Haftungsdächer: Schwere Tanker

Stefan Schmitt
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Stefan Schmitt

Haftungshäuser müssen Finanzexpertise und hochmoderne Technologie zusammenbringen, wenn sie auch in den kommenden Jahren auf dem Finanzmarkt bestehen wollen. Gastbeitrag von Stefan Schmitt, Inno Invest

Ähnlich anderer großer Märkte wie dem Auto, der Telekommunikation oder auch Maklerpools gibt es einschneidende Veränderungen bei deutschen Haftungsdächern. Wer heute auf dem Finanzmarkt überleben will, muss digitale Prozesse, Künstliche Intelligenz (KI) und modernste Technologie für sich nutzen – in idealer Weise auch für das eigene Unternehmen entwickeln, um sich von IT-Riesen unabhängig zu machen. Die Zeiten der schriftlichen Kontoeröffnung, Excel-Listen und unterschreibungspflichtigen Dokumente ist schlichtweg vorbei. Das seit vielen Jahren proklamierte papierlose Büro hat auch Einzug in die Finanzwelt gehalten – in Form von papierlosem Fondsvertrieb, einer ausgeklügelten und robusten Beratungs- und Protokollierungssoftware oder einem digitalen Anschluss an interaktive Broker … sollte man meinen.

Beim Blick auf die Landschaft der deutschen Haftungsdächer könnte einen jedoch der Eindruck beschleichen, dass diese die aktuellen Entwicklungen verschlafen. Ich sehe ein großes Manko bei einem Großteil der deutschen Haftungsdächer. Es fehlt an Innovation, die Digitalisierung ist nicht weit genug umgesetzt, die Software ist mangelhaft, und ich höre immer wieder von Anbindungsschwierigkeiten. Die deutschen Haftungsdächer gleichen schweren Tankern, die unbeweglich sind und die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben.

Die Zeiten, in denen Anträge in Papierform ausgedruckt, versandt und unterschrieben zugeschickt werden müssen, sind definitiv vorbei. Sie müssen vorbei sein, denn die Folge von aufwändigen Prozessen ist eine Margen-Erosion dieser schweren, unbeweglichen Tanker. Die Geschäftsmodelle jener Haftungsdächer, die immer noch auf Excel und Papier setzen, werden zunehmend teurer. Ständig neue Bafin-Auflagen tragen ihren Teil dazu bei. Die Folge sind Zeitverlust, zusätzliche (unnötige) Kosten, Intransparenz. Ein Haftungsdach, das diese Prozesse komplett automatisiert hat, überzeugt durch geringere Ausgaben, höhere Transparenz und Effizienz.

Private Banking, Anlagevermittlung, Wealth Management sehen heute anders aus. Für Haftungshäuser bedeutet dies, dass sie sich zum einen an die heutigen Bedürfnisse ihrer Kunden anpassen müssen. Zum anderen müssen sie, wenn sie auch künftig präsent sein möchten, in die Zukunft denken und planen, denn in den kommenden Jahren werden Digitalisierung und KI eine noch prägendere Rolle als derzeit einnehmen.

Die Frage „Habe ich an alles gedacht?“ stellt sich nicht mehr

Dafür ist eine intelligente Vermögensverwaltung die Grundvoraussetzung. Sämtliche Prozesse laufen digital ab, die Protokollierung erfolgt schneller, sicherer, transparenter und effektiver – angefangen bei der Eröffnung eines Vermögenskontos bis hin zu Anlageberatung und Anlagevermittlung. Die KI in der Beratungssoftware erkennt Fehler, unterstützt Prozesse und macht die Abrechnung. Damit entwickelt sich bereits heute eine neue Form von Banking, die individuell maßgeschneidert ist. Mit einem hochmodernen Wealth Management öffnet sich ein neuer Zugang für eine breite und neue Gruppe von Beratern.

Die Begriffe „Fintech“ und „Haftungsdach“ müssen eine Symbiose darstellen. Eine ausgeklügelte Software unterstützt das Haftungsdach bei sämtlichen Wealth-Management- und Wertpapier-Prozessen, etwa bei Investment-as-a-Service- und Brokerage-as-a-Service-Prozessen. Das Haftungsdach ist seinerseits eine Wealthtech-Plattform mit allen Verbindlichkeiten und Sicherheiten, die sie heute auch bietet. Wenn beide Systeme Hand und Hand arbeiten, steht für mich außer Frage, dass Haftungsdächer auch in Zukunft absolut sicher sind und damit ihrer Compliance nachkommen werden. Wenn sie das nicht tun … nun ja.

Diese Kombination aus Sicherheit auf der einen und aus Fintech, modernem, digitalem Wealth Management auf der anderen Seite bietet weitere Chancen für die deutschen Haftungsdächer und zugleich für interessierte, Robo-Advisor-affine Finanzanlageberater und gebundene Vermittler. Ein Haftungsdach, das sich in Bezug auf Technologie und KI zukunftsorientiert aufstellt, ist attraktiv, denn Finanzanlagevermittler nach Paragraf 34 f GewO, die keine eigene Lizenz haben, wissen sich durch ein Wealthtech-Haftungsdach auf der sicheren Seite. Zugleich entwickeln sie mit einem modernen Haftungsdach den eigenen Job kontinuierlich weiter. Er passt sich den aktuellen Tendenzen an und ist immer auf der Höhe der Zeit. Zumal sich Anlageberater immer sicher sein können, dass alle Unterlagen komplett sind. Die Software reagiert unmittelbar, wenn ein Dokument fehlt. Die Frage „Habe ich an alles gedacht?“ stellt sich so nicht mehr und verleiht Sicherheit für jeden Prozess innerhalb des Wealth Managements. In meinen Augen eine unschlagbare Kombination für beide Seiten.

Deutsche Haftungshäuser müssen also Finanzexpertise und hochmoderne Technologie zusammenbringen, wenn sie auch in den kommenden Jahren auf dem Finanzmarkt bestehen wollen. Meine Empfehlung lautet: Denkt die Digitalisierung zu Ende! Im Moment sind viele gutgemeinte Ansätze zu sehen, die jedoch mitten im Prozess stecken bleiben. Dabei bietet moderne Technologie großartige Lösungsansätze insbesondere für Wealth Management, Anlageberatung, Anlagevermittlung und Investment. Eine starke und robuste Wealthtech-Software nimmt uns aufwändige Prozesse und umständliche Tätigkeiten ab, um sie schneller, transparenter und sicherer zu erledigen. Damit erhalten wir die Zeit, um uns auf die wesentlichen Aufgaben zu konzentrieren.

Stefan Schmitt ist Geschäftsführer von Inno Invest.

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