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Denny Fish, Janus Henderson Investors: „KI wird jeden Aspekt der Weltwirtschaft verändern“

Foto: Janus Henderson Investors
Denny Fish, Janus Henderson Investors

Nachdem die Mag7 in 2023 wegen überdurchschnittlicher Kurszuwächse für viel Furore gesorgt hatten, kühlte der Hype in 2024 um Nvidia, Apple & Co. mächtig ab. Doch der Technologiesektor hat weiterhin enormes Potenzial. Wir befragten dazu Denny Fish, Portfolio Manager im Global Technology and Innovation Team bei Janus Henderson Investors.

Wie bewerten Sie die aktuelle Lage im Technologiesektor – vor allem nach der starken Erholung der großen US-Tech-Werte?

Fish: Der globale Technologiesektor war seit Beginn meiner Karriere noch nie stärker als derzeit. Der Grund dafür ist die transformative Natur der künstlichen Intelligenz und die Tatsache, dass diese revolutionäre Technologie jeden Aspekt der Weltwirtschaft beeinflussen wird. Wir glauben, dass der Markt noch immer unterschätzt, in welchem Maße die meisten Wirtschaftsakteure auf KI angewiesen sein werden und wie positiv sich dies auf die Gewinne des Technologiesektors in den nächsten zehn Jahren und darüber hinaus auswirken wird.

Inwieweit beeinflussen makroökonomische Faktoren wie Zinsen, Inflation oder geopolitische Spannungen Ihre Einschätzung des Tech-Marktes?

Fish: Zinsen, Wirtschaftswachstum und Geopolitik sind aus zyklischer Sicht von Bedeutung. Niedrigere Zinsen wirken sich sicherlich positiv auf die Bewertungen von Unternehmen aus, die auf langfristige Themen setzen. Aber in dem Zeitrahmen, über den wir hier sprechen, werden weder Zins- noch Geopolitik die Wachstumschancen durch KI in den Schatten stellen können. Nur sehr wenige Menschen erinnern sich 150 Jahre später an das Zinsniveau und die Tagespolitik der industriellen Revolution.

Gibt es innerhalb des Technologiesegments erkennbare Gewinner und Verlierer? Welche Sub-Sektoren zeigen momentan besondere Dynamik oder Schwäche?

Fish: Wie in jeder Branche werden einige Technologieunternehmen von KI profitieren und andere werden feststellen, dass ihre Geschäftsmodelle – oder ganze Branchen – gefährdet sind. Wir investieren in zukunftsorientierte Managementteams und Unternehmen, die die entscheidende Infrastruktur und die leistungsfähigsten Rechenkapazitäten bereitstellen, um eine KI-Zukunft zu ermöglichen. Wir sehen ein starkes Aufwärtspotenzial für Anbieter von Grafikprozessoren (GPUs) sowie für Cloud-basierte Softwareunternehmen, die Zugang zu den wichtigsten Daten und Prozessen ihrer Kunden haben. Hier wird KI einen erheblichen Mehrwert schaffen.


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Welche langfristigen Technologietrends sehen Sie derzeit als besonders investitionswürdig?

Fish: Wenn man davon ausgeht, dass KI bald in den meisten anderen Technologiebereichen – und auch in der Wirtschaft insgesamt – verankert sein wird, lassen sich mehrere ergänzende Entwicklungen identifizieren, die Anleger berücksichtigen sollten. Ein Beispiel hierfür sind stark aufgestellte Cloud-basierte vertikale Softwareanbieter. Weitere Bereiche, die mit KI in Zusammenhang stehen, sind Konnektivität (Schalter und Verkabelung) und Energiegewinnung.

Wie stark fließen Themen wie Digitalisierung, Cloud Computing oder Green Tech in Ihre Sektorstrategie ein?

Fish: Wenn man unter Digitalisierung die Tokenisierung versteht, verfolgen wir diese Entwicklung aufmerksam – insbesondere hinsichtlich Finanzdienstleistungen. Fintech schreitet rasch voran, und technologische Innovationen, die die Sicherheit erhöhen, Transaktionskosten senken und – vielleicht am wichtigsten – Finanzdienstleistungen für weltweit typischerweise unterversorgte Gemeinschaften zugänglich machen, dürften für Technologieunternehmen und ihre Finanzdienstleistungskunden eine attraktive Wachstumsmöglichkeit darstellen. Cloud Computing ist seit langem ein Thema, das uns am Herzen liegt. Die Cloud wird nun ein wesentlicher Faktor für die Bereitstellung von KI-Lösungen für Kunden sein. Green Tech kann sowohl als energieeffiziente Technologie als auch als Nutzung von Technologie zur Schaffung nachhaltigerer Energiequellen verstanden werden. Beide werden eine Rolle dabei spielen, das derzeitige Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu beheben, das durch den hohen Energieverbrauch von KI-Computing verursacht wird.

