unser Fokus darauf, diesen neuen Geschäftsbereich aufzubauen und parallel das Wachstum in Tier und Zahn voranzutreiben. Zusätzlich schauen wir immer, wie wir unseren erfolgreichen Ansatz des digitalen Marketings in Kombination mit kundenzentrierten Services auch auf andere Geschäftsfelder ausweiten können. Unser Ziel bleibt, möglichst vielen Kunden durch ganzheitliche Lösungen ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen.