Gold oder Aktien – welches Investment sinnvoll ist

Goldbarren auf einem Aktien- und Aktienchart
Foto: PantherMedia/BrianAJackson
Goldrendite: zwischen Mathematik und Mythos

Gold ist zwar primär Krisenschutz, doch lässt sich damit auch eine lukrative Geldanlage bewerkstelligen? Aktien gelten gemeinhin und vor allem langfristig als rentabler. Andererseits ist Gold immer sehr gefragt und der Preis in den vergangenen Jahrzehnten kräftig gestiegen. Die Frage ist also: Wie ist denn die tatsächliche Rendite des Edelmetalls für einen Anleger im Euro-Raum im Vergleich zum Aktienmarkt? 

Gold oder Aktien? Die Frage wird unter Anlegern immer wieder diskutiert und sie stellt sich immer wieder aufs Neue. Dabei kann es darauf keine allgemeingültige Antwort geben, denn je nach Zweck des Investments müsste mal Gold, mal der Aktie der Vorzug gegeben werden. Will ein Anleger mit einem Investment eine Versicherung gegen Währungskrisen, also Vermögensschutz und Werterhalt in den Vordergrund stellen, ist Gold zweifellos erste Wahl. Beim Inflationsschutz liegen eher Aktien vorn, ebenso, wenn eine Dividende gefragt ist. 

Da aber der Goldpreis durch Angebot und Nachfrage gebildet wird, kann sein Preis wie ein Aktienkurs steigen oder fallen. Geht es dem Anleger also primär um die Rendite, ist die Frage berechtigt. Was also beschert Anlegern mehr Rendite? Gold oder Aktien?


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Wer für einen hiesigen Anleger diese Frage klären will, sollte sich die Goldpreisentwicklung nicht in US-Dollar, sondern in Euro ansehen. Schließlich muss er sein Gold in Euro bezahlen und erhält bei einem Verkauf Euros zurück. Da der Wechselkurs Euro/US-Dollar von vielen Faktoren abhängt und im Zeitverlauf stark schwankt, würde eine Dollar-Betrachtung keinen realistischen Renditevergleich zulassen. 

Da es zudem unsinnig ist, die Wertentwicklung einer Unze Gold mit der Aktie nur eines Unternehmens zu vergleichen, stellen wir der Goldpreisentwicklung Aktienindizes gegenüber, beispielsweise dem amerikanischen S&P 500 oder dem europäischen STOXX Europe 600. Beide Indizes sind Kursindizes, das heißt: Dividenden fließen nicht mit ein.

Über den langen Zeitraum von rund 15 Jahren zeigt sich ein erstaunliches Bild: Gold wird lediglich vom S&P 500 knapp übertroffen. Dabei hatte Gold noch bis 2018 die Nase vorn, seitdem bewegen sich Goldpreis und der US-Aktienindex unter Schwankungen auf Augenhöhe. Aktuell liegt der S&P 500 mit einem Plus von 264 Prozent vor Gold, das aber immerhin auf ein Plus von rund 241 Prozent kommt. Der STOXX Europe 600 blieb während des ganzen Betrachtungszeitraums deutlich dahinter zurück und schafft gerade mal einen Zuwachs von etwa 50 Prozent in den 15 Jahren.

Gold auf Augenhöhe mit Aktien

Selbst bei Betrachtung einer Zeitspanne von 30 Jahren bleibt diese Rangfolge erhalten, wenn auch mit deutlich größerem Abstand zugunsten des S&P 500. Ein verkürzter Betrachtungszeitraum für die fünf Jahre seit 2019 liefert ein ähnliches Bild: Der S&P 500 schafft rund 82 Prozent Rendite, Gold etwa 64 Prozent und der STOXX 600 kommt auf circa 32 Prozent. Es zeigt sich über alle drei Intervalle, dass Gold in punkto Rendite mit dem US-Index mithalten kann und in vielen Jahren auch die Nase vorn hatte.

Der Vergleichs-Chart zeigt noch etwas: Gold schlug sich insbesondere in Zeiten fallender Aktienmärkte wie in der Finanzkrise 2008/2009, der Eurokrise 2010 und der Coronakrise 2022 recht robust und rentierte deutlich besser als Aktien. Der Goldpreis entwickelte sich in diesen Zeiten entgegengesetzt zum Aktienmarkt. 

Dass sich Aktien grundsätzlich rentabler entwickeln als Gold, ist also weit weniger eindeutig als häufig behauptet. Gold kann mit Blick auf die Rendite durchaus mit Aktien mithalten. Selbst der DAX, in den auch sämtliche Dividendenausschüttungen der enthaltenen Aktien einfließen, hat sich in den genannten Zeiträumen schlechter entwickelt als der Goldpreis. 

Bei der Gewinnbesteuerung ist Gold klar im Vorteil

Wenn es um die Nettorendite geht, dürfen natürlich die Kosten eines Investments nicht vergessen werden. Aktienkäufe und -verkäufe sind über einen Online-Broker relativ günstig. Wer Aktien langfristig halten will, wird den Transaktionskosten keine hohe Bedeutung beimessen. Wird das Aktieninvestment aber mit Gewinn verkauft, werden allerdings – nach Ausschöpfung des Sparerfreibetrags – 25 Prozent Abgeltungssteuer auf den Ertrag fällig. Umgekehrt können Verluste auch Steuervorteile bringen. 

Wer hingegen Gold in Form von Münzen oder Barren kauft, zahlt dem Händler ein Aufgeld, dass umso mehr ins Gewicht fällt, je kleiner die gekaufte Menge ist. Hinzu kommen Ausgaben für die Aufbewahrung, wenn eine kostenlose Lagerung zuhause zu riskant ist. Ein Schließfach verursacht laufende Kosten, die bei Aktien erst gar nicht anfallen bzw. nur, wenn der Anleger über Fonds am Aktienmarkt investiert ist. Alternativ können Anleger über einen mit physischem Gold unterlegten ETF relativ günstig in das Edelmetall investieren, was allerdings auch mit laufenden Gebühren einhergeht. Bei der Besteuerung aber ist Gold klar im Vorteil: Ein Gewinn aus einem Goldverkauf ist hierzulande nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Ob ein Gold- oder ein Aktieninvestment am Ende günstiger ist, lässt sich nicht verallgemeinern, sondern hängt vom konkreten Fall ab. 

Der Rendite- und Kostenvergleich bringt letztlich zwei wesentliche Erkenntnisse hervor. 

Erstens: Wenn es um die Rendite geht, kann Gold durchaus mit Aktien mithalten und sie in bestimmten Marktphasen sogar übertreffen. Für Gold gilt daher eine alte Handelsweisheit: Der Gewinn liegt im Einkauf. Preis und Zeitpunkt eines Goldkaufs sowie die Haltedauer bestimmen maßgeblich über die Rendite. 

Zweitens: Es kann nicht um die Frage gehen, ob Gold oder Aktien rentabler sind. Denn sie gehören beide in ein ausgewogenes, renditestarkes Vermögensportfolio. Dann spielen Sie ihre Stärken zwar vielleicht zu unterschiedlichen Zeiten aus, sorgen langfristig allerdings beide für eine ansehnliche Rendite. All die anderen positiven Eigenschaften wie Inflationsschutz, Vermögenserhalt und Krisenschutz gibt es quasi gratis dazu.

Autor Önder Çiftçi ist CEO der Ophirum Group.

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