Wie schätzen Sie die Rolle der Emerging Markets im Technologiebereich ein?

Fish: Ein Großteil der globalen Technologie-Lieferkette – insbesondere im KI-Bereich – verläuft über Schwellenländer. Die Welt ist nach wie vor stark von den Halbleiterchip-Fertigungskapazitäten eines einzigen Landes abhängig: Taiwan. Und Schwellenländer werden zunehmend zu wichtigen Quellen für das Wachstum des Endmarktes im Technologiebereich, sei es im E-Commerce oder im Fintech-Bereich.

Rechnen Sie mit einer Fortsetzung der Dominanz großer US-Tech-Konzerne – wenn ja, warum?

Fish: In vielerlei Hinsicht führt Technologie zu einer Demokratisierung: Denn mit zunehmender Größe steigen auch die Effizienzgewinne, sodass Kunden von US-Hyperscalern einige der fortschrittlichsten KI-Technologien nutzen können. Wir haben jedoch auch eine Phase erreicht, in der die etablierten Unternehmen mit Zugang zu den größten Datensätzen und der Möglichkeit, in zusätzliche Rechenkapazitäten zu investieren, nur noch stärker werden. Dies ist ein gutes Zeichen für viele US-Technologiewerte mit hoher Marktkapitalisierung.

Welche Kriterien sind für Sie bei der Titelauswahl entscheidend – eher fundamentale Bewertung, Wachstumsperspektiven oder technologische Führungsposition?

Fish: In erster Linie investieren wir in Geschäftsmodelle. Die Geschäftsmodelle, die zunächst rund um die Cloud und zunehmend auch um KI aufgebaut wurden, gehören zu den leistungsstärksten, widerstandsfähigsten und cashflow-steigernden, die wir je gesehen haben. Wie erwähnt, unterschätzen viele Bewertungsmodelle weiterhin das Wachstumspotenzial von KI. Aus diesem Grund sind die aus historischer Sicht „hohen” Bewertungen möglicherweise gar nicht so hoch, und einige der Unternehmen mit den stärksten Wettbewerbspositionen könnten im Nachhinein sogar ausgesprochen günstig sein.

Wie balancieren Sie Ihr Portfolio zwischen etablierten Tech-Giganten und innovativen Small- oder Mid-Caps?

Fish: Wir betrachten den Aufbau eines Portfolios unter dem Gesichtspunkt der Resilienz und der Optionalität. Erstere sind Unternehmen, die aufgrund ihrer unverzichtbaren Dienstleistungen und defensiven Geschäftsmodelle über den gesamten Konjunkturzyklus hinweg einen stabilen Cashflow generieren können. Diese Beschreibung trifft zunehmend auf US-amerikanische Mega-Cap-Technologieunternehmen zu. Der Markt entwickelt sich jedoch ständig weiter, und es ergeben sich immer wieder „optionale” Chancen. Dabei handelt es sich um kleine Unternehmen, die von Natur aus volatiler sind, aber unter günstigen Umständen ein Gewinnwachstum erzielen können, das vom breiteren Markt völlig verpasst wird. In Optionalität zu investieren bedeutet, diese unter dem Radar fliegenden Schnellwachstumsunternehmen frühzeitig zu identifizieren.

Was unterscheidet Ihre Fondsstrategie von anderen Technologiefonds am Markt?

Fish: Die Kombination aus Ausgewogenheit, fundierten Analysen und Fokus zeichnet unseren Fonds aus. Wie erwähnt, verwenden wir das Resilienz- und Optionalitäts- Prinzip, bei dem wir die Assets zwischen etablierten, nachhaltig wachsenden Unternehmen und Frühphasenfirmen mit hohem Aufwärtspotenzial aufteilen. Wir sind davon überzeugt, dass dies sowohl Stabilität bietet als auch Zugang zu bahnbrechenden Innovationen. Der Fonds stützt sich außerdem auf ein erfahrenes Technologie-Research-Team, das den Technologiesektor genau kennt, disruptive Trends aktiv identifiziert und die Wettbewerbsposition der Unternehmen versteht. Schließlich verfolgen wir eine globale, aber konzentrierte Strategie. Unser gezieltes Exposure gegenüber Ideen, von denen wir überzeugt sind, bietet eine aktive Alternative zu breiter aufgestellten oder sich an Benchmarks orientierenden Technologiefonds.

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