F&B – PKV-Rating 2025: Qualität schlägt Preis

Michael Franke
Foto: Franke & Bornberg
Michael Franke: "Die Versicherer rücken wieder die Leistung in den Vordergrund."

Das aktuelle PKV-Rating von Franke und Bornberg zeigt, dass die private Krankenversicherung solide Leistungen bieten – Tendenz steigend. Allerdings erhalten im aktuellen Rating 2025 nur 70 von 897 Tarifen die Bestnote FFF+.

Die Private Krankenversicherung steht 2025 vor spürbaren Veränderungen. Das aktuelle Rating von Franke und Bornberg bescheinigt der Branche solide Leistungen und eine positive Entwicklung. Gleichwohl erreichen aber nur acht Prozent aller geprüften Tarife die Bestnote FFF+. Das Analyseteam von Franke und Bornberg sieht darin ein klares Zeichen für Qualitätsbewusstsein statt reinen Preiswettbewerb.

Gleichzeitig verschärfen politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen die Lage. Ab 2026 steigt die Versicherungspflichtgrenze um knapp elf Prozent auf 77.400 Euro. Damit dürfte der Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung für viele Arbeitnehmer abermals erschwert werden. Die Maßnahme soll die finanziell belasteten gesetzlichen Kassen stabilisieren, schmälert auf der anderen Seite jedoch das Neugeschäftspotenzial der privaten Anbieter.


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Gerade auch, weil die PKV selbst kämpft mit strukturellen Herausforderungen kämpft. Steigende Kosten für Medikamente, Behandlungen und eine alternde Versichertengemeinschaft führen zu wachsenden Belastungen. Seit Jahren steigen die Ausgaben schneller als die Einnahmen, was zunehmend Beitragserhöhungen notwendig macht. Ab Januar 2026 zahlen rund zwei Drittel der Privatversicherten durchschnittlich 13 Prozent mehr Beitrag.

Neue Tarifgenerationen im Fokus

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen bewegt sich der Markt. Nach der LKH im Herbst 2024 haben 2025 auch Axa und Signal Iduna neue Tarifgenerationen eingeführt. „Neue PKV-Tarife bieten auf der einen Seite die Chance, das Leistungsversprechen transparenter und kundenorientierter zu gestalten, auf der anderen Seite fördern sie nicht immer die Tarifstabilität“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg.

Ein Grund für die jahrelange Zurückhaltung der Branche liegt lang Franke in der überfälligen Erneuerung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), die noch aus dem Jahr 1982 stammt. Dennoch schaffen es mehrere neue Tarife direkt in die FFF+-Spitzengruppe. „Die neuen Tarife schaffen es auf Anhieb in die FFF+-Region. Das zeigt: Versicherer rücken wieder die Leistung in den Vordergrund“, so Franke. Damit setzen sich die privaten Anbieter bewusst von den Diskussionen um Leistungskürzungen in der gesetzlichen Krankenversicherung ab.

Neues Bewertungskonzept und digitale Kriterien

Im Rating 2025 erweitert Franke und Bornberg seinen Bewertungsansatz deutlich. Neben Produkt- und Unternehmensbewertungen fließen erstmals Qualitätsdaten aus den map-reports Krankenversicherung ein. „Mit dem PKV-Versicherer geht man im Zweifel eine lebenslange Bindung ein – also lohnt sich genaues Hinschauen, wie die Versicherer wirtschaften“, erklärt Franke.

Ebenfalls neu im Kriterienkatalog sind digitale Gesundheitsanwendungen. Sie sollen Therapien effizienter machen und Kosten senken – ein Gewinn für Versicherer und Versicherte. Richtig eingesetzt, schaffen sie laut Franke „mehr Stabilität für Versicherer und Versicherte gleichermaßen“.

Ergebnisse des PKV-Ratings 2025

Für das aktuelle Rating wurden 897 Tarife untersucht, verteilt auf 18 Bewertungsbereiche mit insgesamt 108 Detailkriterien. Die Bestnote FFF+ wird nur vergeben, wenn mindestens 85 Prozent der maximal 20.225 Punkte erreicht werden. Zudem gelten Mindeststandards wie freie Arztwahl, Kostenerstattung oberhalb der GOÄ, volle Kostenübernahme für Ein- oder Zweibettzimmer sowie ein offener Hilfsmittelkatalog.

Zehn von 31 untersuchten Gesellschaften erhalten mindestens einmal die Bestnote „FFF+ hervorragend“. Dazu gehören Allianz, AXA, Barmenia, Bayerische Beamtenkrankenkasse, DKV, Hallesche, LKH, SDK, Signal Iduna und UKV. AXA und LKH konnten ihre Bewertung durch neue Tarife verbessern, Signal Iduna stößt mit einer neuen Tarifgeneration ebenfalls in die Spitzengruppe vor. Die Marke Deutscher Ring geht in der Signal Iduna auf und verschwindet damit aus der Krankenvollversicherung.

Beiträge und Leistungsunterschiede

Laut Franke und Bornberg zahlen Versicherte im Oktober 2025 für einen Grundschutz zwischen 400 und 700 Euro im Monat. Für Top-Tarife im Neugeschäft werden bei 35-jährigen Versicherten inklusive Pflegepflichtversicherung rund 700 bis 1.000 Euro fällig. Selbstbehalte und Beitragsrückerstattungen bei leistungsfreien Jahren helfen, die Kosten zu steuern. Gleichzeitig profitieren Versicherer von gesundheitsbewusstem Verhalten ihrer Kundinnen und Kunden.

Digitale Gesundheitsanwendungen als Zukunftsfaktor

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) gewinnen zunehmend an Bedeutung. Sie ergänzen klassische Gesundheitsprogramme durch Apps, Online-Coachings oder Telemedizin und unterstützen Versicherte im Alltag. Themen wie Beweglichkeit, Stressbewältigung, psychische Gesundheit oder Nachsorge nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind dabei typische Einsatzfelder. „Ob und in welchem Umfang Kosten übernommen werden, hängt vom jeweiligen Versicherer und Tarif ab“, erklärt Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken bei Franke und Bornberg.

Zweitmeinungs-Diagnosen und telemedizinische Angebote entwickeln sich laut Monke zu wichtigen Elementen moderner Versorgung. „Digitale Services sind niederschwellig, jederzeit verfügbar und vergleichsweise günstig. Einige Krankenversicherer bauen bereits eigene Gesundheitsplattformen mit Telemedizin, elektronischer Patientenakte und individuellen Coaching-Programmen auf.“

Monke sieht in digitalen Lösungen einen Wendepunkt: „Die Zukunft der medizinischen Versorgung ist hybrid.“ Eine intelligente Kombination aus digitalen und klassischen Angeboten könne Ressourcen besser nutzen und die Kosten im Gesundheitssystem nachhaltig senken.

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